Immobilienaktien oder auch Betongold
Diese scherzhafte Beschreibung von Immobilieninvestments ist aktuell wieder in aller Munde, da es in der aktuellen Niedrigzinsphase speziell für konservativere Anleger schwierig ist, akzeptable Renditen zu erwirtschaften. Viele flüchten daher im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten in das bei den Deutschen so beliebte Betongold, auch weil die Immobilienpreise in deutschen Großstädten seit Jahren nur eine Richtung kennen. Steil nach oben.
Nach Zahlen des Immobilienindex (IMX), welcher vom Onlinevermittler Immobilienscout24 bereitgestellt wird, sind die Wohnungspreise in Hamburg von März 2007 bis Juni 2015 um über 65% gestiegen. Die Preise für Wohnimmobilien in Berlin stiegen im gleichen Zeitraum sogar um 79% an.
Wohnimmobilien scheinen somit eine renditestarke, aber verhältnismäßig sichere Investition zu sein. Doch welche Möglichkeiten haben Kleinanleger? Denn schließlich kann nicht jeder Sparer direkt in eine oder mehrere Eigentumswohnungen investieren. Von den daraus resultierenden Pflichten als Vermieter einmal gänzlich abgesehen.
Eine sinnvolle Alternative könnten hierbei Aktien von Immobilienunternehmen sein. Weltweit wurden bereits 340 Milliarden Euro von privaten Anlegern, aber auch von professionellen Investoren in Immobilienaktien investiert. Als Vergleich sei hierbei angeführt, dass der diesjährige Bundeshaushalt „nur“ 296,5 Mrd. Euro beträgt. Die Immobilienwerte sind sogar so wichtig, dass diese seit dem 21.03. 2003 im Prime Real Estate Index der Deutschen Börse Gruppe zusammengefasst werden. Im Vergleich mit dem DAX, dem bekanntesten deutschen Aktienindex, schlug sich der Prime Real Estate Index bedeutend besser.
Prime Real Estate Index vs. DAX
Während der deutsche Leitindex trotz Griechenlandkrise im Ein-Jahres-Rückblick 17,41% ins Plus lief, kann der Prime Real Estate Index sogar mit 35,68% plus punkten.
Die Hausse dürfte zudem weitergehen, bleiben Immobilien im anhaltenden Niedrigzinsumfeld doch weiterhin attraktiv. Zusätzlich zu den Kursgewinnen locken viele Immobilienaktien mit attraktiven Dividendenrenditen. Aktuell bieten Wohnimmobilienaktien bis zu drei Prozent Dividendenrendite, was im Vergleich zu Festverzinslichen Anlagen auch weiterhin sehr attraktiv ist.
Solange die Europäische Zentralbank die Zinsen niedrig hält, oder sogar noch weiter senkt, dürften die Notierungen von Immobiliengesellschaften weiter anziehen.
Alle im Prime Real Estate Index der Deutschen Börse Gruppe berücksichtigten Unternehmen können über LYNX bereits ab 5,80 Euro gehandelt werden. Investitionen in Betongold sind somit auch schon für den kleinen Anleger erschwinglich. Wer vor der Investition in Einzelaktien allerdings zurückschreckt, kann sein Aktienimmobilieninvestment über ETFs (Exchange Traded Funds) auch diversifizieren. Auch diese Immobilien-ETFs sind über LYNX ab 5,80 EUR handelbar. Als Beispiel kann hier der iShares STOXX Europe 600 Real Estate UCITS ETF (DE) angeführt werden. Ziel dieses ETFs ist es möglichst genau die Wertentwicklung des STOXX® Europe 600 Real Estate Index abzubilden, welcher die Wertentwicklung des europäischen Immobiliensektors misst. In den vergangenen 3 Jahren konnte dieser ETF eine Wertentwicklung von über 54 % vorweisen.
Eine besondere Form von Immobilien-ETFs sind sogenannte REITS (Real Estate Investment Trusts). Dies müssen spezielle „Qualitätskriterien“ erfüllen, wie beispielsweise eine Mindestausschüttungsquote von 90% oder eine maximale Fremdkapitalquote von 55%. Diese spezielle Anlageform hat vom Gesetzgeber verschiedene „Steuerermäßigungen“ erhalten, wenn sich die Emittenten den entsprechenden Kriterien verpflichten.
Prime Real Estate Index – Jahresrückblick
Der Ein-Jahres-Rückblick aller im Prime Real Estate Index enthaltenen und an Xetra gehandelten Werte können hervorragende Kursentwicklungen vorweisen. (Stand 30. Juli 2015)
Übernahmen sorgten für zusätzliche Kursfantasie
Aufgrund der niedrigen Zinsen können Immobilienunternehmen auslaufende Kredite günstig refinanzieren und für Akquisitionen kostengünstig neue Darlehen aufnehmen, was wiederum die die Gewinne und die Dividendenausschüttungen befeuert.
Bereits im Jahr 2013 wurde die Berliner GSW mit rund 60.000 Wohneinheiten von der Deutsche Wohnen AG gekauft und erst kürzlich verleibte sich die 7,5 Milliarden schwere Deutsche Annington für 3,9 Milliarden die Luxenburger Gagfah ein. Durch diese Übernahme entsteht ein neues Schwergewicht am Immobilenmarkt. Mit seinen 400.000 Wohnungen und einer Marktkapitalisierung von über 11 Milliarden Euro ist die Deutsche Annington Immobilien SE somit auch ein potentieller Kandidat für den DAX.
Die Übernahmen zeigen, dass die Konsolidierungen am deutschen Immobilienmarkt weit fortgeschritten sind. Für die großen Konzerne wird es zunehmend schwieriger große Wohnungspakete zu übernehmen, um allein durch Akquisitionen weiter zu wachsen und deshalb beginnen Sie sich gegenseitig zu übernehmen.
Auch zukünftig sind weitere Übernahmen nicht ausgeschlossen. Speziell die Deutsche Annington ist nach Meinung vieler Analysten stark genug aufgestellt, um sich über Kapitalerhöhungen genügend Geld für den Kauf der Deutsche Wohnen AG oder der LEG zu beschaffen. Vorstandsvorsitzender Rolf Buch setzt mit einem eigenem Handwerkerteam gleichzeitig auf höchste Effizienz beim Thema Wohnungsbewirtschaftung. Zusätzliche Angebote wie bspw. Kabel TV, Seniorenwohnungen oder Pflegestationen runden als zusätzliche Dienstleistungen das Angebot ab und generieren gleichzeitig neue Einnahmequellen.
Die Konkurrenz in Form der PATRIZIA Immobilien AG geht hingegen einen anderen Weg und hat sich vom Wohnungsanbieter zum Vermögensverwalter gewandelt. Der eigene Wohnungsbestand wurde weitestgehend verkauft und die erzielten Erlöse wurden in andere internationale Investoren Portfolios investiert, um diese dann in deren Auftrag zu verwalten. Dieses gewandelte Geschäftsmodel kommt insbesondere bei den institutionellen Anlegern gut an und hat enormes Potenzial.
Fazit
Immobilienaktien können für Kleinanleger lohnende Investments Richtung Betongold sein. Dividendenrendite und durch Übernahmen angestachelte Kursfeuerwerke könnten hierbei die Anlageentscheidung positiv beeinflussen.
Quelle:
http://www.immobilienscout24.de/content/dam/is24/documents/ibw/IMX/2015/imx_Juni_release.pdf
http://www.boerse-frankfurt.de/de/aktien/indizes/daxsubsector+real+estate+performance+DE0007203812/chart