Hims & Hers revolutioniert den Gesundheitsmarkt – und das mit einer Strategie, die mehr an Netflix als an eine Arztpraxis erinnert.
Vom Start-up zum milliardenschweren Gesundheitskonzern
Hims & Hers Health, Inc. hat sich als einer der führenden Akteure im Bereich der digitalen Gesundheitsversorgung in den USA etabliert. Das Unternehmen verfolgt eine Direct-to-Consumer (DTC) Strategie, bei der Gesundheitsdienstleistungen und verschreibungspflichtige sowie rezeptfreie Produkte über eine digitale Plattform angeboten werden.
Dabei liegt der Fokus auf einer nahtlosen Nutzererfahrung, die Beratung, Diagnose, Rezeptausstellung und Versand von Medikamenten über eine einzige digitale Schnittstelle integriert.
Aktuell konzentriert sich Hims & Hers auf wachstumsstarke Segmente innerhalb des Gesundheitsmarktes, darunter Telemedizin für Hautpflege, Haarausfall, sexuelle Gesundheit, psychische Gesundheit und zunehmend auch Primärversorgung.
Was Hims & Hers besonders auszeichnet, ist die konsequente Markenbildung und der direkte Zugang zum Endkunden. Anders als viele traditionelle Anbieter, die stark auf Versicherungsstrukturen oder physische Praxen setzen, baut das Unternehmen auf ein lifestyle-orientiertes Markenbild, das medizinische Versorgung als Teil des Alltagsverständnisses positioniert.
Gesundheit im Abo
Ein zentrales Element der Unternehmensstrategie ist die technologische Infrastruktur. Die Plattform ermöglicht es Nutzern, innerhalb weniger Minuten einen medizinischen Fragebogen auszufüllen, der anschließend von einem zugelassenen Arzt überprüft wird. Der gesamte Prozess – von der Anamnese bis zur Medikamentenlieferung – ist digitalisiert und durch effiziente Logistikpartner unterstützt.
Dabei betreibt Hims & Hers teilweise eigene Apotheken, was eine zusätzliche Kontrolle über Qualität und Margen erlaubt. Auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz bei der Auswertung medizinischer Daten zur Personalisierung von Therapien wird zunehmend forciert.
Am wichtigsten ist jedoch, dass es Hims & Hers gelungen ist, aus medizinischen Notwendigkeiten eine Art Abo-Modell zu basteln.
Konkret funktioniert es so: Kundinnen und Kunden abonnieren über die Plattform regelmäßig bestimmte Gesundheitsprodukte oder Behandlungen, die dann in festgelegten Intervallen – etwa monatlich – direkt nach Hause geliefert werden. Dies betrifft vor allem rezeptpflichtige Medikamente wie zum Beispiel Mittel gegen Haarausfall oder Akne, aber auch Nahrungsergänzungsmittel, Hautpflegeprodukte oder personalisierte Präparate im Bereich psychische Gesundheit.
Seit einiger Zeit bietet man auch Abnehm-Medikamente wie Ozempic, Wegovy und Zepbound an.
Und plötzlich platzt die Blase
All das führt zu planbaren und wiederkehrenden Umsätzen, einer hohen Kundenbindung und positiven Skaleneffekten.
Alles schöne Worte, doch die Zahlen können sich ebenfalls sehen lassen. Seit dem Börsengang 2020 hat sich der Umsatz von 149 Millionen USD auf 1,48 Mrd. USD nahezu verzehnfacht.
Nachdem das Unternehmen 2023 erstmalig einen positiven Cashflow erzielt hatte und kurz davor stand, schwarze Zahlen zu schreiben, stieg die Aktie zu einem Anlegerliebling auf und der Kurs ging regelrecht durch die Decke.
Das Ganze wurde von etlichen Börsenmedien und Börsen-Bloggern und Youtubern begleitet. Man überschlug sich regelrecht mit Kurszielen. Kein Kurs konnte zu hoch sein.
In den letzten Wochen hat die Aktie jedoch zwei Drittel an Wert verloren und ist von 73 auf 24 USD abgestürzt.
Inzwischen scheint die einstige Hype-Aktie auf ein attraktives Bewertungsniveau gefallen zu sein. Der P/FCF liegt bei 32,4. Die Bewertung ist jedenfalls nicht mehr ausufernd hoch, wie es kürzlich noch der Fall war. Zeitweise lag der P/FCF bei über 100.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache
Darüber hinaus scheint die Wachstumsdynamik ungebrochen zu sein. Nachdem man in den ersten beiden Quartalen des letzten Geschäftsjahres ein Umsatzplus von 46 und 52 % verzeichnet hatte, lag das Plus im dritten und vierten Quartal bei 77 % und 69 %.
Der Gewinn lag im Schlussquartal mit 0,11 USD je Aktie zwar unter den Erwartungen von 0,12 USD. Mit einem Umsatz von 481,1 Mio. USD hat man die Analystenschätzungen von 470 Mio. USD jedoch übertroffen.
Das Ergebnis in einem einzelnen Quartal ist aus meiner Sicht bedeutungslos, das gilt vor allem für ein Unternehmen mit derartigen Wachstumsraten.
Was wirklich wichtig ist, ist die Zahl der Abonnenten – und die konnte in Q4 um 45 % auf 2,23 Millionen gesteigert werden. Gleichzeitig kletterte der Umsatz je Kunde auf Jahressicht um 38 % auf 73 USD.
Der freie Cashflow hat sich von 10,8 auf 59,5 Mio. USD vervielfacht.
Die Bruttomarge ist, wie branchenüblich, hoch und lag bei 77 %. Das unterstreicht, welches Potenzial perspektivisch auch beim Gewinn vorhanden ist.
Wenn man ein Produkt mit einer Bruttomarge von 20 % verkauft, kann man unmöglich eine Gewinnmarge von 21 % erzielen. Bei einer Bruttomarge ist das jedoch möglich.
Es gibt jedoch auch Dinge, die man kritisieren kann. Allem voran die Verwässerung der Aktienbasis. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der ausstehenden Aktien von 222 auf 241 Millionen Stück gestiegen.
Das ist zwar deutlich weniger als das Umsatzwachstum, aus Anlegersicht wäre es jedoch wünschenswert, wenn das in geringerem Umfang geschieht.
Ausblick und Bewertung
Die Verwässerung ist zu einem großen Teil auf aktienbasierte Vergütungen zurückzuführen (SBC). Die indirekten Kosten lagen im letzten Jahr bei 92,3 Mio. USD, was fast der Hälfte des freien Cashflows in Höhe von 198,3 Mio. USD entspricht.
Das Verhältnis der beiden Kennzahlen dürfte sich zwar in Zukunft verbessern und aktienbasierte Vergütungen sind für ein Unternehmen in diesem Stadium auch nicht ungewöhnlich, aber der Vollständigkeit halber sollte darauf hingewiesen werden.
Für 2025 stellt Hims & Hers einen Umsatz von 2,3 – 2,4 Mrd. USD und einen Anstieg des bereinigten EBITDA von 176,9 Mio. auf 270 – 320 Mio. in Aussicht.
Da der freie Cashflow zuletzt auf einem ähnlichen Niveau wie das EBITDA lag, kann man auch mit einem FCF von etwa 300 Mio. USD rechnen.
Das würde einem Anstieg um etwas mehr als 50 % entsprechen, also weitaus mehr als die bisherigen Konsensschätzungen, die einen Anstieg um 24 % auf 1,04 USD je Aktie vorsehen.
Nehmen wir an, dass die Prognostiker richtig liegen, kommt Hims & Hers auf ein forward P/FCF von 26,2.
Das ist in Anbetracht des hohen Wachstums und aller anderen Informationen problemlos vertretbar.

Gelingt jetzt ein Ausbruch über 30 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 35 und 38,50 USD.
Fällt die Aktie jedoch unter 24 USD, muss mit weiteren Kursverlusten in Richtung 18 – 19 USD gerechnet werden.
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