adidas führte mit -11,72 Prozent die Liste der Verlierer des gestrigen Handelstages an. Keine Aktie in den größeren deutschen Indizes bekam so viel Druck ab wie der Sportartikelhersteller. Ist dieser herbe Abschlag womöglich eine Übertreibung? Das ist zumindest sehr fraglich.
Denn das, was der US-Präsident am Mittwochabend verkündet hatte, ist für adidas in doppelter Hinsicht negativ. Zum einen produziert das Unternehmen großenteils in Asien. Alleine die drei Länder Vietnam, Kambodscha und China machen fast 60 Prozent des Produktionsvolumens aus. Und genau diese Länder werden von Donald Trump jetzt besonders drastisch mit Zöllen überzogen. Da adidas fertige Waren von dort direkt in die Abnehmerländer transportiert, werden die Artikel in den USA dadurch extrem viel teurer.
Dass auch andere Hersteller wie PUMA, Nike oder Rebook in Asien fertigen, hilft da wenig: Zu massiv höheren Preisen wird der Absatz insgesamt zurückgehen. Und es ist keine ideale Alternative, die Waren erst über Deutschland laufen zu lassen, denn die Kombination aus höheren Transportkosten und den jetzt für EU-Güter geltenden 20 Prozent US-Zoll macht die Sache dann auch nicht wesentlich günstiger. Und das ist nur das eine Problem.
Darüber hinaus wird diese „Zoll-Orgie“ viele Menschen finanziell dramatisch belasten. Und das eben nicht nur in den USA, denn viele Arbeitsplätze rund um den Globus hängen von Exporten in die USA ab. Schrumpft der, wird auch der Konsum vieler Länder sinken. Da verzichtet man natürlich zuerst auf Dinge, die man nicht zwingend für das tägliche Leben braucht … und in diese Kategorie „nice to have“ gehören so ziemlich alle Artikel von adidas. Dieses Minus ist also, so drastisch es auch wirkt, nachvollziehbar, denn diese Entwicklung wird Umsatz und Marge drücken.
Aber könnte man nicht sagen, dass, wer daraufhin verkaufen wollte, am Donnerstag ausgestiegen ist, so dass die Luft nach unten jetzt begrenzt, das Erholungspotenzial groß ist?
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Expertenmeinung: Angenommen, der Aktienmarkt hätte die Zollwelle durch die erheblichen Verkäufe des Donnerstags erst einmal verdaut, könnte man diesen Gedanken zwar zulassen, aber hat er das denn?
Man hatte Trumps Aktionen im Vorfeld unterschätzt, da ist offen, wer da vielleicht am Tag 1 nach der Verkündung der nächsten Zollrunde noch ausgeharrt und auf eine Gegenbewegung nach oben gehofft hat, die nicht kam. Da wäre es durchaus möglich, dass noch einiges an Druck nachkommt, zumal die Unsicherheit bleibt, wo eine Aktie wie adidas von der Bewertung her jetzt angesiedelt werden müsste, denn wie sich all das konkret auf Umsatz und Gewinn auswirken wird, ist ja nicht klar quantifizierbar. Einfach darauf zu setzen, dass der Druck jetzt aus dem Kessel ist, wäre daher sehr riskant, zumal:
Grundsätzlich hat diese Entwicklung der Aktie je einen Deckel aufgesetzt. Die Hoffnung, die den Kurs noch zu Jahresbeginn höher zog, ist jetzt dahin, allzu viel Luft nach oben wäre also eher nicht vorhanden, zumal das, was aus Washington an Gegenwind für den Welthandel kommt, mit dieser neuen Runde an Zöllen ja noch keineswegs erledigt sein müsste.

Allerdings zeigt das Chartbild, dass die Aktie nicht unter, sondern zunächst nur in eine Unterstützungszone gerutscht ist, die sich aus dem Jahreshoch 2023 bei 198,80 Euro, einem Zwischenhoch vom Frühjahr 2024 bei 193,75 Euro und der aus dem Frühjahr 2023 stammenden Aufwärtstrendlinie bei 199,50 Euro zusammensetzt. Damit hat man eine charttechnische Orientierung zur Hand, die Vorlagen liefern kann:
Schließt adidas unterhalb dieser Zone, wäre der Weg nach unten aus charttechnischer Sicht erst einmal frei, da könnte es dann zügig in Richtung 160 Euro weiter abwärts gehen. Sollte die jetzt erreichte Auffangzone indes halten, hätte die Aktie zwar die Chance auf eine Gegenreaktion. Aber adidas müsste die Widerstandszone 207,80/211,30 Euro, das obere Ende der gestrigen, großen Kurslücke bei 221 Euro und danach auch noch die 200-Tage-Linie bei aktuell 230 Euro zurückerobern, bevor man die Aktie wieder als bullisch ansehen könnte. Und diese Hürden sind, gerade mit Blick auf die aktuell derart instabilen Rahmenbedingungen, ein Deckel, der für die Bullen zu schwer sein könnte.
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