Eine Handelsspanne von über 35 Prozent in drei Handelstagen ist irrwitzig. Wenn eine Aktie die Distanz in dieser Zeit aber nach oben und nach unten zurücklegt, zeugt das davon, dass manche hier nicht mehr zu retten sind … und vernünftige Investoren besser vorerst zuschauen.
Grundsätzlich ist die Aktie des Motorenherstellers DEUTZ ein hochinteressantes Investment. Aber wie bei allem an der Börse wird die Sache gefährlich, wenn die Volatilität aus dem Ruder läuft. Und dadurch die Charttechnik auf „stand by“ geht, man keine tauglichen Stoppkurse mehr setzen kann und in keinem Augenblick weiß, was in ein, zwei Stunden sein könnte. Das ist schon problematisch, wenn chaotische Kursausschläge durch klare, neue Fakten unterfüttert sind. Aber es ist halsbrecherisch, wenn die Phantasie mit den Spekulanten durchgeht und diese von wagemutigen Akteuren zu blindwütigen Zockern werden.
In der Causa DEUTZ ging es um das Thema Verteidigung, wie zuletzt bei allem, was am Aktienmarkt untypisch starke Kursbewegungen aufwies. Die zunächst fast durchweg nach oben wiesen, was natürlich viele Anleger gelockt haben dürfte, auf einen ohne Fahrplan ins Irgendwo rasenden Zug aufzuspringen.

Dabei sieht man im Chartbild, dass die DEUTZ-Aktie zwar seit Mitte Januar im Aufwärtstrend unterwegs war, dann aber am 5. März, als der deutsche Aktienmarkt mit einem Kurssprung auf das jetzt fast eingetütete „Sondervermögen“ nebst gelöster Schuldenbremse reagierte, kaum zulegte. Und auch in den Tagen danach war der Kursverlauf zwar grundsätzlich bullisch, von der 20-Tage-Linie als Leitstrahl geführt, aber alles lief in ruhigen Bahnen. Bis Dienstag.
Offenbar hatten diverse Analysten und Anleger sich über das Wochenende auf die Suche nach übersehenen, potenziellen Profiteuren der steigenden Verteidigungsausgaben und der Milliarden für Infrastruktur gemacht. Man fand unter anderem den österreichischen Motorenbauer Steyr Motors und trieb diese Aktie mit dem Argument durch die Decke, dass man da einen militärischen Anteil habe und dieser jetzt immenses Potenzial aufweisen würde. Die Steyr-Aktie vervierfachte (!) sich zwischen Freitagabend und Dienstagfrüh. Und das dürfte dazu geführt haben, dass Akteure erkannten, dass DEUTZ ein artverwandtes Unternehmen mit ebenfalls vorhandenem militärischen Anteil ist … und kauften auch hier.
Per Donnerstag war die Kursexplosion der Steyr-Aktie komplett abverkauft, auch, weil das Unternehmen Bilanz und Ausblick vorgelegt hatte und da nicht von Wundern die Rede war. Am Donnerstag kamen dann die Ergebnisse. Nebst Ausblick von DEUTZ – und auch da fand man keine Argumente, warum die Aktie in der aktuellen Gemengelage so hoch notierten müsste, wie sie das am Mittwochmorgen tat, als sie mit 7,945 Euro den höchsten Stand seit Herbst 2021 erreicht hatte.
DEUTZ meldete ein schlecht gelaufenes Jahr 2024. Wenngleich die Ergebnisse im Rahmen der im Herbst gesenkten Prognose lagen, sie lasen sich dennoch nicht gut: Umsatz im Rahmen der sogenannten fortgeführten Aktivitäten -12,1 Prozent, Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) -46,6 Prozent, EBIT-Gewinnmarge von 7,0 auf 4,2 Prozent gesunken. Der Gewinn pro Aktie fiel von 0,66 Euro im Jahr 2023 auf 0,39 Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr. Und der Blick voraus?
Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur DEUTZ Aktie finden Sie hier.
Expertenmeinung: Der Motorenhersteller sieht eine spürbare Verbesserung der Lage im zweiten Halbjahr, hat aber in die aktuelle Prognose weder den Effekt der (ja auch noch nicht in Kraft getretenen) US-Einfuhrzölle von 25 Prozent noch mögliche Effekte durch die steigenden Staatsausgaben für Verteidigung und Infrastruktur eingerechnet. Ohne diese letztlich in ihrer Wirkung ja auch nicht absehbaren Aspekte sieht man einen 2025er-Umsatz zwischen 2,1 und 2,3 Milliarden Euro (2024: 1,81 Milliarden) und eine EBIT-Gewinnmarge zwischen 5,0 und 6,0 Prozent (2024: 4,2 Prozent, 2023: 7,2 Prozent). Zölle und steigende Staatsaufträge, beides ist momentan noch nicht kalkulierbar, aber die Anleger bekamen dennoch den Eindruck: Man sieht Besserung, aber man sieht die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Wohin die Aktie indes in den Tagen zuvor gestiegen war … und schon begannen die Verkäufe nach dem Motto: Lieber den Gewinn einfahren, solange er noch da ist.
Da DEUTZ im SDAX notiert und eher markteng ist, ist der Effekt untypisch vieler Käufer und Verkäufer im Kurs natürlich besonders extrem. Ein kurzfristiges Über- und Unterschreiten charttechnisch wichtiger Marken ist da jederzeit möglich, ohne dass das dann in Stein gemeißelt sein müsste. Sinnvoll wäre es daher bei Aktien wie diesen, mehr Spielraum zu lassen, bis man eine Linie als gebrochen oder bezwungen einordnet. Im Fokus steht jetzt die den Kurs seit Mitte Januar führende 20-Tage-Linie bei aktuell 5,64 Euro. Hält sie, könnte sich die Aktie allemal stabilisieren, denn auch, wenn der Ausblick vieles offen ließ bzw. offen lassen musste: Hält die Aufwärtstendenz, kann auch die grundsätzlich optimistische Stimmung erhalten bleiben. Bricht diese Linie aber, müsste man mit einem Test der die 200-Tage-Linie einschließenden Supportzone 4,705 zu 4,878 Euro rechnen.
An solchen Unterstützungen zuzugreifen, wäre in einem normalen Umfeld durchaus zu erwägen. Hier aber, wo die Zocker wüten, sollte man sich der dadurch immens gestiegenen Unberechenbarkeit gewärtig sein … für normale Investoren ist die DEUTZ-Aktie, wenngleich völlig unverschuldet, momentan in jedem Fall deutlich zu „zockerhaltig“.
Quellenangaben: Bilanzergebnis 2024, Ausblick 2025, 20.,03.2025: https://www.deutz.com/de/news/pressemitteilungen/news-detail/deutz-behauptet-sich-in-schwierigem-umfeld/
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