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Alphabet hat die Erwartungen übertroffen und einen Rekordgewinn eingefahren. Warum geht es mit den Kursen trotzdem abwärts?
Rätselhaftes Phänomen
Jedes Mal, wenn sich der Markt im Rallyemodus befindet oder wieder crasht, lässt sich dasselbe Phänomen beobachten:
In starken Marktphasen reicht es aus, wenn sich das Geschäft mittelprächtig entwickelt und wenn gerade Panik herrscht, werden selbst gute Geschäftszahlen regelmäßig abverkauft oder ignoriert.
Dieses Phänomen ist nicht neu, aber in den letzten Jahren besonders ausgeprägt. Daher greife ich das Thema auch immer wieder auf.
Für Anleger ist es wichtig, zu verstehen, dass die kurzfristige Kursentwicklung nichts mit der Realität zu tun hat.
Denken Sie nur an 2021 zurück. Alles ging durch die Decke, wie sinnbefreit es auch war.
Dann wurde 2022 alles abverkauft, vor allem Tech-Werte, obwohl das Geschäft blendend lief.
Kurzfristige Kursentwicklung: Nicht immer im Einklang mit der Realität
Ein gutes Beispiel dafür ist Alphabet. Das Unternehmen konnte den Umsatz im Jahr 2022 um 10% auf 282,8 Mrd. USD steigern, obwohl man mit extremen negativen Währungseffekten zu kämpfen hatte.
Alphabet erzielte einen Gewinn von 60,0 Mrd. USD, über 50% mehr als 2 Jahre zuvor und trotzdem notierte die Aktie auf demselben Niveau wie 2 Jahre zuvor.
Denn im Jahresverlauf 2022 hatte die Aktie fast die Hälfte an Wert verloren.
Aktuell kann man eine ähnliche Entwicklung beobachten. Alphabet hat die Erwartungen übertroffen und herausragende Zahlen gemeldet, mit dem Kurs geht es trotzdem abwärts.
Die Aktie konnte sich der allgemeinen Schwäche nicht entziehen.
Was langfristig passieren wird, steht aber heute schon fest. Wenn Alphabet den Gewinn in den kommenden Jahren durchschnittlich um 20% steigern wird, dann wird sich der Kurs am Ende auch so entwickeln – natürlich unter den gegeben (sinnfreien) Schwankungen.
„Mit der Wirtschaft und der Börse verhält es sich wie mit dem Mann und seinem Hund beim Spaziergang. Der Mann läuft langsam und gleichmäßig weiter. Der Hund läuft vor und zurück. Aber beide bewegen sich in die gleiche Richtung. Der Mann ist die Wirtschaft, der Hund die Börse.“ – Kostolany
Aktuelle Zahlen: Erwartungen übertroffen, Kurs dennoch im Sinkflug
Bei Einzelaktien ist es nichts Anderes. Kurzfristig kann die Börse einen Gewinnsprung um 31% ignorieren, langfristig aber nicht.
Der Gewinn von Alphabet lag in Q2 mit 1,89 je Aktie über den Erwartungen von 1,85 USD. Der Umsatz übertraf mit 71,4 Mrd. die Analystenschätzungen von 70,6 Mrd. USD ebenfalls.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 14% und einem Gewinnsprung um 31%.
Die operative Marge hat sich von 29% auf 32% verbessert.
Zum Wachstum haben nahezu alle Geschäftsbereiche beigetragen. Der Umsatz im Suchmaschinengeschäft ist von 42,6 auf 48,5 Mrd. USD gestiegen und Youtube verbesserte sich von 7,67 auf 8,66 Mrd. USD.
Einzig Google Network verzeichnete einen Umsatzrückgang von 7,85 auf auf 7,44 Mrd. USD.
Im Gegenzug kletterte der Umsatz im Bereich Subscriptions, Platforms, and Devices von 8,14 auf 9,31 Mrd. USD.
Hinzu kam das enorme Wachstum der Cloud, wo der Umsatz von 8,03 auf 10,37 Mrd. USD gestiegen ist.
KI-Geschäft bringt jetzt schon Milliarden ein
Da der Umsatz auf Jahressicht deutlich gestiegen und die Zahl der Mitarbeiter leicht gesunken ist, hat sich die Profitabilität natürlich verbessert.
Unter dem Strich hat das zu einem Gewinnsprung um 31% geführt.
Besonders interessant waren die Aussagen zum KI-Geschäft, dass nach den Worten des Vorstands in diesem Jahr bereits für Milliardenumsätze verantwortlich war und von 2 Millionen Entwicklern genutzt wird („Year-to-date, our AI infrastructure and generative AI solutions for cloud customers have already generated billions in revenues and are being used by more than 2 million developers“).
Auf die Frage, ob Google nicht trotzdem zu viel in diesem Bereich investiere, antwortete der Vorstand, dass die Gefahr viel größer sei, zu wenig in KI zu investieren als zu viel („Look, obviously we are at the early stage of what I view as a very transformative area (regarding AI); The risk of underinvesting is dramatically greater than the risk of overinvesting for us here“).
Dem würde ich dem zustimmen. Alphabet besitzt 110,9 Mrd. USD an Barmitteln und erwirtschaftet einen derartig hohen Cashflow, dass man die Investitionen problemlos stemmen kann.
Die Barmittel sind trotz der gigantischen Buybacks und der Investitionen im KI-Bereich auf Jahressicht sogar um 10 Mrd. USD gestiegen. Im letzten Quartal hat Alphabet dafür mehr als eine Milliarde Zinsen kassiert.
Im Verhältnis dazu ist Alphabet mit einer forward P/E von 22 nicht hoch bewertet.
Die Aktie ist niedriger bewertet als der S&P, obwohl Alphabet mit Sicherheit ein überdurchschnittlich gutes Unternehmen ist und in diesem Jahr dreimal so schnell wächst wie der S&P.
Sollte sich die Abwärtsbewegung fortsetzen, könnte sich das als Gelegenheit herausstellen.
Mögliche Anlaufstellen liegen bei 160 – 163 und 150 – 153 USD.
Bei 150 USD käme Alphabet nur noch auf eine forward P/E von 19,8 und wäre damit in etwa so günstig wie den Tiefs von 2022 und 2020.
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