Wenn man sich den Euro Stoxx 50 auf Wochenbasis ansieht, war der gestrige Abriss eher die Chance für die Bullen, eine entscheidende Supportzone zu zementieren. Und die nahm man mit der Aufholjagd Richtung Handelsende auch wahr. Aber der Ball ist noch im Spiel …

Die Nachricht vom Wochenende ließ die Investoren aufhorchen. Das chinesische Startup DeepSeek meldete, eine KI-Anwendungsplattform entwickelt zu haben, die Plattformen wie z.B. „OpenAI“ das Wasser reichen könne. Nur gelang das laut deren Angaben in deutlich kürzerer Zeit und mit viel weniger technischem Aufwand und Kosten. Dass es auch schneller und billiger gehen könnte als das, worauf die Trader im Rahmen des im Mai 2023 etablierten „KI-Hypes“ setzen, dass die immensen Investitionen womöglich kaum mehr einbringlich werden, wenn es andere schneller und billiger können, das führte dazu, dass man alles, was auch nur im Entferntesten mit KI zu tun hatte, wie ein glühendes Eisen über Bord warf.
Beim Euro Stoxx 50 hielt sich der Abgabedruck deswegen in Grenzen, weil es nur Schneider Electric und die ASML Holding mit prozentual fast zweistelligen Abschlägen traf. An der Nasdaq sah das gestern Abend ganz anders aus. Und beim DAX traf es die zuletzt ja noch in die zweite Hype-Runde gegangene Siemens Energy brutal, die wurde um fast 20 Prozent gedrückt – ist aber nicht im Euro Stoxx 50 notiert. So gelang es, die eingangs des Montags-Handels bis zu 1,7 Prozent betragenden Verluste zum Handelsende deutlich auf 0,6 Prozent einzugrenzen. Und das mit einem Tagestief, das noch ein klein wenig über der Zone liegt, die aus Sicht der Bullen auf keinen Fall brechen sollte: der Zone 5.051 zu 5.122 Punkte.
So sehen wir hier einen schwungvollen Befreiungsschlag nach oben, der gestern durch das Eingrenzen der Verluste zu einem tadellosen Pullback werden könnte, der den Ausbruch bestätigt und den Weg freigibt an die obere Begrenzung des August-Aufwärtstrendkanals bei 5.300 Punkten. Und dann, später, womöglich sogar an den vor fast 25 Jahren markierten Verlaufsrekord bei 5.495 Zählern. Wenn auf diese Aufholjagd eine erneute Attacke der Bullen folgt und nicht ein Nachschuss der Bären. Und das ist zumindest offen genug, um in dieser Woche äußerst wachsam zu bleiben.
Expertenmeinung: Denn wechselt man im Chart auf die Tagesbasis, ist dieses Chartbild alles andere als „ohne“. Am Freitag war beim Euro Stoxx 50 ein „Shooting Star“ entstanden der zeigte, dass die zuvor tagelang ohne nennenswerten Gegendruck gelaufene Rallye jetzt eben doch auf Abgaben trifft. Und statt einer umgehenden Antwort der Bullen kam es am Montag eben zu kräftigen Abgaben.

Auch, wenn man sich da von der „Ideallinie“ wegbewegt, könnte man die Kombination der letzten drei bzw. vier Kerzen als eine Abendstern-Struktur sehen. Die sich eher nicht auswirken würde, wenn es heute zu Käufen käme und dadurch eine Bestätigung dieser potenziell bärischen Formation durch eine rote Kerze ausbleibt. Aber wenn, dann würde die jetzt als entscheidender Supportbereich fungierende, vorherige Widerstandszone 5.051 zu 5.122 Punkte umgehend ins Spiel kommen. Und ob sie dann hält, ist zumindest fraglich, denn sehr vielen bullischen Tradern dürfte durchaus bewusst sein, dass sie in dieser Höhe auf dünnstem Eis unterwegs sind. Ein Vorteil für die Bullen:
Bislang wird vieles des aus allem, was mit KI zu tun hat, herausfließenden Kapitals offenbar nicht zur Cash-Reserve, sondern in andere Branchen umgeschichtet. Besonders auffällig war das am Montagabend beim Dow Jones, der nach einer Eröffnung im Minus deutlich in die Gewinnzone lief, weil hier nur wenige Unternehmen eine Verbindung zu KI haben. Raus aus bestimmten Tech-Aktien und rein in „Old Economy“ … wenn es auch beim Euro Stoxx 50 so liefe, würde die gestrige Aufholjagd tatsächlich zu einem perfekten Pullback an den Ausbruchslevel und damit zu einem Sprungbrett hin zu neuen Jahreshochs.
Wenn. Denn was in dieser Woche noch im Terminkalender steht, ist nicht von Pappe. Am Mittwochabend kommt die Entscheidung der US-Notenbank, am Donnerstag die der EZB … und zwischendrin kommt eine Bilanz von US-Mega Caps nach der anderen und zweifellos auch einige Vorab-Zahlen von im Euro Stoxx 50 gelisteten Unternehmen. Jetzt mit einem offenen Auge zu schlafen, kann eher nicht schaden!
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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