Die DHL Group, Mutter der Deutschen Post, legte am Donnerstag die Ergebnisse des Vorjahres und einen Ausblick auf 2024 vor, den man eigentlich nur mit „naja“ einordnen konnte. Der Kurssprung der Aktie sprach aber eine völlig andere Sprache. Die Frage ist, warum.
Im Herbst hatte die DHL Group die Gewinnprognose auf EBIT-Basis (vor Zinsen und Steuern) von 6,0 bis 6,8 Milliarden Euro auf „über 5,8 Milliarden“ senken müssen. Dieses niedrigere Ziel wurde erreicht, am Ende kamen 5,89 Milliarden zusammen. Was aber trotzdem sieben Prozent weniger waren als 2023. Der Umsatz stieg zwar um drei Prozent, aber solange sich das nicht auch im Gewinn niederschlägt, sondern die Margen schrumpfen, ist das aus Sicht der Anleger brotlose Kunst. Zwar lief das vierte Quartal sehr gut, was auch den EBIT-Gewinn über die eigene Zielmarke hievte. Aber wenn man sich ansah, wie die DHL Group das laufende Jahr sieht, bekommt man den Eindruck, dass man dort nicht unterstellt, dass dieser neue Schwung einer für die Ewigkeit wäre:
Angepeilt wird für 2025 ein EBIT von „mindestens“ sechs Milliarden Euro. Das ist natürlich dramatisch vage. Werden es sechs Milliarden, gäbe es keinen Grund, die Aktie durch die Decke zu kaufen. Würden es viel mehr, dann schon eher … nur weiß man das eben nicht.
Hinzu kommt, dass DHL weiter sparen will. Bis zu einer Milliarde will man an Kosten einsparen, was mit einem Abbau von 8.000 Stellen bis 2027 einhergehen soll. Das deutet an, dass es weiter Druck auf die Gewinnspanne gibt. Doch zugleich hält man nicht nur die Dividende stabil, sondern stockt die Aktienrückkäufe, die 2022 mit einem Volumen von vier Milliarden aufgelegt wurden, um zwei Milliarden auf und verlängert sie bis 2026.
Dafür ist also genug Geld da? Natürlich wird das bestehende Anteilseigner freuen, immerhin bedeuten Aktienrückkäufe, dass der Gewinn durch immer weniger Aktien geteilt werden muss. Aber Beobachtern dürfte das unangenehm aufgestoßen sein. Wie also kann es bei solchen Zahlen und einem solchen vagen und nur mäßig bullischen Ausblick zu einem Kursanstieg von sagenhaften 14,19 Prozent auf den höchsten Stand seit Februar 2024 kommen?
Expertenmeinung: Wenn man sich die Aktie im Verlauf des Donnerstags ansieht fällt auf, dass sie vorbörslich zwar auch höher lag, aber nicht allzu deutlich. Doch in dem Moment, als der reguläre Handel um 9 Uhr begann, schoss sie rasant höher, aber nicht mit einer Kurslücke, sondern sie lief den Anstieg durch. Aber schon gegen 9:40 Uhr war ein Level erreicht, der sehr nahe am Schlusskurs lag. Den ganzen, großen Rest des Handels hielt sie sich auf diesem starken Niveau, aber viel Bewegung gab es nicht mehr. Und das liefert ein Indiz, wieso dieser Kurssprung so groß ausfiel:
Das sieht sehr nach einem Short Squeeze aus. D.h. Trader, die die DHL Group-Aktie, die vor allem bis Ende Januar ein Underperformer im Vergleich zum DAX war, leer verkauft hatten, mussten ihre Position schließen. Was nur möglich ist, indem sie die Aktie kaufen. Und warum kam es dazu? Weil der Kurs wie bei einem Staffellauf von einem überbotenen Widerstand zum nächsten lief. Knapp über Charthürden liegende Stop Loss-Kauforders der Short positionierten Bären wurden ausgelöst. Diese Eindeckungskäufe trugen den Kurs höher, über die nächste Widerstandslinie, wodurch erneut Stop Loss-Eindeckungen von Leerverkäufen ausgelöst wurden … und so ging es einfach immer weiter. Der Chart zeigt das:

Die Aktie lief zuerst über die Widerstandszone 40,00/40,80 Euro und dann ruckzuck über die weiteren Widerstandslinien bei 41,49 und 42,44 Euro. Dass der Gesamtmarkt am Donnerstagmorgen wieder im zügellosen Hausse-Fieber nach oben schoss, dürfte das befeuert und wohl auch dazu geführt haben, dass technisch orientierte Momentum-Trader die Rallye noch intensiviert haben.
Aber wir sehen auch, dass die Aktie nur sehr knapp über eine weitere Widerstandszone gelaufen ist, die zwischen 43,39 und 44,03 Euro liegt. Wenn man sich ansieht, dass zwar zwei Analysten im Licht der Bilanz Kursziele von 49 und 50 Euro vergeben haben, vier andere mit Kurszielen von 36, 37, 40 und 41 Euro jedoch unter dem gestrigen Schlusskurs geblieben sind … und wenn man dann Rallye und Ausblick auf 2025 ins Verhältnis setzt, könnte einem der Gedanke kommen, dass sich dieser neue Kurslevel erst einmal bewähren muss. Und dass man sich besser nicht zu sicher sein sollte, dass diese Bewährung auch gelingt.
Quellenangaben: Ergebnis Geschäftsjahr 2024, 06.03.2025: https://group.dhl.com/content/dam/deutschepostdhl/de/media-relations/press-releases/2025/dhl-group-pm-fy-2024-20250306.pdf
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