FAANG ist eine Abkürzung, die in den letzten Monaten immer bekannter wurde. Sie steht für diejenigen Aktien, mit denen der technologielastige Nasdaq 100-Index in den USA steht und fällt. Und zu Recht unterstellen viele, dass das auch für die New York Stock Exchange gilt … also für die gesamte Wall Street.
Was sind die FAANG Aktien?
FAANG umfasst folgende Aktien: Facebook, amazon.com, Apple, Netflix und Google (die jetzt als Alphabet firmieren, wir wollen sie aber weiter Google nennen). Oft sieht man auch FAANG+M, da rechnet man dann auch Microsoft hinzu, was durchaus sinnvoll ist.
Eigentlich weiß man es ja: Auf je mehr Säulen man eine Last verteilt, desto geringer ist das Risiko, dass die gesamte Last in die Tiefe saust, weil nur eine oder wenige Säulen brechen. Daher ist die sogenannte Marktbreite eine wichtige Indikation am Aktienmarkt. Sie sagt aus, wie groß der Anteil der Aktien ist, die in einem Markt steigen und damit den Aufwärtstrend tragen. Wenn Indizes Rekordhochs markieren, wäre ein gesundes Niveau ein Bereich zwischen 75 und 85 Prozent an Titeln, die über ihrem 200-Tage-Durchschnitt liegen und so indizieren, dass sie sich in einem mittelfristigen Aufwärtstrend bewegen. Doch genau das ist derzeit nicht der Fall, im Gegenteil:
Der jüngste, am vergangenen Freitag (24.8.2017) ermittelte Anteil an Aktien der New York Stock Exchange, die über der 200-Tage-Linie notieren, lag bei 49 Prozent – also weniger als die Hälfte, während Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 in unmittelbarer Reichweite der Allzeithochs liegen. Dies wird in der obigen Darstellung grafisch veranschaulicht.
FAANG: Zu wenige Beine für eine Rekordlast
Aber wie ist es dann überhaupt möglich, dass der Nasdaq 100 auf Rekordniveau notiert, aber nur 49 Prozent der Aktien über der 200-Tage-Linie notieren? Die Antwort ist einfach. Wegen der FAANG-Aktien! Facebook, amazon.com, Apple, Netflix und Google haben nämlich zusammen mit Microsoft eine unglaublich hohe Gewichtung im Nasdaq 100. Diese sechs Aktien (eigentlich sieben, weil Alphabet/Google mit der A-Aktie und der C-Aktie gleich zweifach vertreten ist) haben ein Gewicht von aktuell 43,75 Prozent im Index. Das heißt also, dass nur sechs von 100 Aktien imstande sind, den Index maßgeblich nach oben oder unten zu bewegen. Dies ist praktisch, wenn die FAANG+M-Aktien steigen, aber höchst ungünstig, wenn sie fallen.
Wie entscheidend diese Aktien dafür sind, dass der Nasdaq 100 überhaupt auf dem momentanen Rekordniveau notiert, sehen Sie im folgenden Chart. Hier sehen Sie (als dicke Linie) den Verlauf des Nasdaq 100 seit Ende 2016 und die FAANG+M Aktien im direkten prozentualen Performance-Vergleich (rechte Skala).
Sie sehen: Google und Microsoft haben als Zugpferd seit Jahresanfang nichts beigetragen und entwickeln sich recht parallel zum Nasdaq 100. Die anderen, amazon.com, Apple, Facebook und Apple, haben jedoch erheblich stärker zugelegt und den Index damit „gezogen“. Wo ist jetzt aber das Problem?
Die Schere zwischen Kursen und Gewinnentwicklung wird immer größer
Wie gesagt: Zu wenige Beine, auf denen die Last dieser Hausse ruht. Denn die Outperformance dieser wenigen, aber schwer gewichteten Aktien macht deutlich: Das Gros der im Index gelisteten Aktien ist schwächer als der Index gelaufen. Das wäre nicht kritisch, wenn die FAANG+M-Aktien auch führend bei der Steigerung von Umsatz und Gewinn wären und damit zu Recht so stark laufen. Aber das ist nicht der Fall. Betrachten wir uns dazu die folgende Tabelle:
Bei Netflix erwartet man für dieses Geschäftsjahr eine massive Gewinnsteigerung, aber diese Aktie ist auch vom Kurs/Gewinn-Verhältnis her sehr, sehr hoch bewertet. Und beim Rest halten sich die erwarteten Gewinnsteigerungen, wie Sie sehen, in Grenzen … bei amazon.com, Google und Microsoft rechnet man sogar mit einem leichten Gewinnrückgang. Was deutlich macht: Diese wenigen Aktien, die die Säulen der Nasdaq-Hausse darstellen, werden immer teurer!
FANG-Aktien im Fokus: Wie investiere ich am besten?
Wir haben im Interview mit Robert Halver von der Baader Bank über die vier Tech-Unternehmen gesprochen und uns die Gründe für die jeweilige Kursentwicklung angeschaut. Zusätzlich verrät er uns, wie am besten in die FANG-Aktien investiert werden kann.
Goldman Sachs hat gewarnt – aber niemand will hören
Die mächtige Investmentbank Goldman Sachs hat bereits Anfang Juni vor dieser Entwicklung gewarnt. Da betonte man in einer Studie, dass diese Situation an das Szenario des Jahres 2000, vor dem Platzen der damaligen Blase in den Technologiewerten, erinnere. Damals wie heute würde die Geschäftsentwicklung dieser zu wenigen, tragenden Säulen nicht mit der Kursentwicklung mithalten. Der nachfolgende Chart zeigt: Zunächst führte diese Studie zu einem hektischen Abverkauf. Wobei zwar die in der Studie explizit genannten FAANG-Aktien deutlich verloren, viele Anleger aber auch querbeet alles andere über Bord warfen, was nach Technologie aussah. Eine sehr unkoordinierte, emotionale Reaktion – und das ging so weiter, denn:
Als man feststellte, dass der große Crash ausblieb, begannen die Akteure, diese Aktien einfach zurückzukaufen. Nach drei Wochen Korrektur ging die nächste Kaufwelle los – und der Nasdaq 100 übertraf das Niveau, das er zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Goldman Sachs-Studie erreicht hatte, in kurzer Zeit. Wir sehen zwar in diesem Chart, dass der Index seit Ende Juli erneut konsolidiert. Aber der Schwung, mit dem der Nasdaq 100 nach oben schießt, seit am 29.8. die mittelfristige Aufwärtstrendlinie verteidigt werden konnte, deutet an: Von Vorsicht und Besonnenheit fehlt nach wie vor jede Spur. Gefahren werden schlicht ignoriert.
Was auf Dauer schiefzugehen pflegt. Und nicht nur der Nasdaq 100 wäre betroffen, wenn diese Aktien kippen, denn Apple und Microsoft sind auch im Dow Jones notiert. Und im marktbreiten Standard & Poor’s 500-Index sind sie alle enthalten, auch, wenn das Gewicht dieser Aktien dort geringer ist als im Nasdaq 100.
FAANG sollte man jetzt nicht aus den Augen lassen!
Daher muss man diese FAANG+M-Aktien jetzt im Auge behalten, ob man nun Log ist und/oder bereits auf eine Chance auf der Short-Seite wartet. Sie sind das Zünglein an der Waage an der Wall Street.
Weil sie so wenige sind, die so viel ausmachen, sind auch nur etwas unerfreuliche Nachrichten bei einem dieser Unternehmen schon eine Gefahr. Und dass man sie jetzt als eine Gruppe ansieht, erhöht das Risiko, denn würde eines dieser Unternehmen durch „bad news“ größeren Verkaufsdruck sehen, kann das die anderen „FAANG“s mit in die Tiefe reißen. Interessant in diesem Zusammenhang: Es gibt sogar bereits einen „FANG-Index“, bei dem allerdings Apple nicht dabei ist. Der folgende Chart zeigt diesen in Euro gerechneten Index:
Sie sehen hier, dass die vier Aktien Facebook, amazon.com, Netflix und Google zuletzt als Index ihre 200-Tage-Linie und die Zwischentiefs seit April verteidigen konnten und daraufhin blitzschnell anzogen. Sie sehen aber auch, dass FANG noch recht deutlich von dem Ende Juli erzielten Rekordhoch entfernt ist, während der Nasdaq 100, seine Rekordlevels fast wieder erreicht hat. Ist dies jetzt ein gesundes Signal, das indiziert, dass die Marktbreite zurückkehrt und die Anleger wieder auf mehr Pferde setzen?
Das kann es sein. Aber nichtsdestotrotz würde eine Wende der FAANG+M-Aktien den gesamten Markt mit in die Tiefe reißen. Die überzogene Reaktion nach der Goldman Sachs-Warnung, als man so ziemlich alles verkaufte und die kurze Zeit, nach der man diese Gefahr bereits verdrängt hatte, macht deutlich, dass derzeit eine immense Risikobereitschaft im Markt ist, gepaart mit einem nahezu versiegten Gespür für Gefahr. Es bleibt daher bei der Einschätzung: Fällt FAANG+M, fällt die ganze Wall Street.
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Hinweis: Charts mit MarketMaker erstellt