Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Das koreanische E-Commerce-Unternehmen bietet eine breite Palette an Produkten an, darunter Haushaltswaren, Elektronik, Möbel und Lebensmittel. Die Coupang-Aktie fiel mir zuletzt Anfang August auf. Kurz nach dem Japan-Schock lieferte das Unternehmen seine Ergebnisse zum abgelaufenen Quartal, welche beeindruckten. Die Analystenerwartungen wurden um 40 % übertroffen, während der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um starke +25,44 % stieg. Die Kurse reagierten schnell darauf und näherten sich schnell dem bisherigen 52-Wochen-Hoch. Viel fehlt nicht mehr bis zum ultimativen Kaufsignal.
Expertenmeinung: Seit dem Börsendebüt im Jahr 2021 stand die Aktie eigentlich kontinuierlich unter Druck und verlor seitdem zwei Drittel ihres Börsenwerts. Nach einer lang gereiften Bodenbildung scheint nun die Zeit der Bullen gekommen zu sein. Mit einem Ausbruch über die Marke von 24 USD könnten diese den finalen Durchbruch erreichen und die Kurse auf frische Zwischenhochs treiben. Besonders beeindruckend war zuletzt auch das hohe Handelsvolumen. Einige Großanleger scheinen sich bereits für den nächsten Schwung positioniert zu haben.
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Bei Coupang wurden die starken Geschäftszahlen über Monate hinweg ignoriert, doch jetzt startet die Aktie durch. Fliegt jetzt der Deckel weg?
Gelingt ein nachhaltiger Ausbruch über 20 USD, kommt es zu einem mehrmonatigen Kaufsignal mit einem ersten Kursziel bei 25 USD. Darüber wäre sogar der Weg in Richtung 30 USD frei.
Sollte die Aktie jedoch am Widerstand bei 20 USD scheitern, könnten antizyklische Anleger nochmal eine Gelegenheit bekommen. Sie könnten an den Unterstützungen bei 18, 16 und 14 USD tranchenweise einsteigen.
Als hätte man einen Schalter umgelegt
Zuletzt hatten wir uns bei einem Kurs von 15 USD positiv zur Aktie geäußert (Coupang: Da passt gar nichts mehr zusammen). In der Analyse haben wir die Ursachen für den Kurssturz nach dem Börsengang erläutert und festgestellt, dass sich die Gründe inzwischen in Luft aufgelöst haben.
Coupang ist nicht mehr hoch bewertet und längst kein unprofitabler Wachstumswert, ganz im Gegenteil. Dem Unternehmen ist es gelungen, das Ruder in Rekordzeit herumzureißen.
In einem Quartal beschloss man eine Abkehr von Wachstum als oberstem Ziel und kündigte an, schnellstmöglich profitabel werden zu wollen. In den meisten Fällen dauert es Jahre, bis „Wachtumsunternehmen“ dieses Ziel auch wirklich erreichen, bei Coupang war das Ziel bereits nach einem Quartal erreicht.
Seitdem hat sich die Profitabilität stetig verbessert und dazu haben eine ganze Reihe von Faktoren beigetragen.
Coupang’s Erfolgsrezept: Kundenzufriedenheit als oberstes Gut
Coupang ist der führende Online-Händler in Südkorea und kopiert konsequent das Erfolgsmodell von Amazon.
Die Maxime des Unternehmens ist Kundenzufriedenheit – und Bindung. Um das zu erreichen, wendet man so ziemlich alle Methoden an, die man beim großen Bruder in den USA ebenfalls vorfindet.
Darunter ein beispielloses Logistik-Netzwerk, welches die schnellsten Lieferzeiten bietet. Nahezu 100% aller Bestellungen kommen binnen 24 Stunden bei den Kunden an. Auf dieser Basis bietet man inzwischen auch die Lieferung von Lebensmittel und frischem Essen an.
Darüber hinaus hat man eine eigene Payment-Plattform entwickelt und ein Membership-Programm mit dem Namen WOW, welches sich (sie werden es schon ahnen) an Amazon Prime orientiert.
All das hat dazu geführt, dass Coupang eine enorme Kundenbindung entwickelt hat und ständig Marktanteile gewinnt. Trotzdem liegt der Marktanteil auch heute nur im einstelligen Prozentbereich.
(„While we are pleased with the progress we made this quarter, we see even greater opportunity in front of us, as we represent just a single digit share of the vast retail spend in Korea“)
Die Kunden sind überzeugt
Die Zahlen sprechen unterdessen eine klare Sprache. Coupang gewinnt ständig neue Kunden und die geben im Zeitverlauf immer mehr auf der Plattform aus. In welchem Umfang das geschieht, wird auf Seite 4 der jüngsten Präsentation ersichtlich (Link).
Viele weitere „Soft Facts“ unterstreichen die enorme Kundebindung. Der Kundenservice von Coupang wird herausragend gut bewertet, als der beste in Südkorea.
In einer Umfrage dazu, welcher Onlinehändler die besten Preise hat, nennen 59% Coupang. Weit abgeschlagen mit jeweils 6% folgen Naver und 11 Street. Danach gefragt, welche Plattform die beste Nutzeroberfläche bietet, verweisen ebenfalls 59% auf Coupang. Abermals auf Platz 2 mit 6% liegt Naver.
In einer anderen Umfrage zu Coupang, wurden die Nutzer zu der Häufigkeit der Einkäufe über Coupang befragt. Darauf antworteten 18% nahezu täglich, 29% mehrfach pro Woche und weitere 29% mehrmals im Monat. Das spricht Bände.
All das hat dazu beigetragen, dass Coupang den Umsatz in den letzten fünf Jahren von 4,05 auf 20,58 Mrd. USD massiv steigern konnte.
Jetzt ist man auch profitabel
Der Sprung in die Profitabilität ist im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr 2023 gelungen. Der Umsatz konnte um 18% auf 24,4 Mrd. USD gesteigert werden. Das Bruttoergebnis legte um 31% auf 6,2 Mrd. USD zu, das Nettoergebnis hat sich von -92 Mio. auf +1,4 Mrd. USD massiv verbessert.
Der operative Cashflow kletterte von 0,6 auf 2,7 Mrd. USD und der freie Cashflow von -0,2 auf +1,8 Mrd. USD. Die Zahl der WOW-Mitglieder wuchs um 27% auf 14 Millionen.
Im vierten Quartal legte der Umsatz um 23% zu und das Bruttoergebnis um 32%. Das bedeutet, dass es im Jahresverlauf zu einer Beschleunigung des Wachstums gekommen ist und dass es Coupang weiterhin gelingt, die Profitabilität zu steigern.
Dazu haben unter anderem auch neue Produkte wie Couang Eats beigetragen, außerdem hat die internationale Expansion begonnen. Das Unternehmen hat in den USA, Japan und Taiwan einen Marktplatz gestartet, der sich auf koreanische Lebensmittel und Produkte konzentriert und plant, auch in anderen Ländern Südostasiens zu expandieren.
Neuer Wachstumstreiber
Dieser Geschäftsbereich („Developing Offerings“) hat im Schlussquartal ein massives Wachstum verzeichnet, der Umsatz ist um 105% auf 273 Mio. USD gestiegen. Bisher ist das dieses Segment aber noch nicht profitabel. Der Jahresumsatz lag 2023 bei 789 Mio. USD und das EBITDA bei -466 Mio. USD nach -225 Mio. USD zuvor.
Es wird sich noch zeigen müssen, ob sich die Developing Offerings irgendwann auszahlen werden. Doch selbst die stark steigenden Verluste in diesem Bereich konnten nicht verhindern, dass der Gewinn auf Konzernebene massiv gestiegen ist.
Das bedeutet, dass das Kerngeschäft in Südkorea noch wesentlich profitabler ist, als es ein Blick auf die oberflächlichen Zahlen erahnen lässt.
Der Vorstand hat im Call angekündigt, dass die Profitabilität auf Konzernebene weiter steigen wird, obwohl man weiterhin in diese neuen Märkte investieren wird. Als besonders aussichtsreich scheint sich Taiwan herauszustellen, dort hat sich das Geschäft binnen weniger Monate vervielfacht.
Coupang macht an allen Fronten enorme Fortschritte, der freie Cashflow geht durch die Decke. Ein unprofitabler Wachstumswert ist man längst nicht mehr.
Nach den jüngsten Quartalszahlen ist Coupang von 17 auf 15 USD abgestürzt. Der finale Ausbruch zur Oberseite lässt also weiterhin auf sich warten.
Nur drei Monate zuvor, als Quartalszahlen einen Kurssprung ausgelöst hatten, war der Ausbruch bereits zum Greifen nah.
Damals legte die Aktie centgenau bis zum Widerstand bei 20,00 USD zu, drehte dann aber zur Unterseite und steuerte den Aufwärtstrend an. Der wurde ebenfalls centgenau erreicht, seitdem geht es wieder aufwärts.
Eine Sache scheint jedenfalls sicher zu sein, Coupang folgt den Regeln der Charttechnik wie ein Uhrwerk.
Wenn das auch in Zukunft gilt, dann dürfte ein Anstieg über 16,00 USD einen Impuls in Richtung 16,70 oder 17,85 USD auslösen. Darüber wäre der Weg in Richtung 19 oder 20 USD frei.
Fällt die Aktie hingegen unter 15 USD und durchbricht den Aufwärtstrend, sieht es für die Bullen schlecht aus. In diesem Szenario wäre kaum abzusehen, wie lange sich die Bodenbildung noch ziehen wird.
Augen zu und durch
Welches Szenario wahrscheinlicher ist, lässt sich am einfachsten durch einen Blick in die Geschäftszahlen eruieren. Man sollte aber auch wissen, worauf der Kurssturz nach dem Börsengang zurückzuführen war.
Wie gewöhnlich war die Bewertung zu hoch, obendrein kam die Aktie gemeinsam mit vielen China-Aktien unter Druck, obwohl Coupang in Südkorea beheimatet und aktiv ist.
Die Kurse werden allerdings in den USA gemacht und dort scheint beides dasselbe zu sein, auch wenn es das natürlich nicht ist. Es war immer wieder zu beobachten, dass die Aktie unter Druck kam, wenn chinesische Papiere in den USA abverkauft wurden.
Darüber hinaus sind unprofitable Wachstumsaktien in Ungnade gefallen. Bei Coupang hat man dieses Problem erkannt, einen Richtungswechsel beschlossen und war ein Quartal später bereits profitabel.
Warum die Kurse die Realität nicht widerspiegeln
Inzwischen haben sich alle Kernthemen, die zu dem Abverkauf geführt haben, verflüchtigt. Bisher ist die Aktie trotzdem nicht zur Oberseite ausgebrochen, die Fortschritte werden ignoriert.
Die Situation erinnert ein wenig an Expedia. Die starken Geschäftszahlen des Tourismus-Konzerns wurden ebenfalls über weite Strecken missachtet, doch seitdem der Knoten geplatzt ist, geht die Aktie durch die Decke: Expedia: Ist gerade der Startschuss gefallen?
An der Börse ist das nicht unüblich, vor allem bei schlechten Nachrichten. Während sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen immer mehr eintrüben, geht die Rallye gerne noch monatelang weiter und endet dann mit einem großen Knall.
Die Gründe dafür sind mannigfaltig, doch solche Vorgänge sind vor allem auf kurzfristiges Denken zurückzuführen.
Jetzt frühzeitig positionieren?
Das Chartbild on Coupang ist bisher nicht bullisch genug, um die Masse anzuziehen. Das wird erst der Fall sein, wenn die Aktie 21 oder 22 USD notiert. Die großen Gewinne fahren aber immer diejenigen ein, die die Chance bereits viel früher wittern.
Wer nach der letzten Analyse bei Expedia, als der Kurs bei 112,71 USD stand, eingestiegen ist, dürfte zufrieden sein. Wer sich allerdings frühzeitig bei 85,61 USD positioniert hat, für den sieht es noch besser aus: Expedia: Bilanzkosmetik als Mega-Chance?
Ähnlich könnte es bei Coupang laufen, denn das Unternehmen hat enorme Fortschritte gemacht, die sich bisher überhaupt nicht in den Kursen widerspiegeln.
Muss man gesehen haben
In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres konnte der Umsatz um 17% auf 17,82 Mrd. USD gesteigert werden. In lokaler Währung, und darauf kommt es wirklich an, war das Wachstum noch höher.
Die Zahl der aktiven Kunden kletterte um 14%, der Umsatz je Kunde um 7% und das Bruttoergebnis konnte um 27% gesteigert werden.
Um das Ausmaß der Fortschritte aber wirklich verstehen zu können, muss man sich die Veränderung des Cashflows im Zeitverlauf vergegenwärtigen. Im letzten Geschäftsjahr verbrannte Coupang noch Unsummen an Geld, doch das hat sich nach der strategischen Neuausrichtung schlagartig geändert.
Im ersten Quartal 2023 erreichte man einen freien Cashflow von +451 Mio. USD (TTM, trailing twelve months), nach -1,05 Mrd. USD zuvor. Hierbei und folgend handelt es sich um den freien Cashflow, der in Summe in den letzten 12 Monaten erzielt wurde.
Im zweiten Quartal lag der freie Cashflow bereits bei +1,1 Mrd. USD (TTM) nach -1,1 Mrd. USD zuvor.
Im dritten Quartal erreichte der freie Cashflow +1,9 Mrd. USD (TTM) nach -1,0 Mrd. USD zuvor. Coupang kommt demnach auf einen P/FCF von 15,1.
Ausblick und Bewertung
Selbst wenn man sich den Cashflow mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten kleinrechnet, bleibt in etwa ein FCF von 1,5 Mrd. USD. Das entspräche einem P/FCF von 19,1.
In Anbetracht aller vorliegenden Daten und den Charakteristiken des Unternehmens ist das wenig. In den kommenden beiden Geschäftsjahren soll der operative Cashflow jeweils um 21-33% zulegen und der FCF um 39-49%.
Der laufende Betrieb wirft inzwischen eine stattliche Summe ab, obwohl das Unternehmen gerade erst den Sprung in die Profitabilität vollzogen hat. Durch den starken Cashflow sind die Barmittelreserven innerhalb von 12 Monaten von 3,06 auf 5,26 Mrd. USD stark angeschwollen.
Damit ist die Finanzierung des zukünftigen Wachstums gesichert. So langsam dürfte man in der Vorstandsebene ernsthaft über Aktienrückkäufe nachdenken. Vermutlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, denn bei einem Börsenwert von 28,7 Mrd. USD, könnte man mit 5,26 Mrd. USD einen nennenswerten Teil der eigenen Papiere einziehen.