Seit Tagen bejubeln die Trader Fortschritte in den Verhandlungen zum Ukraine-Konflikt, für die es bislang keine handfesten Belege gibt. Aber mal angenommen, es käme wirklich zum Ende der Kriegshandlungen … was würde dann aus Rüstungsaktien wie Hensoldt?
Die Käufe der vergangenen zwei Wochen am Gesamtmarkt werden begründet mit der Aussicht auf ein Ende des Zoll-Händels seitens der USA, mit Fortschritten bei den Waffenstillstandsverhandlungen um die Ukraine und zuletzt mit der Aussage des US-Präsidenten, US-Notenbankchef Powell doch nicht entlassen zu wollen, nachdem er am Karfreitag das Gegenteil kommuniziert hatte. Das alles ist, da es nur um vage Aussagen geht, die heute so und morgen anders lauten, eine ziemlich wacklige Angelegenheit.
Und derzeit wäre es zumindest eine große Überraschung, wenn sich in Sachen Ukraine etwas Größeres zum Positiven bewegen würde, denn Russland rückt bislang von seinen Forderungen nicht ab … und die USA können die Ukraine nicht dazu bewegen, diese zu akzeptieren. Aber angenommen, es gäbe in den kommenden Wochen doch Fortschritte, die nicht nur eine Waffenruhe, sondern eine Einigung auf ein stabiles Ende der Kampfhandlungen beinhalten: Was würde dann aus Aktien von Unternehmen, die, wie Hensoldt, einen maßgeblichen Anteil ihrer Entwicklung und Produktion im Verteidigungssektor haben?
Könnte es dann nicht dazu kommen, dass man in der EU den jetzt beschlossenen Prozess einer rasant und umfassend auszubauenden Verteidigungsfähigkeit zurückfährt oder sogar großenteils wieder streicht? Weil Schuldenmachen unpopulär ist und man es politisch ohne eine konkrete Bedrohung nicht durchsetzen kann oder will? Weil man dann konstatieren würde, dass ein schneller Ausbau der Verteidigung zu Lasten der Verschuldung und anderer Bereiche, in denen dafür massiv zusammengestrichen wird, nicht mehr zu vertreten wäre?
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Expertenmeinung: Es könnte so kommen. Aber wie geschrieben: Bislang sind diese Meldungen über Annäherungen bei den Verhandlungen auffällig vage. Und das waren sie schon von Anfang an. Dass es „in Kürze“ gute Nachrichten geben werde, hört man aus Washington mittlerweile seit Monaten, ohne dass sie wirklich auftauchen würden. Ja, es ist möglich, dass ein Durchbruch gelingt und dieser die Pläne der EU, sich wieder zu rüsten, deutlich beeinträchtigt. Aber das ist es immer, jederzeit. Und es ist derzeit nicht wahrscheinlich genug, um Verteidigungstitel wie Hensoldt deswegen schon mal vorsorglich zu verkaufen.
Dass die Rahmenbedingungen wieder werden wie vor dem Amtsantritt von Donald Trump und vor dem Beginn des Ukraine-Krieges, ist nicht wirklich zu erwarten. Und bislang schätzen die Analysten in Bezug auf Hensoldt nur Gewinnsteigerungen von 20 bis 25 Prozent für dieses und die kommenden zwei Jahre. Wird der Plan, in der EU erheblich in die Verteidigungsfähigkeit zu investieren, so umgesetzt, wie man das derzeit auch will, ist die Chance, dass man diese Gewinnperspektive nach oben korrigieren wird, hinreichend hoch, um hier grundsätzlich nach Long-Chancen Ausschau zu halten. Nur sollte man dabei, gerade in einem so volatilen Markt wie derzeit, vorsichtig vorgehen.

Das Chartbild zeigt momentan eine Konsolidierung, die in den letzten Tagen deutlich unterhalb des im März erreichten Rekordhochs von 81 Euro eingesetzt hat. Das Problem der Bullen ist derzeit nicht nur, dass manche vermuten, dass der „Verteidigungs-Boom“ flacher ausfallen könnte als gedacht. Knifflig ist aktuell auch, dass die Aktie markttechnisch überkauft ist, weil sie nach dem erfolgreichen Test der als Support immens wichtigen Kreuzunterstützung aus dem 2024er-Hoch bei 44,58 Euro und der knapp darunter verlaufenden, oberen Begrenzung des mittelfristigen Aufwärtstrendkanals schnell wieder angezogen hatte. Gut möglich also, dass die Konsolidierung noch weitergeht, sofern die Nachrichtenlage keine neuen Impulse liefert, aber:
Das kann durchaus zu einer interessanten Einstiegschance führen. Noch ist diese Kreuzunterstützung und die darunter als bullisches „Sprungtuch“ fungierende 200-Tage-Linie bei aktuell 40,17 Euro zwar ein gutes Stück entfernt. Aber sollte Hensoldt wieder näher an diesen Bereich kommen, den man ideal als Basis für eine Stoppkurs-Absicherung nutzen könnte, wäre ein Einstieg durchaus einen Gedanken wert. Denn mit einem aktuellen Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 34 auf Basis eher konservativ wirkender Gewinnschätzungen muss das bisherige Hoch mittelfristig keinen Deckel für die Aktie darstellen.
Wichtig wäre dabei aber, dass Hensoldt selbst den für den Fortbestand eines mittelfristigen Aufwärtstrends nötigen Optimismus kommuniziert, da sollte man sich den 7. Mai im Kalender anstreichen: Das ist der reguläre Termin für die Bilanz des ersten Quartals.
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