Die im März losgetretene Korrektur der Hermès-Aktie mündete im Sommer in eine hochvolatile Bodenbildung, die jetzt jederzeit vollendet werden könnte. Und ein neuer Aufwärtsimpuls hätte in Sachen Logik durchaus Rückenwind. Aber es gibt auch Aspekte, die zur Vorsicht mahnen.
Durch die Corona-Jahre blieb Luxus begehrt. Ob Hermès, Kering, LVMH oder andere Unternehmen aus dem Bereich Luxusgüter: Umsatz und Gewinn stiegen einfach weiter. Auch höhere Leitzinsen und stark gestiegene Preise schienen die Käufer nicht zu stoppen. Wieder einmal bestätigte sich: Luxus läuft immer, auch in einer Krise. Doch in diesem Jahr drehte der Wind dann doch. Vor allem diejenigen Kunden, die sich nur ab und an ein wenig Luxus dieser Preisklasse gönnen, dürften sich teilweise angesichts der wirtschaftlich schwierigeren Gemengelage zurückgezogen haben.
Die Luxusgüterkonzerne sahen sich zwar mit nur leicht nachgebenden Umsätzen konfrontiert, aber die Margen gerieten stärker unter Druck. Beim Kering erheblich, bei LVMH zumindest in einer unerfreulichen Größenordnung. Indes, bei dem Konzern, der sich schon vorher zum Primus gemausert hatte, nicht: Bei Hermès fielen die jüngsten Ergebnisse gut aus. Für die ersten neun Monate legte der Umsatz um elf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu, die Analysten rechnen daher mit einem erneut steigenden Gewinn pro Aktie in diesem Jahr.
So gesehen ist es nur logisch, dass sich die Hermès-Aktie mit Abstand am besten hielt und, wie der Chart zeigt, mit einem Anstieg über das September-Zwischenhoch bei 2.277 Euro aus charttechnischer Sicht freie Bahn an das im März bei 2.436 Euro markierte Rekordhoch zu erlangen. Dass der Primus auch in Sachen Aktie am stärksten daher kommt, wäre ja nur folgerichtig. Und wenn der Gewinn 2024 erneut zulegt, warum dann nicht auch neue Rekorde im Aktienkurs?
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Expertenmeinung: Das klingt in der Tat folgerichtig, aber da sind doch ein paar Faktoren, die eine solche Erwartung mit einem Fragezeichen versehen. Zum einen ist da der Umstand, dass es nicht ohne Auswirkungen bleibt, wenn ein Unternehmen positiv in der Branche heraussticht: Die Aktie hat über die letzten Jahre eine markante relative Stärke zu den anderen Luxusgüter-Unternehmen ausgebildet und ist dadurch teuer bewertet. Ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 52 auf Basis der durchschnittlichen 2024er-Gewinnschätzungen ist nicht von Pappe.
Und Hermès ist ja kein Hightech-Startup, das hohe Bewertungen durch einen rasanten Gewinnanstieg ruckzuck abbauen könnte. Die Experten erwarten für 2025 im Schnitt zehn Prozent mehr Gewinn pro Aktie. Dann läge das Kurs/Gewinn-Verhältnis Ende 2025 bei 47. Immer noch zu teuer … und es wäre noch höher, wenn die Aktie jetzt weiter zulegen würde.
Dementsprechend verhalten sehen die Analysten die Perspektive. Nur noch die Hälfte der Hermès regelmäßig beobachtenden Experten stufen sie als kaufenswert ein, das durchschnittliche Kursziel liegt bei 2.253 Euro und wäre somit am Freitag erreicht worden. Und noch einen Aspekt sollte man bedenken, bevor man hier zu leichtfertig auf den Zug springt:
Die gesamte letzte Woche ist nicht nur Hermès, sondern so ziemlich alles, was in der Luxusbranche zu den großen Spielern gehört, gestiegen, also auch LVMH, Richemont oder Kering. Das wirkt, als hätte jemand seine Fondsausrichtung zum Monatsbeginn umgekrempelt oder als hätte jemand einen Luxusgüter-ETF neu aufgelegt. So etwas kann aber, wenn diese Käufe erst einmal durch sind, schnell versiegen, daher:
Ja, Hermès könnte dieses am Freitag im Tageshoch bereits getestete September-Hoch bezwingen und sich damit Luft bis zum bisherigen Rekordhoch frei schaufeln. Aber das erscheint wacklig genug, um es sich zweimal zu überlegen, erst jetzt auf diesen auf einmal wieder schnell fahrenden Zug aufspringen zu wollen.
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