Vor drei Wochen schwang Donald Trump seinen „Zoll-Hammer“, drei Handelstage später erreichte die adidas-Aktie ihr bisheriges Jahrestief. Seither hat sich der Kurs deutlich erholt. Aber ist das schon die Aufwärtswende … oder nur eine Gegenbewegung im Abwärtstrend?
Die Aktie des Sportartikelherstellers startete nach der Verkündung der immensen, derzeit aber für viele asiatische Länder eine Zeit lang ausgesetzten Zölle mit einer gewaltigen Abwärts-Kurslücke. Was nicht überrascht, denn wie so ziemlich alle großen Sportartikelunternehmen lässt auch adidas in Asien produzieren und führt die Waren von dort in die USA ein. Allerdings würde das nur die Perspektive für den, wenngleich wichtigen, US-Markt eintrüben … oder?
Nein, denn Asien selbst würde, was die Konsumperspektive angeht, unter diesen Zöllen ebenso leiden und damit das Potenzial der Verbraucher in Bezug auf höherpreisige Sportartikel gedrückt werden. Und auch die Europäer könnten vorsichtiger werden, denn wenngleich hier derzeit nicht mit höheren Zöllen zu rechnen ist, was Einfuhren aus Asien angeht, so spürt man insgesamt eine wachsende Vorsicht aufgrund der Unberechenbarkeit mit Blick auf die unüberschaubare Gemengelage. Für Unternehmen, die wie adidas Artikel produzieren und vertreiben, die in die Rubrik „nice to have“ fallen, dürften die Zeiten also auf jeden Fall herausfordernder werden.
Andererseits kommt die Aktie von einem Jahreshoch bei 263,80 Euro und brach auf im Tief 175,30 Euro ein … ist das dadurch entstandene Minus von gut 33 Prozent nicht Korrektur genug?
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Expertenmeinung: Rein von der Dimension des Rücksetzers wohl schon. Aber jetzt stellt sich die Frage ja anders. Die Frage ist, ob man jetzt, nachdem sich der Kurs bereits deutlich vom Jahres-Verlaufstief hat lösen können, noch so viel Spielraum nach oben erwarten könnte, dass man den jetzt erreichten Kurslevel nicht als Gelegenheit für Short-Trades, sondern als Einstiegschance sehen könnte. Und da sieht die Sache, 16,5 Prozent über dem Tief vom 7. April, anders aus. Zum einen aus charttechnischer Sicht, zum anderen aus der fundamentalen Perspektive. Zu Letzterer zuerst:
Die adidas-Aktie war vor ihrem Kurseinbruch sehr teuer. Das KGV (Kurs-/Gewinn-Verhältnis) hatte auf Basis des 2024 eingefahrenen Gewinns pro Aktie am bisherigen Jahreshoch bei über 60 gelegen. Das wäre nur dann akzeptabel, wenn der Gewinn des Unternehmens in diesem und den kommenden Jahren deutlich weiter zulegt. Das erwarten die Analysten momentan zwar noch und sehen einen Gewinnanstieg von sagenhaften 80 Prozent. Was dann dazu führen würde, dass die adidas-Aktie auf dem derzeitigen Kursniveau ein KGV unter 30 hätte … und das wäre definitiv nicht teuer.
Nur muss man sich fragen, wie es adidas gelingen soll, diese mehrheitlich vor Zöllen und Konsumflaute abgegebenen, optimistischen Schätzungen in diesem jetzt problematischeren Umfeld zu erreichen. Immerhin ist die Aktie nicht umsonst eingebrochen … und das Problem, das die Abgaben auslöste, ist nach wie vor da.
Und auch aus charttechnischer Sicht ist es zumindest fraglich, ob die Aufwärtsbewegung noch so weit reichen könnte, um hier über rein kurzfristig ausgelegtes Trading hinaus über den Einstieg nachzudenken. Denn der Kurs hat die markante Widerstandszone 208 zu 211 Euro direkt vor der Nase. Bis hinauf auf 219 Euro wäre eine Rallye nur das Schließen der „Zoll-Hammer-Kurslücke“ vom Monatsanfang. Und erst mit Schlusskursen über 229 Euro hätte die Aktie die wichtige 200-Tage-Linie zurückerobert.

Wer unterhalb dieser Charthürden einsteigt, müsste sich darauf verlassen, dass Donald Trumps Zoll-Händel relativ zeitnah in eine für alle Seiten vorteilhafte Einigung mündet und damit dann das Konsumpotenzial erhalten sowie die Herstellungs- und Verkaufspreise im Rahmen bleiben. Das wirkt in der aktuellen Situation wie eine gewagte Wette, die, wenn sie nicht aufgeht, auch das Potenzial für neue Jahrestiefs freisetzen würde. Hier bleibt also höchste Vorsicht angebracht.
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