Applied Materials ist wie der gesamte Halbleitersektor massiv unter die Räder gekommen. Zu Unrecht? Jetzt könnte sich ein zweiter Blick lohnen.
Applied Materials ist nicht wie die anderen
Applied Materials ist einer der weltweit führenden Anbieter von Anlagen für die Herstellung von Halbleitern.
Die Branche ist konjunkturanfällig und daher leidet ein großer Teil der Unternehmen unter den aktuellen Rahmenbedingungen.
Bei Applied Materials sieht das anders aus. Das Geschäft des Anlagenbauers ist weit entfernt vom Endkunden und unterliegt daher ganz anderen Zyklen.
Der Bau von Chipfabriken ist ein mehrjähriger Prozess, und die Halbleiter-Produzenten ordern auch während Krisen weitere Anlagen, um dann im nächsten oder übernächsten Aufschwung ausreichende Kapazitäten zu haben.
Das Geschäft von Applied Materials ist daher sehr viel weniger konjunkturanfällig als bei den meisten Unternehmen im Sektor.
Die Aktie wird jedoch mit dem ganzen Sektor in einen Topf geworfen und bei Konjunktursorgen reflexartig abverkauft.
So ist es auch jetzt wieder geschehen.
Irrt sich die Börse wieder?
Die Aktie ist in den letzten Wochen regelrecht kollabiert und hat die Hälfte an Wert verloren. Konjunktursorgen sind ein berechtigter Grund für fallende Kurse. Ich habe selbst immer wieder darauf hingewiesen, dass eine Rezession in den USA nicht unrealistisch ist.
Es ist jedoch fraglich, ob das eine Kurshalbierung rechtfertigt. Es wäre gut möglich, dass es sich um eine Überreaktion handelt, ähnlich wie im Jahr 2022.
Das gilt vor allem, wenn wir eine Überraschung erleben und die US-Wirtschaft nicht in eine Rezession abgleitet.
Darüber hinaus findet seit mehreren Jahren eine Verlagerung der Halbleiterproduktion aus China in Länder wie die USA, Europa, Japan oder Indien („friendshoring“ und „onshoring“) statt.
Neue Fabs benötigen nicht nur Ausrüstung wie Abscheidungs-, Ätz- und Inspektionssysteme, sondern auch fortlaufende Wartung, Upgrades und Optimierung.
Gewinner im Handelsstreit?
Als US-Unternehmen könnte Applied Materials von protektionistischen Maßnahmen profitieren, die lokale Anbieter bevorzugen. Zölle, Exportkontrollen oder Sanktionen gegen chinesische Ausrüster könnten die Nachfrage zusätzlich befeuern. Zudem erleichtert die Präsenz in den USA die Zusammenarbeit mit Kunden wie Intel, Micron oder TSMC, die in den USA investieren.
Auf der anderen Seite bringt der Handelsstreit auch große Probleme mit sich, denn bisher entfiel rund ein Drittel der Umsätze auf China. Derzeit ist vollkommen unklar, wie groß die Auswirkungen sein werden.
Die Aussagen der US-Regierung sind wechselhaft und widersprüchlich. Ob China Produktionsanlagen für Halbleiter von den Zöllen ausnimmt, ist derzeit ebenfalls nicht sicher. Es wäre jedenfalls im eigenen Interesse. Aber was bedeutet das in der heutigen Zeit noch, in der scheinbar jegliche Logik verloren gegangen ist.
Durch den Abverkauf von Applied Materials wurden viele potenzielle Probleme eingepreist.
Die blended P/E liegt derzeit bei 16,1 und die forward P/E für das bis Ende Oktober laufende Geschäftsjahr bei 15,5. In den letzten fünf Jahren lag die P/E durchschnittlich bei 17,1 – der Wert wird jedoch durch die lange Korrekturphase 2022 nach unten gedrückt.

Mit dem Anstieg über 142 USD hat sich die Lage vorerst entspannt. Aus Sicht der Bullen sollte die Aktie jedoch nicht mehr unter diese Unterstützung fallen, sonst droht ein erneuter Rückfall in Richtung 134 oder 125 USD.
Gelingt ein nachhaltiger Anstieg über 145 USD, könnte es zu einer Erholung in Richtung 160 USD kommen.
Mehr als 13.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.
Mehr als 65.000 zufriedene Kunden. Ich bin einer davon.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen