In der Stahlbranche gibt es Gewinner und Verlierer, und die heutigen Zahlen zeigen deutlich, auf welcher Seite ArcelorMittal und Thyssenkrupp stehen.
Einer verdient gutes Geld, der andere nicht
In der Stahlbranche Geld zu verdienen ist nicht einfach, doch bei manchen Unternehmen läuft es exorbitant besser als bei anderen und die Kursentwicklung reflektiert diesen Umstand.
ArcelorMittal ist sicherlich auch keine Kursrakete, aber auf Sicht von 5 Jahren ist die Aktie 56 % im Plus, während Thyssen im selben Zeitraum 71 % verloren hat. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sich diese Tendenz auch in den kommenden fünf Jahren fortsetzen wird.
Der Grund dafür ist die geschäftliche Entwicklung, und die heute von beiden Unternehmen veröffentlichten Zahlen zeigen das exemplarisch.
Thyssen hat in gewohnter Manier Katastrophen-Zahlen vorgelegt, während ArcelorMittal solide profitabel ist.
Dass der Aktienkurs von Thyssen in Anbetracht der Neuigkeiten nicht implodiert, ist ein Offenbarungseid der Aktionäre und des Unternehmens selbst. Denn wenn ein Unternehmen mit einem Börsenwert von 2,1 Mrd. Euro in einem Jahr 1,4 Mrd. Euro verbrennt und der Kurs trotzdem nicht massiv einbricht, kann das nur eins bedeuten: Selbst die Aktionäre wissen, dass es sich um eine Schrottbude handelt, bei der das Prinzip Hoffnung gilt.
Man hofft darauf, dass es mal wieder besser läuft, der Kurs ein wenig steigt und dass ein anderer blöd genug ist, einem die Aktie für mehr abzunehmen.
Prinzip Hoffnung und das beste Pferd im Stall
So kann man an der Börse agieren, eine gute Strategie ist das aber nicht. Es passiert nicht grundlos, dass es mit dem Kurs einer Aktie zehn Jahre und mehr stetig abwärts geht.
Das geschieht nur in Fällen, in denen keine Wertschöpfung mehr stattfindet – und die findet bei Thyssen spätestens nicht mehr statt, seitdem man mit der Aufzugssparte das beste Pferd im Stall verkauft hat. Sinnvoller wäre es gewesen, die Aufzugssparte zu behalten und alles andere zu verkaufen.
Wie attraktiv das Aufzugsgeschäft ist, sieht man an der Kursentwicklung und der Bewertung von Otis, Kone und Schindler.
Aber sei’s drum, der Zug ist abgefahren und der Verkaufserlös längst versickert.
Wir werden sehen, ob mit ThyssenKrupp Marine Systems dasselbe geschehen wird. Die Carlyle Group ist als möglicher Partner bereits abgesprungen. Hätten die US-Amerikaner Potenzial gesehen, wäre das wohl nicht geschehen.
Same procedure as every year, James!
Bis dahin macht man bei Thyssen einfach weiter wie bisher. Das einzig Positive an diesem Unternehmen ist, dass es so vielen Menschen einen Arbeitsplatz gibt. Das ist ein hoher Wert, aber als Investment ist das Unternehmen trotzdem untauglich.
Das gerade abgeschlossene Geschäftsjahr zeigt das eindrucksvoll. Der Umsatz ist auf Jahressicht um 7 % auf 35,0 Mrd. Euro gesunken und der Auftragseingang um 11 % auf 32,8 Mrd. Euro.
Der Verlust lag bei -1,45 Mrd. Euro nach -1,99 Mrd. Euro im Vorjahr.
ThyssenKrupp vernichtet Jahr um Jahr eine Summe, die inzwischen nicht mehr weit vom Börsenwert entfernt ist.
Der Wert der Sachanlagen ist gesunken, die Vorräte sind gesunken, Forderungen sind gesunken, Zahlungsmittel sind gesunken und so weiter. In Summe ist der Wert der Vermögenswerte in nur einem Jahr um mehr als 3 Mrd. Euro eingebrochen und das Eigenkapital um mehr als 2 Mrd. Euro.
Wenn man in derselben Geschwindigkeit weitermacht wie in den letzten beiden Jahren, dauert es noch 4-5 Jahre, bis die Lichter ausgehen.
Und sollte das geschehen, wird sich Arcelor die besten Teile für Kleckerbeträge einverleiben. So verfährt man innerhalb der Branche seit Jahrzehnten.
Das dafür notwendige Kapital verdient ArcelorMittal derzeit, denn im Gegensatz zu Thyssen ist man solide profitabel. In den letzten neun Monaten hat Arcelor einen Umsatz von 47,7 Mrd. USD und ein operatives Ergebnis von 2,78 Mrd. USD erzielt.
Der Nachsteuergewinn lag bei 1,92 Mrd. USD.
Arcelor dürfte dieses Jahr mehr verdienen als Thyssen wert ist, und Thyssen vernichtet derweil fast so viel wie man selbst wert ist.
Wer sich im Stahlsektor engagieren will oder eine Aktie sucht, bei der er auf steigende Kurse hoffen kann, hat bei Arcelor deutlich bessere Chancen als bei ThyssenKrupp.
Wenn Sie mir nicht glauben, glauben Sie dem Vorstandsvorsitzenden von Thyssen: „Insbesondere der Industriestandort Deutschland ist durch eine Vielzahl unterschiedlicher, sich teilweise gegenseitig verstärkende Faktoren unter Druck geraten: Die Energiekosten sind strukturell deutlich höher als bei Wettbewerbern im Ausland. Standortnachteile bei Steuern, Abgaben und Löhnen können durch Stärken wie Forschung, Produktivität und Stabilität, nicht mehr ausgeglichen werden. Eine überalterte Infrastruktur, Arbeitskräftemangel und ausufernde Bürokratie schwächen den Wirtschaftsstandort von innen.“
Es ist traurig, aber wahr. Deutschland braucht dringend einen grundlegenden Richtungswechsel.
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