Der Euro Stoxx 50 zeigte nach dem kapitalen Kurseinbruch vor gut zwei Wochen eine rasante Gegenbewegung. Es ist indes fraglich, ob sich die Bären beeindruckt zeigen. Denn die Zone, die es für ein bullisches Signal zu überwinden gilt, liegt über dem letzten Kurs … und ist massiv.
Die EZB senkte am Donnerstag den Leitzins … aber der Markt reagierte nicht. Donald Trump verkündete später am Abend, er sei zuversichtlich, dass es eine hundertprozentige Einigung mit der EU in Sachen Zölle geben werde. Aber der Markt reagierte nicht. Das ist nicht gerade ein Hinweis darauf, dass allzu viele Trader sicher sind, alles werde schon von alleine wieder ins Lot kommen, so dass man getrost in die laufende Aufwärtsbewegung hinein kaufen könnte.
Eine Aufwärtsbewegung, die zudem über den Level einer Gegenreaktion noch nicht hinaus ist und bei der sich die Frage stellt, in wie weit der am Donnerstag gelaufene feiertagsbedingt vorgezogene Abrechnungstermin an der Terminbörse die Kurse gezogen haben könnte. Wäre das der Fall, wären die Beine, auf denen die Bullen zu stehen versuchen, noch wackliger.
Denn es klemmt am üblichen Treibstoff für eine tragfähige Aufwärtsbewegung am Aktienmarkt: Wachstum. Zwar wirken die steigenden Ausgaben für Verteidigung, mit denen man in den kommenden Jahren rechnen darf, auf einige Bereiche positiv. Aber andere, wichtige Branchen wie Chemie und Pharma, Automobilindustrie, Maschinenbau oder Halbleiter, bewegen sich unter den Damoklesschwertern einer noch nicht wiederbelebten Nachfrage in China und den Zöllen aus Washington. Da fällt Optimismus schwer. Zumindest, wenn nach einem Kurseinbruch wieder ein Punkt erreicht wurde, an dem eine Gegenreaktion nach oben enden könnte. Ist das bei Euro Stoxx 50 bereits der Fall?
Expertenmeinung: Das könnte in der Tat so sein. Ein Blick auf das langfristige Chartbild auf Monatsbasis würden den Bullen zwar Mut machen, immerhin gelang es, den Selloff genau da zu stoppen, wo es richtig übel hätte werden können, nämlich in der Kreuzunterstützung aus den Hochs 2007 und der oberen Begrenzung des langfristigen Aufwärtstrendkanals. Aber den zuvor überkauften Status hat der Index auf Monatsebene noch lange nicht abgebaut. Und dass ein derart wichtiger Support einem ersten Anlauf standhält, ist nicht unüblich. Es ist vor allem keine Garantie dafür, dass nicht noch ein zweiter folgt und der dann durchgeht.

Und wechselt man das Zeitraster und schaut sich den europäischen Leitindex auf Tagesbasis an, so sieht man, dass dem bullischen Lager bisher auch noch nicht viel gelungen ist. Die drei rückeroberten Supportlinien, die wir da im Tageschart sehen, waren eher leichter Natur und als Zone gesehen ohnehin nie wirklich signifikant gebrochen worden. Erst die Hürden, die jetzt kommen, sind wirklich bedeutsam. Und normalerweise lassen die großen, erfahrenen Akteure im bärischen Lager die Bullen einfach machen, lassen sie sich verausgaben, um erst an markanteren Widerständen wieder auf der Short-Seite aktiv zu werden. Und die kommen eben jetzt.
Es geht um den Widerstandsbereich 4.965 bis 5.122 Punkte. Wird der klar überwunden, wäre ein wichtiges, bullisches Signal gelungen, Aber noch ist diese Zone gerade einmal angekratzt worden. In diesem Bereich warten die untere Begrenzung des August-Aufwärtstrendkanals, die 20-Tage- sowie die 200-Tage-Linie und die das Jahr 2024 ab dem Frühjahr dominierende Widerstandszone 5.052/5.122 Punkte auf die Käufer. Hinzu kommt, dass eine 50-Prozent-Korrektur des vorherigen Abwärtsimpulses, gerechnet ab dem Jahres-Verlaufshoch vom 3. März, bei 5.054 Punkten und damit ebenfalls in dieser Zone läge.

Bevor dieser Bereich nicht bezwungen wurde, könnten die Short-Seller, sprich die Bären, jederzeit zurückschlagen. Und da die Rahmenbedingungen momentan ihnen und nicht den Bullen in die Karten spielen, ist das wahrscheinlich genug, um mit nennenswerten Long-Trades besser zu warten, ob dafür auch die nötigen, bullischen Fakten im Chartbild geschaffen werden.
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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