DEUTZ Aktie Prognose DEUTZ: Derzeit deutlich zu „zockerhaltig“

News: Aktuelle Analyse der DEUTZ Aktie

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DEUTZ
ISIN: DE0006305006
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Zur DEUTZ Aktie

Eine Handelsspanne von über 35 Prozent in drei Handelstagen ist irrwitzig. Wenn eine Aktie die Distanz in dieser Zeit aber nach oben und nach unten zurücklegt, zeugt das davon, dass manche hier nicht mehr zu retten sind … und vernünftige Investoren besser vorerst zuschauen.

Grundsätzlich ist die Aktie des Motorenherstellers DEUTZ ein hochinteressantes Investment. Aber wie bei allem an der Börse wird die Sache gefährlich, wenn die Volatilität aus dem Ruder läuft. Und dadurch die Charttechnik auf „stand by“ geht, man keine tauglichen Stoppkurse mehr setzen kann und in keinem Augenblick weiß, was in ein, zwei Stunden sein könnte. Das ist schon problematisch, wenn chaotische Kursausschläge durch klare, neue Fakten unterfüttert sind. Aber es ist halsbrecherisch, wenn die Phantasie mit den Spekulanten durchgeht und diese von wagemutigen Akteuren zu blindwütigen Zockern werden.

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In der Causa DEUTZ ging es um das Thema Verteidigung, wie zuletzt bei allem, was am Aktienmarkt untypisch starke Kursbewegungen aufwies. Die zunächst fast durchweg nach oben wiesen, was natürlich viele Anleger gelockt haben dürfte, auf einen ohne Fahrplan ins Irgendwo rasenden Zug aufzuspringen.

DEUTZ Aktie: Chart vom 20.03.2025, Kurs 6,185 Euro, Kürzel: DEZ | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DEUTZ Aktie: Chart vom 20.03.2025, Kurs 6,185 Euro, Kürzel: DEZ | Quelle: TWS

Dabei sieht man im Chartbild, dass die DEUTZ-Aktie zwar seit Mitte Januar im Aufwärtstrend unterwegs war, dann aber am 5. März, als der deutsche Aktienmarkt mit einem Kurssprung auf das jetzt fast eingetütete „Sondervermögen“ nebst gelöster Schuldenbremse reagierte, kaum zulegte. Und auch in den Tagen danach war der Kursverlauf zwar grundsätzlich bullisch, von der 20-Tage-Linie als Leitstrahl geführt, aber alles lief in ruhigen Bahnen. Bis Dienstag.

Offenbar hatten diverse Analysten und Anleger sich über das Wochenende auf die Suche nach übersehenen, potenziellen Profiteuren der steigenden Verteidigungsausgaben und der Milliarden für Infrastruktur gemacht. Man fand unter anderem den österreichischen Motorenbauer Steyr Motors und trieb diese Aktie mit dem Argument durch die Decke, dass man da einen militärischen Anteil habe und dieser jetzt immenses Potenzial aufweisen würde. Die Steyr-Aktie vervierfachte (!) sich zwischen Freitagabend und Dienstagfrüh. Und das dürfte dazu geführt haben, dass Akteure erkannten, dass DEUTZ ein artverwandtes Unternehmen mit ebenfalls vorhandenem militärischen Anteil ist … und kauften auch hier.

Per Donnerstag war die Kursexplosion der Steyr-Aktie komplett abverkauft, auch, weil das Unternehmen Bilanz und Ausblick vorgelegt hatte und da nicht von Wundern die Rede war. Am Donnerstag kamen dann die Ergebnisse. Nebst Ausblick von DEUTZ – und auch da fand man keine Argumente, warum die Aktie in der aktuellen Gemengelage so hoch notierten müsste, wie sie das am Mittwochmorgen tat, als sie mit 7,945 Euro den höchsten Stand seit Herbst 2021 erreicht hatte.

DEUTZ meldete ein schlecht gelaufenes Jahr 2024. Wenngleich die Ergebnisse im Rahmen der im Herbst gesenkten Prognose lagen, sie lasen sich dennoch nicht gut: Umsatz im Rahmen der sogenannten fortgeführten Aktivitäten -12,1 Prozent, Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) -46,6 Prozent, EBIT-Gewinnmarge von 7,0 auf 4,2 Prozent gesunken. Der Gewinn pro Aktie fiel von 0,66 Euro im Jahr 2023 auf 0,39 Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr. Und der Blick voraus?

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur DEUTZ Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Der Motorenhersteller sieht eine spürbare Verbesserung der Lage im zweiten Halbjahr, hat aber in die aktuelle Prognose weder den Effekt der (ja auch noch nicht in Kraft getretenen) US-Einfuhrzölle von 25 Prozent noch mögliche Effekte durch die steigenden Staatsausgaben für Verteidigung und Infrastruktur eingerechnet. Ohne diese letztlich in ihrer Wirkung ja auch nicht absehbaren Aspekte sieht man einen 2025er-Umsatz zwischen 2,1 und 2,3 Milliarden Euro (2024: 1,81 Milliarden) und eine EBIT-Gewinnmarge zwischen 5,0 und 6,0 Prozent (2024: 4,2 Prozent, 2023: 7,2 Prozent). Zölle und steigende Staatsaufträge, beides ist momentan noch nicht kalkulierbar, aber die Anleger bekamen dennoch den Eindruck: Man sieht Besserung, aber man sieht die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Wohin die Aktie indes in den Tagen zuvor gestiegen war … und schon begannen die Verkäufe nach dem Motto: Lieber den Gewinn einfahren, solange er noch da ist.

Da DEUTZ im SDAX notiert und eher markteng ist, ist der Effekt untypisch vieler Käufer und Verkäufer im Kurs natürlich besonders extrem. Ein kurzfristiges Über- und Unterschreiten charttechnisch wichtiger Marken ist da jederzeit möglich, ohne dass das dann in Stein gemeißelt sein müsste. Sinnvoll wäre es daher bei Aktien wie diesen, mehr Spielraum zu lassen, bis man eine Linie als gebrochen oder bezwungen einordnet. Im Fokus steht jetzt die den Kurs seit Mitte Januar führende 20-Tage-Linie bei aktuell 5,64 Euro. Hält sie, könnte sich die Aktie allemal stabilisieren, denn auch, wenn der Ausblick vieles offen ließ bzw. offen lassen musste: Hält die Aufwärtstendenz, kann auch die grundsätzlich optimistische Stimmung erhalten bleiben. Bricht diese Linie aber, müsste man mit einem Test der die 200-Tage-Linie einschließenden Supportzone 4,705 zu 4,878 Euro rechnen.

An solchen Unterstützungen zuzugreifen, wäre in einem normalen Umfeld durchaus zu erwägen. Hier aber, wo die Zocker wüten, sollte man sich der dadurch immens gestiegenen Unberechenbarkeit gewärtig sein … für normale Investoren ist die DEUTZ-Aktie, wenngleich völlig unverschuldet, momentan in jedem Fall deutlich zu „zockerhaltig“.

Quellenangaben: Bilanzergebnis 2024, Ausblick 2025, 20.,03.2025: https://www.deutz.com/de/news/pressemitteilungen/news-detail/deutz-behauptet-sich-in-schwierigem-umfeld/

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
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Vorherige Analysen der DEUTZ Aktie

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Mit einem deutlichen Kurssprung über den Widerstand bei 4,40 EUR setzte der deutsche Hersteller von Antriebssystemen wieder ein positives Zeichen. Der monatelang anhaltende bärische Trend konnte somit erstmals gebrochen werden und ging in eine neutrale Kaufphase über. Nach Gewinnmitnahmen wurde vorige Woche diese Ebene neuerlich getestet. Es fanden sich genügend Anleger, welche sich hier positionieren wollten, und der Boden konnte erfolgreich verteidigt werden. Die Gesamtlage sieht vielversprechend aus.  

Expertenmeinung: Anleger fragen sich derzeit, ob die begonnene Trendwende fortgesetzt werden könnte. Entschieden wird dies wohl zwischen den beiden Ebenen von 4,40 und 4,80 EUR. Die Bullen werden alles versuchen, um den oberen Widerstand bei rund 4,80 EUR zu brechen. Somit wäre der Übergang in eine bullische Trendphase geebnet. Die Bären wollen die Kurse wiederum rasch wieder unter der Marke von 4,40 EUR sehen, um die begonnene Erholung rasch wieder im Keim ersticken zu können. Ein möglicher Ausbruch in beide Richtungen ist noch im Februar zu erwarten. Ich gebe der Aktie vorläufig positive Aussichten mit auf den Weg.

Aussicht: BULLISCH

Deutz Aktie: Chart vom 10.02.2025, Kurs: 4.644 EUR Kürzel: DEZ | Online Broker LYNX
Deutz Aktie: Chart vom 10.02.2025, Kurs: 4.644 EUR Kürzel: DEZ | Quelle: TWS

Ein Analyst bei ODDO BHF äußerte sich am Montag optimistisch zu den Perspektiven des Motoren-Herstellers Deutz, die Aktie stieg daraufhin um 8,43 Prozent. Ein Signal dafür, dass die Bullen „wollen“. Aber noch kein Beweis dafür, dass sie auch „können“.

Denn der Deutz-Kurs vollendete damit zwar eine Bodenbildung oberhalb der im Oktober erfolgreich getesteten, wichtigen Unterstützungszone zwischen 2,99 und 3,64 Euro. Aber die Aktie lief damit nur an und nicht über den Widerstandsbereich 4,842 zu 4,878 Euro, der die Handelsspanne der vergangenen drei Jahre in etwa in der Mitte trennt. Um in den oberen Bereich zu gelangen und damit die Perspektive zu erhalten, den Bereich 6,08 zu 6,41 Euro anzugehen und im Idealfall dort einen großen Befreiungsschlag zu vollziehen, muss der Kurs da also durch.

Dass der kräftige Kursanstieg des Montags Deutz nahe an diese Zone 4,842 zu 4,878 Euro getragen hat, bietet dafür zwar die potenzielle Basis. Aber dazu müssten jetzt eben Anschlusskäufe her. Und dass die kommen, ist fraglich genug, um einem solchen Aufstieg in die obere Hälfte der Handelsspanne eher nicht vorgreifen zu wollen, denn:

Expertenmeinung: Bislang weiß man nicht, wie das vierte Quartal beim Motorenhersteller gelaufen ist, ein Ausblick auf 2025 fehlt obendrein. Was man hat, sind die Neun-Monats-Zahlen, die Anfang November kamen. Da wurde zwar ein Umsatzrückgang von 13,4 Prozent gemeldet. Aber der Auftragseingang lag nur um 3,8 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum. Zudem äußerte sich der Vorstand im Rahmen dieser Zahlen optimistisch, mit einer durch Zukäufe und neue Kooperationen gestärkten Marktbasis für die Zukunft gut gerüstet zu sein.

Deutz Aktie: Chart vom 20.01.2025, Kurs 4,732 Euro, Kürzel: DEZ | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Deutz Aktie: Chart vom 20.01.2025, Kurs 4,732 Euro, Kürzel: DEZ | Quelle: TWS

Wenn wir uns die Aktie auf Wochenbasis ansehen, können wir jedoch sehen, dass dieser Optimismus des Vorstands im Rahmen der am 8. November vorgelegten Ergebnisse der Aktie nicht auf die Beine geholfen hatte. Warum also sollte das gelingen, weil sich nur ein Analyst positiv äußert?

Dass die Zukäufe Deutz‘ Gewinne stützen werden, sieht der Analyst genauso wie der Vorstand, diese Hoffnung kommt also nicht aus dem Nichts. Und dass das Geschäftsumfeld sich im zweiten Halbjahr verbessern wird, kann man gerne hoffen, aber sicher vorhersagbar ist das eben nie.

Die Marktteilnehmer müssten also bereit sein, jetzt an eine Aufhellung der Lage zu glauben, an die sie im November noch nicht hatten glauben wollen. Das kann so kommen, aber dann muss sich das im Aktienkurs auch zeitnah niederschlagen, indem diese jetzt greifbare Hürde bei 4,842 zu 4,878 Euro nicht gerissen, sondern klar übersprungen wird. Bevor das nicht der Fall ist, wäre Vorsicht angebracht.

Ein Minus von 9,23 Prozent, das zeitweise sogar bis zu 18 Prozent betrug, das passiert auch bei eher marktengen Aktien wie Deutz nicht einfach so. Da musste es wohl „bad news“ gegeben haben. Und in der Tat, auch der Motorenbauer entkommt dem Sog der Branche nicht.

Deutz kappte am Donnerstagnachmittag via adhoc-Meldung seine 2024er-Prognose. Der Grund war der gleiche wie bei den vielen anderen Unternehmen der Automobilbranche, die zuletzt Unerfreuliches zu melden hatten: Ein schwächer als erwarteter Absatz und ein ebenso schwächer als erwartet laufender Auftragseingang.

Konkret senkte Deutz die Umsatzprognose auf ca. 1,8 Milliarden Euro, bislang wurde eine Range zwischen 1,9 und 2,1 Milliarden avisiert. Die Gewinnmarge auf EBIT-Basis (vor Zinsen und Steuern) wird jetzt bei 4,0 bis 5,0 Prozent gesehen, da lag der Ausblick zuvor bei 5,0 bis 6,5 Prozent. Damit wird der Gewinn im schlimmsten Fall sehr weit unter der bisherigen Erwartung liegen. Kein Wunder, dass die Aktie negativ reagierte. Zumal Deutz im Rahmen der adhoc-Meldung festhielt, dass man derzeit keine Nachfrage-Belebung im vierten Quartal sieht. 

Zwar hielt man fest, dass die bereits laufenden Maßnahmen zur Verbesserung der Kosteneffizienz intensiviert werden. Aber das ändert nichts am Kernproblem: Die Nachfrage ist schwach. Aber auch, wenn man nie deutlich vorher weiß, wann es so weit sein wird:

Expertenmeinung: Ein immenses Auf und Ab bei der Nachfrage, verbunden mit massiven Auswirkungen auf den Gewinn, das ist bei Unternehmen aus konjunktursensiblen Branchen völlig normal. Im Zuge einer steigenden Nachfrage können die Gewinnmargen immens gesteigert werden: geht sie aber zurück, sinken die Margen rasant, oft rutschen solche Unternehmen dann auch in die Verlustzone. Das gilt z.B. für die Halbleiterindustrie, für den Maschinen- und Anlagenbau, aber eben auch für die Automobilbranche.

Das bewegt die Aktienkurse entsprechend massiv, weil sie diesem zyklischen Auf und Ab der Gewinne natürlich folgen. Diese starken Auf- und Abwärtsimpulse bringen solchen Aktien den Namen „Fahrstuhlaktien“ ein. Und unser langfristiger Chart der Deutz-Aktie zeigt: Diese Bezeichnung passt auch hier perfekt. Aber sollte/könnte man dementsprechend nicht jetzt langsam zugreifen, so, wie es offenbar diejenigen gestern taten, die die Aktie einsammelten, als sie das obere Ende der unteren Umkehrpunkte der vergangenen Jahre touchierte?

Dass Deutz genau auf Höhe des 2023er-Tiefs als dem obersten der diese „Kellerzone“ ausmachenden unteren Wendepunkte drehte, basiert sicherlich auf dem Gedanken, dass die „bad news“ ja nunmehr auf dem Tisch liegen und die Aktie „unten“ ist. Aber ob sie das wirklich ist, wird davon abhängen, ob es mit den unerfreulichen Nachrichten bei Deutz bzw. der Branche insgesamt jetzt getan ist. Und das bewegt sich irgendwo zwischen „offen“ und „zweifelhaft“. Diese untere Zone reicht von 3,64 Euro bis hinunter auf 2,62 Euro. Und wenn Deutz in den kommenden Monaten auch das untere Ende dieser Range auslotet, hätte, wer gestern kaufte, mit Zitronen gehandelt, daher: Lieber erst einmal nur beobachten!

Deutz Aktie: Chart vom 02.10.2024, Kurs 4,034 Euro, Kürzel: DEZ | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Quellenangaben: Anpassung der 2024er-Prognose, 03.10.2024:
https://www.eqs-news.com/de/news/adhoc/deutz-ag-passt-prognose-2024-aufgrund-konjunktureller-nachfrageschwaeche-an/2142191

Gerade erst hatte der Deutz-Vorstandschef laut über einen Ausbau des Portfolios nachgedacht, was wirkte, als ginge es da eher um mittelfristige Veränderungen. Aber gestern Abend nach Handelsende wurden bereits erste Taten präsentiert … das geht schnell hier!

Am Wochenende erklärte Deutz-Vorstandschef Schulte in einem Interview in der „Welt am Sonntag“, dass eine Verbreiterung des Portfolios in Richtung militärischer Produkte wie Motoren für Lastkraftwagen oder Radpanzer und dieselbetriebener Stromaggregate z.B. für Feldlazarette eine Option sei. Das „bringe die Zeitenwende mit sich“. Das sorgte zwar am Montag im ersten Moment für einen Kurssprung. Aber der traf, wie der Chart zeigt, am Dienstag und Mittwoch bereits auf Gewinnmitnahmen. Was auf Sicht machbar ist, ist eben nicht zwingend etwas, das eine Aktie per sofort in neue Sphären katapultieren müsste.

Deutz Aktie: Chart vom 27.06.2024, Kurs 5,805 Euro, Kürzel: DEZ | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Deutz Aktie: Chart vom 27.06.2024, Kurs 5,805 Euro, Kürzel: DEZ | Quelle: TWS

Damit prallte der Deutz-Kurs erst einmal an der Widerstandszone 5,88 zu 6,08 Euro ab. Aber gestern nach Handelsende kam gleich die nächste Meldung. Und die machte deutlich, dass man bei Deutz nicht vorhat, die Sache lange hin und her zu diskutieren, denn da wurde in Sachen Stromaggregate gleich mal Vollzug gemeldet:

Deutz übernimmt den US-Stromaggregate-Hersteller Blue Star Power Systems, die Vereinbarung ist bereits unterzeichnet, der Vollzug der Übernahme soll unter Voraussetzung der Erteilung der üblichen Genehmigungen im zweiten Halbjahr erfolgen. Kurzfristig soll Deutz‘ Jahresumsatz dadurch um mehr als 100, mittelfristig um mehr als 150 Millionen steigen. Die operative Marge von Blue Star läge im niedrigen zweistelligen Bereich und damit höher als die von Deutz, das würde Deutz‘ Marge also befeuern. Eine gute Sache?

Expertenmeinung: Grundsätzlich sicherlich, zumal Deutz mitteilte, dass diese Akquisition nur ein erster Schritt zum Aufbau eines neuen Geschäftsbereichs im Bereich der dezentralen Energieversorgung sei. Indes stellt sich die Frage: Was kostet diese Übernahme das Unternehmen? Werden die Anleger den Preis als günstig, fair oder zu hoch einstufen? Und da bleibt man bislang eine Antwort schuldig, denn:

Zum Thema Geld hieß es in der adhoc-Meldung nur, dass man zur Finanzierung unterschiedliche Optionen prüfe. Würde man die Akquisition komplett fremdfinanzieren, würde die Eigenkapitalquote um einen niedrigen, einstelligen Prozentbetrag sinken. Was alles und nichts heißt, sprich man weiß nur, was Deutz tun wird, aber nicht, was es kostet. Über kurz oder lang wird sich das in der Bilanz zwar erkennen lassen, aber so weiß man erst einmal nicht, wie man diesen Kauf … abgesehen davon, dass der Ausbau des Portfolios grundsätzlich zielführend erscheint … einordnen soll. Daher:

Nachbörslich zog die Deutz-Aktie zwar als Reaktion auf die Meldung über das Plus des regulären Handelstages hinaus etwas an und schob sich in den Bereich knapp über 5,90 Euro. Aber ob das schon reicht, um den charttechnischen Befreiungsschlag über die Widerstandszone 5,88/6,08 Euro hinauszuschaffen, werden erst die kommenden Tage zeigen. Es wäre aufgrund der offenen Frage nach dem Preis der Übernahme auf jeden Fall zu überlegen, hier erst aktiv zu werden, wenn diese Hürde genommen wurde.

Quellenangaben: adhoc-Meldung zur Übernahme von Blue Star Power Systems, 27.06.2024: https://www.eqs-news.com/de/company/deutz-ag/news/5b724958-ea7c-11e8-902f-2c44fd856d8c

2023 war für den Motorenhersteller Deutz ein starkes Jahr gewesen. Entsprechend negativ quittierten die Anleger im März einen eher verhaltenen 2024er-Ausblick. Doch jetzt denkt man über die Erschließung neuer Geschäftsfelder nach – die Aktie steigt. Kann das funktionieren?

Einst hatte Deutz auch Motoren für Armeelaster geliefert, doch das ist lange her. Jetzt überlegt man im Unternehmen, diese wieder anzubieten … Motoren für Radpanzer und Lkw, dazu dieselbetriebene Stromaggregate z.B. für Feldlazarette. „Das ist sicherlich ein attraktives Feld, das bringt die Zeitenwende mit sich“, wird Deutz-Vorstandschef Schulte in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ zitiert. Das mag sein … aber können solche Überlegungen alleine einen nachhaltigen Aufwärtstrend bei der Aktie auslösen?

Rein charttechnisch betrachtet kamen diese Aussagen zu einem perfekten Zeitpunkt, keine Frage. Sie sehen im Chart, dass die Aktie nach dem Abverkauf als Reaktion auf eine eher verhaltene 2024er-Prognose wieder anzog, kurzzeitig sogar über die seit 2021 geltende Widerstandszone 5,88 zu 6,08 Euro lief, dann aber mangels Anschlusskäufen abdrehte und nach einer mäßigen Bilanz des 1. Quartals am 30.4. den bis gestern geltenden Abwärtstrend initiierte. Jetzt drehte sie genau dort nach oben, wo sie aus Sicht der Bullen drehen musste:

An der durch die 200-Tage-Linie verstärkten Supportzone 4,96 zu 5,06 Euro. Die Frage ist aber, ob sich die Bullen dadurch nur wieder etwas Luft verschafft haben oder aber ob das der Startschuss zu einem erneuten und diesmal erfolgreichen Ausbruchsversuch nach oben ist.

Expertenmeinung: Betrachtet man die Sache völlig nüchtern, müsste man mit einer Gegenfrage antworten: Warum sollte Letzteres der Fall sein? Man müsste die Produkte erst einmal entwickeln, die nötigen Kapazitäten schaffen und, nicht zuletzt, in den Markt hinein kommen, in dem sich ja längst andere Anbieter tummeln. Das dauert seine Zeit, kostet erst einmal Geld, bevor es Geld bringt und ist letzten Endes ergebnisoffen. Davon abgesehen, dass der Deutz-Chef keine Entscheidung verkündet, sondern über Überlegungen im Unternehmen berichtet hat. Daraufhin sofort zuzugreifen, erscheint nicht logisch. Indes …

… wer die Börse kennt, weiß, dass die Logik dort nicht zwingend Stammgast ist. Viele handeln, bevor sie nachdenken und agieren hoch emotional. Daher kann das in den Medien nach dieser Nachricht umgehende Wort „Rüstungsphantasie“ durchaus dafür sorgen, dass die Aktie einen Befreiungsschlag vollzieht, wenn nur genug Akteure emotional agieren.

Aber wer da mitzieht, müsste sich stets daran erinnern, dass Emotionen und Geduld keine Geschwister sind, d.h. sollte mit einem Ausbruch über die Widerstandszone 5,88/6,08 Euro und über das Jahreshoch bei 6,346 Euro ein charttechnisch einwandfreier Befreiungsschlag gelingen, kann der trotzdem jederzeit als Bullenfalle enden. Und zwar dann, wenn die „First Mover“ auf satten Gewinnen sitzen und, nachdem sich die erste Euphorie gelegt hat, erkennen, dass die Gewinne in der Aktie jetzt da, die durch eventuelle neue Produkte erreichten, höheren Gewinne des Unternehmens aber fern sind.

Deutz Aktie: Chart vom 24.06.2024, Kurs 5,95 Euro, Kürzel: DEZ | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Deutz Aktie: Chart vom 24.06.2024, Kurs 5,95 Euro, Kürzel: DEZ | Quelle: TWS

Quellenangaben: Deutz-Artikel zum Thema Rüstungsgeschäft, 22.06.2024:
https://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/neue-sparten-motorenhersteller-deutz-will-ins-ruestungsgeschaeft-einsteigen/29862320.html