Aus einem zeitweise großen Plus wurde am Dienstag am Ende zwar ein kleines. Aber dass die Daimler Truck-Aktie überhaupt einen Anstieg vorwies, ist eher überraschend. Zwar gab es gute und schlechte Nachrichten. Aber die guten waren genau genommen eher „Peanuts“.
Amazon hat bei Daimler Truck 202 elektrische Lkw bestellt. Die größte Bestellung im Bereich der Elektro-Trucks bisher, zweifellos erfreulich. Allerdings, das verändert das Gesamtbild nicht nennenswert, wenn man weiß, dass das Unternehmen 2024 insgesamt 460.409 Fahrzeuge verkauft hat. Da machen gut 200 Elektro-Lkw keinen entscheidenden Unterschied.
Rein von der Psychologie her hätte man das Plus der Aktie trotzdem nachvollziehen können, immerhin sind die Anleger im Automobilsektor von „bad news“ reichlich gebeutelt und damit um jeden Lichtblick froh. Allerdings wäre das nur dann verständlich, wenn die Daimler Truck-Aktie im Vorfeld kräftig gefallen wäre, was sie aber, im Gegensatz zu fast allen anderen Aktien der Branche, nicht ist. Und wenn nicht am selben Tag eine schlechte Nachricht gekommen wäre, die die gute in ihrer Tragweite deutlich überwiegt.
Denn Daimler Truck meldete gestern auch diese o.a. 460.409 verkauften Nutzfahrzeuge. Und das waren satte zwölf Prozent weniger als 2023. Wenn man bedenkt, dass das Unternehmen am 1. März 2024 mit dem Ausblick auf eine Auslieferungszahl zwischen 490.000 bis 510.000 Fahrzeugen einen Riesensprung vollzog, diese Prognose nun deutlich verfehlt hat und der Kurs trotzdem nur moderat unter dem Level notiert, mit dem die Trader damals den Handel nach dem optimistischen Ausblick begannen, muss man sich fragen: Was befeuert diesen Optimismus, wieso hat die Aktie auf diese Zahlen hin am Dienstag nicht ins Minus gedreht?
Expertenmeinung: Weil man mit diesen Zahlen schon seit einiger Zeit rechnen musste, immerhin hatte Daimler Truck seine Prognose im Jahresverlauf senken müssen. Da konnte man sich dann sagen „es hätte ja schlimmer kommen können“. In dem Augenblick, in dem man diesen Gedanken zulässt, verschwindet die Einordnung der Zahlen ins große Bild … man sieht nur den Tropfen und nicht den heißen Stein, auf den er fällt. Zumal viele hoffen, dass der Nutzfahrzeugbereich besser davonkommen wird als die Pkw-Hersteller. Was, wenn man an die gewaltige Auftragswelle im Zuge der Phase der Lieferengpässe denkt, zwar wie Wunschdenken wirkt. Aber Wunschdenken kann sich am Aktienmarkt sehr lange halten.
Aber hält man fest, dass „es hätte schlimmer kommen können“ nicht dasselbe ist wie „gut“ und die Aktie weit über ihrem letzten Tief notiert, würde das schon einmal zu der Schlussfolgerung führen, dass man sich den Einstieg zweimal überlegen sollte. Was indes nicht automatisch dazu führen sollte, dass man Daimler Truck als perfekten Short-Kandidaten einstuft.
Noch liegt der Kurs über 20-Tage- und 200-Tage-Linie, noch könnte er die Widerstandszone 40,06/40,48 Euro angehen oder sogar überspringen, denn ein bullisches Signal wiegt kurzfristig immer schwerer als nüchterne Zahlen. Erst, wenn der Kurs die wichtige Supportzone 35,78 zu 36,25 Euro bricht, wäre die Aktie für die Short-Seite interessant. Bis dahin sollte man den Faktor Hoffnung nicht unterschätzen. Hoffnungen pflegen zwar oft und heftig zu platzen. Aber bevor es den Bullen bei Daimler Truck dann an den Kragen ginge, könnte man als „Shortie“ eine schwere Zeit haben, daher: Lieber abwarten, bis Zahlen und Charttechnik für eine Baisse-Position sprechen.
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