Dieser Gedanke ist wohl keinem Anleger fremd: Kaum hat man Aktien verkauft, beschleicht einen das Gefühl, man hätte es besser machen können. Früher die Aktien verkaufen, später aussteigen, mehr oder weniger Aktien bzw. Positionen verkaufen. Es bleibt oft dieses Gefühl zurück, etwas falsch gemacht zu haben. Dabei lassen sich viele Fehler vermeiden. In diesem Beitrag gehen wir auf die wichtigsten Aspekte ein, die Sie als Anleger beim Verkauf von Aktien beachten sollten. Eines aber gleich vorweg:
Den perfekten Zeitpunkt zu erwischen ist, so profan das auch klingen mag, Glückssache. Wo der höchste Punkt eines Aktienkurses, eines Index, eines Währungspaares oder eines Rohstoffs liegt, weiß man nun einmal immer erst im Nachhinein. Wer sich das bewusst macht, vermeidet es, sich völlig unnötig zu ärgern, wenn es um die Frage geht: Wann Aktien verkaufen? Aber es gibt dennoch eine ganze Reihe nützlicher Tipps, um einen sinnvollen, guten Zeitpunkt für den Ausstieg zu erreichen. Und das gilt nicht nur für Positionen, die im Gewinn liegen. Noch wichtiger ist es, zum richtigen Zeitpunkt auszusteigen, um Verluste zu begrenzen. In diesem Beitrag sehen wir uns dazu folgende Themen an:
- Typische Fehler beim Aktienverkauf
- Faktor Timing: Zum richtigen Zeitpunkt verkaufen
- Charttechnische Analyse als nützliches Hilfsmittel
- Die Verkaufsorder: Aktien mit Limit verkaufen oder Bestens?
- Aktien Automatisch verkaufen über Stop Loss
- Kosten und Steuern beim Aktienverkauf
Typische Fehler beim Aktienverkauf
Es gibt eine Reihe ganz typischer Fehler, die sich stetig wiederholen und die auch sehr erfahrenen Investoren bisweilen unterlaufen, einfach, weil wir alle nur Menschen sind. Und Menschen werden oft, nicht selten unbewusst, von ihren Emotionen gesteuert. Emotionen, die gerade an der Börse eine große Rolle spielen, denn wenn es um Geld geht, sind Empfindungen wie Angst oder Gier an der Tagesordnung. Das sollte man erkennen und so gut wie möglich in den Griff bekommen, denn Sie können es sich denken: Das sind definitiv schlechte Ratgeber. Wo finden sich in dieser Hinsicht typische Fallgruben, in die man als Investor hineinfallen kann?
1. Ein hoher Gewinn lockt zum Verkauf
Es ist bemerkenswert, dass viele Anleger relativ problemlos einen zeitweiligen Verlust hinnehmen können, aber immens nervös werden, sobald ihre Aktie in den Gewinn gelaufen ist. Man bekommt das Gefühl, dass einem die anderen Geld wegnehmen, wenn ein Kurs in der Gewinnzone zurücksetzt und der zuletzt erreichte Gewinn dadurch kleiner wird. Das führt dazu, dass manche einen Gewinn ab einer gewissen Größenordnung einfach nicht mehr aushalten können aus Sorge, er könnte ihnen wieder genommen werden. Das führt zu viel zu frühen Verkäufen … und dem folgenden Ärger, weil die Aktie trotzdem weiter gestiegen ist.
Dabei ist es eigentlich jedem klar, dass die Börse sich nicht dafür interessiert, wo und wann Sie eingestiegen sind und wie hoch Ihr Gewinn ist. Ob ein Kurs zulegt oder nachgibt, resultiert immer aus der aktuellen Situation und der Verschiebung zwischen Angebot und Nachfrage. Wie weit eine Aktie zuvor schon gestiegen ist, spielt keine Rolle. Der beste Weg, solche vorzeitigen, aus der Angst um den Gewinn geborenen Verkäufe zu verhindern ist zum einen, sich bewusst zu machen, dass da Ihre Emotionen versuchen, Ihr Handeln zu beeinflussen. Und zum anderen konsequent nachgezogene Stoppkurse, zu denen wir weiter unten noch ausführlicher kommen.
2. Das sogenannte „Bauchgefühl“.
Viele Anleger beschäftigen sich wenig mit den technischen und fundamentalen Aspekten der Börse und entscheiden beim Kaufen und Verkaufen von Aktien rein aus dem Gefühl heraus. Aber ein „das sieht jetzt langsam teuer/wacklig aus“ ist nichts, das auf Fakten basieren würde, die letzten Endes die Märkte bewegen. Gefährlich wird es, wenn man mit dieser Vorgehensweise des „über den Daumen Peilens“ einige Male richtig lag. Leicht verwechselt man dann Glück mit einer Fähigkeit, die es nicht geben kann, nämlich der, den „Markt im Griff zu haben“. Das ist der erste Schritt zu einer ganzen Kette von Fehlentscheidungen, lassen Sie daher nicht zu, dass ein subjektiver Eindruck Ihre Geschäfte kontrolliert. Folgen Sie dem Trend der Kurse, nicht Ihren Emotionen. Zum Thema Trend mehr im Abschnitt zur charttechnischen Analyse.
3. Verluste aussitzen
„Das wird schon wieder“ ist einer der üblichen Sprüche, mit denen man sich selbst beruhigt, wenn ein Trade in die völlig falsche Richtung läuft. Natürlich ist es vom Gefühl her weit angenehmer, einen Gewinn zu kassieren als einen Verlust beim Aktien verkaufen hinnehmen zu müssen. Aber wieder gilt es hervorzuheben: Die Börse weiß nicht, wo Sie eingestiegen sind und wird sich daher auch nicht darum scheren, dass der Kurs wieder dorthin läuft, wo bei Ihnen die Gewinnzone beginnt. Wenn etwas schiefläuft, müssen Sie konsequent sein und die Reißleine ziehen. Es gibt da einen klassischen Spruch an der Börse, den man da immer im Hinterkopf haben sollte: Gewinne passen meist auf sich selber auf, Verluste nicht!
4. Dividenden oder andere Ereignisse abwarten.
Oft erlebt man, dass Marktteilnehmer eisern an einer in die Verlustzone laufenden Position festhalten, weil sie z.B. noch die Auszahlung der Dividende mitnehmen wollen oder glauben, dass ein anstehendes Ereignis, sei es eine Bilanz, eine Notenbankentscheidung oder wichtige Konjunkturdaten, das Ruder bestimmt noch herumreißen wird und die Aktie dann später mit Gewinn verkauft werden kann.
Doch was solche Ereignisse angeht, ist es gemeinhin viel zu unsicher, dass die eigenen Hoffnungen sich als richtig erweisen. Und eine Aktie, die ihren Aufwärtstrend gebrochen hat, kann, wenn man bereits sieht, dass da etwas schiefläuft, schnell weiter fallen als um den Betrag, den man in Kürze als Dividende einnehmen würde. Daher:
Suchen Sie nicht nach Gründen, um bei einer in Schieflage geratenen Position doch nicht aussteigen zu müssen, meist spielen Ihnen Ihre Emotionen da einen bösen Streich und gaukeln Ihnen fadenscheinige Gründe vor, um einen unangenehmen, weil mit Verlust behafteten Verkauf nicht vornehmen zu müssen. Emotionen sind an der Börse immer schlechte und teure Ratgeber.
Faktor Timing: Zum richtigen Zeitpunkt verkaufen
Wann Aktien verkaufen? Eine alte Börsenregel lautet: „Kaufe, wenn die Kanonen donnern und verkaufte, wenn die Champagnerkorken knallen.“ Das ist eine absolut richtige Aussage, wenn es um den mittelfristigen Zeithorizont geht. Die Grundidee, die dahintersteckt, lautet:
Wenn eine extreme Kursbewegung die Marktteilnehmer in ihren Bann zieht und die Schlagzeilen sogar in Medien die Börse thematisieren, die sich sonst nicht damit befassen, ist eine Wende nahe. Wenn die Kurse unter hohen Umsätzen einige Zeit extrem fallen, wie wir das im März 2020 beim DAX erlebt haben, siehe der folgende Chart, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass alle, die verkaufen wollten, auch schon verkauft haben. Dass die Grundstimmung dann extrem negativ ist, verleitet oft zu dem Trugschluss, dass da noch mehr Abgabedruck folgen müsse. Aber man muss sich die Frage stellen: Wer wäre denn ernsthaft bärisch und im Zuge eines Ausverkaufs am Aktienmarkt trotzdem noch nicht ausgestiegen?
Grundsätzlich gilt das auch für eine starke Aufwärtsbewegung, d.h. für eine Hausse. Auch hier findet sich, wie zu fast allem an der Börse, ein wahrer Spruch, der darauf hinweist: „Am Hoch ist die Stimmung am besten!“ Stimmt, wenn man mal genauer darüber nachdenkt, denn:
Wer investiert ist, ist guter Dinge. Denn wer wäre denn hoch investiert und würde nicht mit weiter steigenden Kursen rechnen? Und wer gerade gekauft hat, für den/die gilt das natürlich erst recht. Wenn einem auffällt, dass es gar keine warnenden Stimmen mehr zu geben scheint und in den Medien die verrücktesten Kursziele herumgereicht werden, sollte man daher langsam daran denken, die Party zu verlassen. Denn das deutet an, dass dem Markt die Käufer ausgehen könnten. Die Sache hat aber, was die Bestimmung eines guten Verkaufszeitpunkts angeht, einen Haken:
Ein solches, sehr eindeutiges Stimmungsbild kommt zwar gar nicht so selten vor, aber eine euphorische Phase ist keine Sache von ein, zwei Wochen. So etwas kann sich Monate halten und die Kurse immer höher treiben, wie man es am Beispiel des technologielastigen Nasdaq 100-Index in den USA erlebt, den wir im folgenden Chart sehen:
Obwohl die konjunkturelle Lage in den USA nach der Lockdown-Phase im Frühjahr noch nicht wieder im Griff ist, obwohl die heute, Ende Oktober 2020 nahe US-Präsidentschaftswahl völlig offen, aber für den Aktienmarkt sehr wichtig ist, hat dieser Index den Kurseinbruch des Frühjahrs nicht nur wieder aufgeholt. Er ist noch einmal fast dieselbe Distanz, die er vorher fiel, nach oben auf neue Rekordhochs gesaust. Die Stimmung ist da seit Monaten euphorisch. Wer bereits beim ersten Knall eines Champagnerkorkens ausgestiegen wäre, hätte vor drei, vier Monaten verkauft und müsste jetzt den Kursen zusehen, wie sie immer weiter steigen.
Eine überzogen wirkende Stimmung alleine ist daher für das Timing, für den rechten Moment zum Ausstieg, nur eine grobe Orientierung, nicht aber ein unmittelbarer Auslöser seine Aktien zu verkaufen. Was würde sich anbieten, um es etwas genauer hinzubekommen?
Charttechnische Analyse als nützliches Hilfsmittel
Man muss kein ausgewiesener Charttechnik-Fachmann werden, um die charttechnische Analyse als nützliches Werkzeug zur Bestimmung eines sinnvollen Verkaufszeitpunktes einsetzen zu können. Dabei muss man eines noch einmal betonen: Sie sollten nicht versuchen, genau das Hoch zu erwischen, um zu verkaufen. Das gelingt nur in den seltensten Fällen und ist immer mit Glück verbunden. Und Glück ist dem Anleger selten treu.
Entscheidend für einen Aktienverkauf sollte alleine die Erkenntnis sein, dass sich das Chance/Risiko-Verhältnis eines Kurses zu Ungunsten steigender Kurse verändert hat. Das muss unabhängig davon betrachtet werden, ob man selbst mit der entsprechenden Position in der Gewinn- oder in der Verlustzone liegt. Und dafür bieten einfach charttechnische Faktoren eine gute Hilfestellung, vor allem die Prüfung, ob ein Aufwärtstrend noch intakt ist oder nicht.
Darüber hinaus ist ein zweites, sehr nützliches Tool die 200-Tage-Linie, d.h. der Durchschnittskurs der letzten 200 Börsentage. Der wird von vielen Investoren als Scheidemarke zwischen bullisch und bärisch angesehen. Fällt diese Linie, ist daher die Wahrscheinlichkeit, dass in Kürze noch deutlich mehr Verkäufe erfolgen, hoch. Sehen wir uns dazu einmal zwei Beispielcharts an:
Zunächst ein Blick auf den Kursverlauf der im DAX notierten Aktie von MTU Aero Engines über fünf Jahre. Sie sehen in diesem Chart, dass sich zwei Aufwärtstrends etabliert hatten. Ein langfristiger, der seinen Ursprung im Sommer 2016 hatte und ein mittelfristiger, der Anfang 2019 begann. Wichtig ist, wenn man Trendlinien einzeichnet, dass man diese Trends erst als relevant einstuft, wenn solche Linien mehr als zwei Punkte miteinander verbinden. Denn zwei untere Punkte in einer Aufwärtsbewegung lassen sich natürlich immer mit einer Linie verbinden. Erst, wenn der Kurs an einer solchen Linie einen dritten Berührungspunkt sieht und dort wieder nach oben dreht, wissen Sie: Der Trend wird allgemein beachtet und durch diesen dritten Punkt in seiner Bedeutung bestätigt.
Das ist hier bei beiden Trendlinien der Fall gewesen. Entsprechend können Ihnen solche Trendlinien als Basis für die Verkaufsentscheidung dienen. Je nachdem, ob Sie eine Aktie aus spekulativen Aspekten heraus kurz- oder mittelfristig halten oder gezielt langfristig dabeibleiben wollen, reagieren Sie auf den Bruch der mittelfristigen Trendlinie oder, als Langfrist-Investor, erst, wenn auch der langfristige Trend bricht. Achten Sie dabei darauf, dass solche Trendlinien eindeutig gebrochen wurden, bevor Sie aktiv werden. Ein bis zwei Prozent unter der Trendlinie sollte ein Kurs schon schließen, erst dann wäre der Trendbruch eindeutig.
Unser zweites Beispiel in Form der Allianz-Aktie zeigt, wie wichtig die 200-Tage-Linie für viele Kursverläufe ist. Damit ist diese Linie das zweite, gut einetzbare Tool für die Beurteilung, ob es an der Zeit ist, um auszusteigen.
Sie sehen hier in Rot die 200-Tage-Linie des Kursverlaufs. Dieser Kursverlauf seit Anfang 2019 zeigt, dass das Überwinden der Linie Anfang 2019 einen kräftigen Aufwärtsimpuls nach sich zog. Im Sommer 2019 wurde diese Linie getestet und hielt, d.h. der Kurs drehte von der 200-Tage-Linie aus wieder nach oben. Dadurch wurde klar: Die Anleger beachten diese Linie, sehen sie als wichtige Unterstützung an. Damit konnte man mutmaßen: Wenn die Linie brechen sollte, wird das entsprechenden Verkaufsdruck auslösen. Sie als Anleger erhielten dadurch einen wichtigen Orientierungspunkt für einen möglichen Ausstieg.
Die Linie brach Ende Februar 2019. Und auch, wenn der Corona-Crash die Abwärtsbewegung sicherlich deutlich intensivierte: Mit dem Bruch der 200-Tage-Linie auszusteigen, also seine Aktien zu verkaufen, hätte sich gelohnt. Interessant ist dabei auch, dass die Allianz-Aktie im Sommer 2020 unterhalb dieser Linie hängenblieb und nach unten drehte. Das bestätigt die Bedeutung der Linie, impliziert aber auch: Würde es gelingen, die 200-Tage-Linie, die jetzt offenkundig ein wichtiger Widerstand ist, zurückzuerobern, wäre das ein sehr interessantes Einstiegssignal!
Aber bitte behalten Sie immer im Hinterkopf: Nichts ist an der Börse „sicher“! Was bedeutet: Ein Trendlinienbruch, ein Bruch der 200-Tage-Linie oder andere Indikationen, die einen Ausstieg als ratsam erscheinen lassen, können nie völlig sichere Signale sein, um zu entscheiden Aktien jetzt zu verkaufen.
Die Verkaufsorder: Aktien mit Limit verkaufen oder Bestens?
Wenn Sie sich entschlossen haben, eine Aktie oder eine andere Position zu verkaufen, stehen Sie vor der Entscheidung, wie genau Sie den Verkauf gestalten wollen: Direkt, egal zu welchem Preis aussteigen? Oder doch lieber ein Verkaufslimit platzieren, um sicher zu gehen, dass Sie nicht versehentlich zu einem tiefen, ungünstigen Kurs Aktien verkaufen müssten?
Grundsätzlich muss man sich darüber im Klaren sein, dass beide Varianten Vor- und Nachteile haben und Sie nicht hundertprozentig sicher sein können, welche die bessere sein wird. Das kommt auf das Marktgeschehen in dem Moment an, zu dem Sie verkaufen wollen. Und das kann sich in extremen Börsenphasen von einer Minute auf die andere verändern. Aber es gibt einige Faustregeln, an denen Sie sich orientieren können:
Wie Aktien richtig verkaufen: Faustregeln
- Je kleiner die Aktie ist (bezogen auf die Marktkapitalisierung, nicht auf den Kurs), desto weniger Umsätze weist sie gemeinhin auf. Und wenn die Umsätze niedrig sind, ist es tendenziell besser, einen Verkauf mit einem Limit zu versehen.
- Bei großen, umsatzstarken Aktien, das wären hierzulande alle DAX-Aktien und die größeren Aktien aus MDAX und TecDAX, wird so viel gehandelt, dass man normalerweise auch unlimitiert verkaufen könnte, ohne einen Nachteil beim Verkaufskurs zu haben.
Bei einem Aktienverkauf mit Limit kann es Ihnen passieren, dass der Verkauf nicht durchgeführt wird, weil zu dem von Ihnen als Limit eingegebenen Kurs keine Nachfrage existiert. Zwar hätten Sie die Möglichkeit, das Limit „stehen zu lassen“, indem Sie dessen Gültigkeit über den aktuellen Handelstag hinaus angeben. Aber wenn eine wichtige Unterstützung wie die 200-Tage-Linie gefallen oder eine Trendlinie gebrochen ist, ist es fraglich, ob der Kurs noch einmal auf den Level Ihres Limits zurückläuft. Bisweilen setzen Anleger diese Limits dann ein ums andere Mal ein wenig tiefer, bekommen aber dennoch nie den gewünschten Kurs, weil der schneller fällt als sie ihre Limits senken. Dadurch weiten sich Verluste dann unnötig aus. Ist der Verkauf also Glückssache?
Nein, denn Sie haben insofern ein hilfreiches Tool, als Sie bei Ihrem Online-Broker immer auch die aktuellen Geld/Briefkurse für eine Aktie sehen können. D.h. Sie sehen in dem Moment, in dem Sie den Verkauf eingeben wollen, zu welchem Kurs gerade wie viele Aktien nachgefragt (Geldkurs) und angeboten (Briefkurs) werden. Wenn Sie Ihr Verkaufslimit ein wenig unter den aktuellen Briefkurs setzen, ist die Chance gut, dass Sie Ihre Aktie auch umgehend verkaufen können.
Natürlich könnten Sie dabei den Eindruck bekommen, die Position zu billig verkaufen zu müssen. Das resultiert daraus, dass der Kurs ja gerade fällt, wichtige Unterstützungen unterboten hat und so das Gefühl aufkommt, dass man eigentlich viel mehr hätte erzielen können, wenn man „oben“ verkauft hätte. Aber führen Sie sich zwei Dinge vor Augen:
Aktien verkaufen – Das müssen Sie beachten:
- Wo „oben“ war, wissen Sie jetzt, im Nachhinein. Aber damals nicht. Und starke Aufwärtstrends wie die der Nasdaq oder der MTU Aero Engines-Aktie, die wir oben beide im Chart gezeigt haben, machen deutlich, dass man wohl schon mehrfach unterhalb der letztendlichen Hochs ausgestiegen wäre. Wartet man konsequent auf ein klares charttechnisches Verkaufssignal, erreicht man am Ende oft mehr Gewinn bei bereits fallenden Kursen, als wäre man aus einem trügerischen Bauchgefühl heraus in noch steigende Kurse hinein ausgestiegen, weil es irgendwie nach einem Hoch aussah.
- Wenn ein Trend erstmal dahin ist, kann es mit Abwärtsbewegungen schnell gehen. Je länger man bei einem Verkaufssignal mit dem Ausstieg hadert, desto weniger erlöst man am Ende, weil die Kurse nicht darauf warten, bis Sie sich zum Verkauf durchgerungen haben. Schnell und konsequent zu handeln ist immer sinnvoll, auch, wenn es natürlich vorkommen kann, dass der Kurs danach doch noch wieder anzieht. Aber oft passiert es eben nicht, hoffen Sie daher besser nicht darauf.
Aktien Automatisch verkaufen über Stop Loss
Eine Möglichkeit, die eigenen Emotionen auszuhebeln, die einem oft einen Stein in den Weg legen, wenn es gilt, schnell und entschieden zu handeln, ist die sogenannte Stop Loss-Verkaufsorder.
Bei einer Stop Loss-Verkaufsorder geben Sie bereits eine Verkaufsorder für einen Kurs ein, zu dem Sie die Position verkaufen wollen, sobald dieser erreicht ist. D.h. solange dieser Kurs nicht erreicht oder unterboten ist, liegt die Order einfach unausgeführt im Markt, ist in stetiger Bereitschaft.
Das hat den großen Vorteil, dass Sie sofort verkaufen, wenn z.B. eine Trendlinie eindeutig bricht. Ansonsten könnte es Ihnen bei plötzlichen Abwärtsbewegungen passieren, dass Sie diese erst mitbekommen, wenn das Kind schon im Brunnen liegt, beispielsweise, weil Sie ausgerechnet da beruflich unterwegs sind und sich nicht um Ihr Depot kümmern können.
Es kann zwar nachteilig sein, dass die Position dann sofort „bestens“, d.h. unlimitiert verkauft wird. Wenn es z.B. zu Handelsbeginn aufgrund negativer Unternehmensnachrichten zu einer kräftigen Kurslücke nach unten kommt, so dass Ihre Aktie bereits unter dem Niveau Ihrer Stop Loss-Verkaufsorder eröffnet, wird Ihre Position nicht zu diesem gewünschten Stop Loss-Kurs, sondern zum ersten Kurs verkauft, der unter diesem Stop Loss-Kurs liegt. Aber wenn wir uns einmal das folgende Beispiel der Bayer-Aktie ansehen, erkennen Sie: Auch dann ist diese Möglichkeit des „automatischen“ Verkaufs sinnvoll, denn nach sehr schwachen Eröffnungen fallen Aktie oft umgehend immer weiter.
Und ganz entscheidend ist: Wer sich dieses Verkaufs-Werkzeuges bedient, hat seine Emotionen ausgetrickst. Denn wie oft hat man als Anleger schon erlebt, dass man zwar einen bestimmten Kurs im Kopf hatte, zu dem man ganz sicher aussteigen will, dann aber doch nicht verkauft hat weil man auf einmal zu hoffen beginnt, dass es vielleicht doch wieder nach oben geht … und die Verluste so nur größer bzw. der Gewinn immer kleiner wurden!
Ergänzend hierzu: Natürlich können Sie das Niveau einer solchen Stop Loss-Verkaufsorder immer wieder ändern, so dass Sie eine Position, wie im Chart der Bayer-Aktie gezeigt, immer mit einem entsprechenden Puffer unterhalb einer Aufwärtstrendlinie absichern können, indem Sie das Niveau der Order parallel zum Anstieg der Trendlinie anheben.
Kosten und Steuern beim Aktienverkauf
Jeder erfahrene Investor wird Ihnen einen Rat geben: Zögern Sie niemals mit einem vom Chartbild und/oder der Gesamtsituation her angebrachten Verkauf, weil Sie die Verkaufsgebühren oder die dann auf einen Gewinn anfallende Steuer scheuen! In der Regel würden Sie mehr Gewinn verlieren oder gar Verlust einfahren, als Sie Gebühren und Steuern kosten.
Was die Verkaufsgebühren angeht, sind diese bei Online-Brokern heutzutage ohnehin niedrig und entsprechen den Kosten, die Ihnen auch beim Kauf der Position entstehen. Das ist also nichts, was ins Gewicht fallen würde.
Die Steuer auf Börsengewinne ist in Deutschland die sogenannte Abgeltungssteuer. Der Staat kassiert dabei 25 Prozent des Gewinns. Dabei ist es egal, wie lange Sie die Aktie zuvor gehalten haben. Bis 2009 waren Gewinne auf Aktien, die man länger als ein Jahr gehalten hatte, steuerfrei. Was verlockend klang, aber auch gefährlich war. Denn oft verloren Anleger damals Geld, da sie trotz klarer Verkaufssignale nicht ausgestiegen sind, weil ihnen nur noch ein paar Wochen oder gar Tage bis zum Erreichen der einjährigen Haltefrist fehlten … und der entgangene Gewinn bzw. erlittene Verlust dann mehr ausmachte als die bei einem rechtzeitigen Ausstieg gezahlte Steuer.
Derzeit ist die Regelung bei Aktien so, dass auf Gewinne bei Verkäufen diese 25prozentige Abgeltungssteuer fällig wird. Der kann man in der Steuererklärung des entsprechenden Jahres dann Verluste aus Verkäufen entgegenstellen. Von den Gewinnen abgezogen wird in Deutschland dabei der Sparerpauschbetrag, der derzeit 801 Euro pro Einzelperson beträgt.
Abschließend unser Rat: Wer über diese grundsätzlichen steuerlichen Aspekte weitere Details wissen möchte, sollte sich unbedingt an seinen Steuerberater wenden, bevor er/sie beginnt, größere Positionen im Depot aufzubauen!
* Charts von marketmaker pp4
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