Die Airbus-Aktie verlor in den letzten zwei Handelswochen knapp 19 Prozent und zeigte auch in der vergangenen Woche, anders als der DAX, keine Erholungsansätze, die stabil wirkten. Aber wieso trifft es diese Aktie gerade besonders hart, obwohl die Q1-Auslieferungen gut waren?
Zwar lag die Zahl der von Airbus im ersten Quartal ausgelieferten Maschinen mit 136 nur leicht über den 130, die Boeing schaffte. Aber die Zahl der Netto-Neubestellungen (d.h. abzüglich Stornierungen) lag mit 204 deutlich über den 163 des Konkurrenten. Und auch, wenn es zum ersten Quartal noch keine Bilanzdaten gibt: Allzu schlecht kann es bei Airbus eigentlich nicht gelaufen sein. Das Problem für die Aktie ist, dass viele Anleger hier das Wort „noch“ einfügen.
Und zeitgleich mit den am 9. April gemeldeten Auslieferungszahlen bekam man auch Argumente für die Skepsis geliefert: Die US-Airline Delta teilte mit, dass man die Auslieferung von Airbus-Flugzeugen aufgeschoben habe, weil man ansonsten unbotmäßig hohe Einfuhrzölle zahlen müsste. Aber heißt das denn, dass Airbus ein Absatzproblem bekommt?

Wenn man sich das Chartbild so ansieht, könnte man das glauben, aber so richtig logisch wäre das nicht. Zum einen hat man ja für fertige oder in der Fertigung befindliche Maschinen Verträge, aus denen auch US-Kunden nicht so einfach herauskommen, nur, weil die eigene, sprich die US-Regierung, ihnen mit Zöllen das Leben schwer macht. Zum anderen sind US-Airlines ja nur Kunden unter vielen.
Man läge andererseits aber auch richtig mit dem Argument, dass ein länger anhaltender Zollstreit, aber auch Einigungen, die ungleich zu Gunsten der USA ausfallen, in anderen Regionen der Welt für wirtschaftliche Probleme sorgen würden. Und das hieße: Weniger Reisebetrieb, weniger Fracht, weniger Bedarf an zusätzlichen Flugzeugen. Ist der drastische Abstieg der Aktie also doch berechtigt?
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Expertenmeinung: Nicht unbedingt. Denn wiederum andererseits ist Airbus ja nicht mit einem Lieferanten von Sportschuhen zu vergleichen. Hier geht es um Aufträge, bei denen zwischen Abschluss und Auslieferung Jahre liegen … und Airbus’ Auftragsbuch ist auf Jahre hinaus gut gefüllt. Sicher, wenn die derzeitigen Verwerfungen der Weltwirtschaft sich festsetzen oder zu unfairen Lösungen führen, werden da, wo es noch möglich ist, sicherlich manche Aufträge storniert und das Auftragsbuch ausdünnen. Aber die Zukunft auf Jahre hinaus schwarz zu zeichnen hieße zu unterstellen, dass die Welt nicht imstande wäre, sich den Launen eines einzigen, im Weißen Haus residierenden Menschen zu entziehen. Und dazu müsste man schon einen intensiven Hang zum Schwarzsehen haben.
Falls im Rahmen der am 30. April anstehenden Quartalsergebnisse nicht unerwartet schwache Zahlen oder ein nennenswert gesenkter Ausblick auftauchen, könnte man für die Aktie grundsätzlich, zumindest auf einem Kursniveau wie dem derzeitigen, optimistisch sein. Aber gegen ein bislang klar bärisches Chartbild sollte man sich besser nicht stellen. Sie sehen, dass die Airbus-Aktie im Zuge des auch hier umgehend auf Verkäufe treffenden Kurssprungs vom Donnerstag an der 200-Tage-Linie nach unten abgedreht hat.
Das macht deutlich, dass diese Linie als relevanter Widerstand gesehen wird und vermutlich auch den Leerverkäufern, sprich den Bären als Ankerpunkt dient. Bevor diese momentan bei 147,50 Euro verlaufende Linie also nicht auf Schlusskursbasis zurückerobert wäre, wäre der Kurs charttechnisch nicht einmal als neutral, sondern weiter als klar bärisch anzusehen.
Fazit somit: Die Aktie sollte man auf der Watchlist haben, aber in diesem unberechenbaren Umfeld einfach gegen den Trend sofort die Hand aufzuhalten, wäre nicht zu empfehlen.