Die E.ON-Aktie notiert aktuell auf dem höchsten Kurslevel seit 2012. In der Liste der Top-DAX-Performer des bisherigen Jahres liegt sie auf Platz 6. Ausgerechnet eine Versorger-Aktie? Müsste da nicht langsam mal das Ende der Fahnenstange erreicht sein?
Ab Mitte September 2024 war es mit der Aktie des Energieversorgers E.ON ziemlich konstant abwärts gegangen. Und gleich zu Beginn des neuen Jahres gab es, nach einem eher zaghaften Erholungsversuch, gleich wieder Druck: Die Aktie setzte auf der Supportlinie bei 10,43 Euro auf, dem markanten Zwischentief vom Oktober 2023. Zu diesem Zeitpunkt hätte wohl kaum jemand auf das Szenario wetten mögen, das dann folgte:

Seit Mitte Januar läuft E.ON wie auf Schienen höher. Dabei wurde alles an Charthürden relativ problemlos überboten, was sich in den Weg stellte: Das Zwischenhoch vom Dezember 2024 bei 12,34 Euro, die 200-Tage-Linie, das 2024er-Mai-Hoch bei 13,48 Euro und zuletzt auch noch das 2024er-Jahreshoch, das im September bei 13,82 Euro markiert wurde.
Dadurch ist die E.ON-Aktie auf den höchsten Stand seit 2021 gelangt und aus markttechnischer Sicht bereits ziemlich heiß gelaufen. Hat sich denn bei den Rahmenbedingungen so viel verändert, dass eine derart deutlich höhere Bewertung gerechtfertigt wäre und idealerweise noch Spielraum für den Kurs nach oben vorhanden ist?
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Expertenmeinung: Die Rallye nahm in dem Moment richtig Fahrt auf, als im Februar klar wurde, dass sich Europa in Sachen Verteidigung zügig auf breitere Füße stellen sollte … und beschleunigte sich nach Verkündung des 500 Milliarden-Infrastrukturpakets. Und auch, wenn die Aktie nicht zwingend in vorderster Linie der Profiteure stehen muss: Dass man seitens des Bundes einiges tun muss und wird, um die Energieinfrastruktur zu modernisieren, ist klar. Und E.ON dürfte davon profitieren. Rein von der Argumentation her passt der Aufwärtstrend also.
Bleibt die Frage, ob ein Kursanstieg von in der Spitze 35 Prozent, gerechnet vom am 13. Januar markierten Jahres-Verlaufstief, nicht schon überzogen ist und daher das Korrekturrisiko deutlich höher wäre als die Luft nach oben.
Wenn man sich die Kursziele der Analysten ansieht, würde die Antwort „Nein“ lauten. Alle die Aktie regelmäßig überwachenden Experten sehen sie entweder als Kauf oder als Halteposition. Das niedrigste der aktuellen Kursziele liegt zwar mit 13,00 Euro unter dem jetzt erreichten Niveau, der Durchschnitt der Ziele läge aber mit 15,48 Euro noch ein gutes Stück höher. Begründbar?
Grundsätzlich ja. Denn auf Basis einer durchschnittlichen Gewinnerwartung von 1,09 Euro für 2025 wäre die Bewertung im Vergleich zu früheren Jahren noch nicht überdurchschnittlich hoch. Und es gibt eben die verlockende Perspektive, dass das Infrastrukturprogramm die Gewinne des Energiekonzerns in den kommenden Jahren deutlich befeuern könnte.
Und dann wäre da ja auch noch dieser Ruf der Energieversorger, relativ „sichere Häfen“ zu sein, wenn das Umfeld kritischer wird. Angesichts der Risiken, die sich durch die US-Wirtschaftspolitik ergeben und die zur derzeitigen Konjunkturschwäche Deutschlands noch hinzukommen, hätte die E.ON-Aktie von dieser Seite ebenfalls noch einen gewissen Rückenwind.
Fazit: Die Aktie ist stark gelaufen, einen den Trend nachhaltig stoppender Deckel ist aber noch nicht wirklich greifbar. Hier erst jetzt neu einzusteigen wäre zwar, wie immer bei neuen Hochs und überkaufter Markttechnik, ziemlich riskant. Am Ball zu bleiben erscheint aber ebenso machbar wie sinnvoll, wenn man nicht vergisst, die Stoppkurse zur Absicherung der Gewinne regelmäßig anzuheben.
Quellenangaben: Analysten-Kursziele: https://finance.yahoo.com/quote/EOAN.DE/analysis/