Nach einem beispiellosen Absturz und jahrelanger Schwäche meldet sich Auto1 eindrucksvoll zurück. Die Rallye ist in vollem Gange.
Es sah fast so aus, als würde sich Auto1 in die lange Reihe gescheiterter Börsengänge in Deutschland einreihen. Denn nach dem Auftakt auf dem Börsenparkett ging es mit den Kursen über Monate hinweg nur abwärts und die Aktie verlor mehr als 90 % an Wert.
Darauf folgte eine mehr als zweijährige Phase, die ich gerne als „Ausblutung“ bezeichne. Die große Panik ist zwar verflogen, aber Rallyes fallen immer wieder in sich zusammen und am Ende werden neue Tiefs erreicht.
In dieser Phase werfen die meisten Anleger das Handtuch, bis nur noch die investiert sind, die vom Unternehmen überzeugt sind oder die Position längst abgeschrieben haben.
Das ist das Fundament, auf dem nach derartigen Kursverlusten ein neues Pflänzchen keimt.
Im Fall von Auto1 trägt dieses Pflänzchen bereits Früchte. Ich hatte bereits vor einigen Monaten darauf hingewiesen, seitdem hat sich der Kurs nahezu verdreifacht:
Auto1: Ist das die Wende?
In den USA längst ein Erfolgsmodell
Damals hatte ich aufgezeigt, dass Auto1 eine Schwelle überschritten hat und die Prognosen vermutlich zu niedrig sind – beide Thesen haben sich offensichtlich als richtig herausgestellt.
Darüber hinaus setzt man auf ein altbewährtes Geschäftsmodell aus den USA.
Dort gibt es eine ganze Reihe von großen Autohändlern, die auf faire und transparente Preise setzen, darunter beispielsweise Lithia oder Carvana.
Lithia Motors kauft Fahrzeuge an, checkt sie komplett durch und verkauft sie für einen Festpreis. Der Kunde kann sich sicher sein, dass der Zustand des Fahrzeugs in Ordnung und wie beschrieben ist. Ob er den Preis annimmt oder nicht, ist seine Wahl. Jeder weiß, dass Lithia keine Mondpreise verlangt, denn die Margen sind nicht sehr hoch.
Dadurch hat man eine Vertrauensbasis geschaffen und kann Fahrzeuge auch problemlos online verkaufen. Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber der Anteil der ungesehen über das Internet gekauften Fahrzeuge steigt unaufhörlich.
Auto1 versucht, dieses Konzept auch in Europa umzusetzen. Wenn man damit Erfolg hat, ist das Geschäft massiv skalierbar. Der Markt für Gebrauchtwagen ist gigantisch und vermutlich so stark fragmentiert wie kein anderer.
Das Unternehmen betreibt zwei klar abgegrenzte Geschäftsbereiche, die jeweils eine besondere Rolle im Gebrauchtwagenmarkt spielen. Der erste Bereich, das sogenannte „Merchant“-Geschäft, hat sich als führende Großhandelsplattform für Gebrauchtfahrzeuge in Kontinentaleuropa etabliert. Der zweite Bereich, Autohero, kann als europäisches Pendant zu Carvana betrachtet werden und zielt darauf ab, den fragmentierten Einzelhandelsmarkt für Gebrauchtwagen zu revolutionieren.
Erwartungen wieder deutlich übertroffen
Im Geschäftsjahr 2024 konnte Auto1 die Absatzzahlen um 18 % auf 690.000 Fahrzeuge steigern, davon entfallen weiterhin rund 90 % auf das Großhandelsgeschäft.
Der Umsatz kletterte um 14,8 % auf 6,27 Mrd. Euro und lag damit weit über den Erwartungen in Höhe von 6,11 Mrd. Euro. Gleichzeitig hat sich aber auch die Profitabilität nachhaltig verbessert.
Das Bruttoergebnis je Fahrzeug im Großhandelsgeschäft ist von 792 auf 942 Euro geklettert und im Einzelhandelsgeschäft („Autohero“) von 1.970 auf 2.318 Euro.
Das Bruttoergebnis konnte auf Jahressicht um 37,3 % auf 724,7 Mio. Euro gesteigert werden. Das zeigt, dass sich Auto1 auf dem richtigen Weg befindet.
Das bereinigte EBITDA verbesserte sich von -43,9 auf +109,2 Mio. Euro und übertraf die Prognose von 85 Mio. Euro.
Ausblick und Bewertung
In ähnlicher Weise dürfte sich das auch in Zukunft fortsetzen. Dafür spricht unter anderem auch das Schlussquartal, in dem die Dynamik weiter zugenommen hat.
Das Umsatzwachstum lag bei 28,4 %. Das Bruttoergebnis konnte um 50,5 % auf 201,3 Mio. Euro gesteigert werden und das bereinigte EBITDA verbesserte sich von -4,5 auf +37,2 Mio. Euro.
Für 2025 stellt Auto1 einen Anstieg des Bruttogewinns von 725 auf 800 – 875 Mio. Euro und einen Anstieg des bereinigten EBITDA von 109,2 auf 135 – 165 Mio. Euro in Aussicht.
In der letzten Analyse hatte ich darauf hingewiesen, dass ich die damaligen Konsensschätzungen für zu pessimistisch halte („Derzeit wird erwartet, dass Auto1 erst 2026 einen Gewinn erwirtschaften wird. Die Entwicklungen der letzten Monate mehren allerdings die Hoffnung, dass das bereits früher geschehen wird.“).
Diese Einschätzung hat sich als richtig erwiesen. Inzwischen sehen die Konsensschätzungen bereits für 2025 einen Gewinn vor. Nach den heutigen Zahlen stellt sich aber viel mehr die Frage, ob die Gewinnschwelle nicht schon 2024 erreicht wurde.
Ob es am Ende für schwarze Zahlen gereicht hat, werden wir am 2. April erfahren, wenn Auto1 den finalen Geschäftsbericht vorlegt.

Mit dem heutigen Ausbruch über die Hochs der letzten Wochen hat die Aktie ein prozyklisches Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 21,00 und 23,50 – 24,00 Euro ausgelöst.
Fällt die Aktie jedoch unter 19,50 Euro zurück, haben die Bullen ihre Chance vorerst vertan. In diesem Szenario muss mit einem erneuten Rücksetzer bis 18,25 oder 17,00 Euro gerechnet werden.
Wer sich als Anleger engagiert, sollte mit einer vergleichsweise hohen Volatilität rechnen.
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