DAX: Vorsicht, die nächste Charthürde ist ein „Brett“

von Ronald Gehrt
24.04.2025 | 08:28 Uhr

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gewinnen Anleger nach schockartigen Verlusten den Eindruck, die Verkäufe seien vorüber, kommt es oft zu einer gewaltigen Kaufwelle. So auch derzeit beim DAX. Das Problem ist, dass die Argumente dünn sind … und jetzt ein echtes charttechnisches „Brett“ auf die Trader wartet.

Wer zu hoch springt, schlägt sich leicht den Kopf an, wenn der Deckenbalken zu nahe ist. Was man aber gerne ignoriert, wenn das Springen gerade viel Spaß macht. Und dass das bullische Lager dieser Tage Spaß hat, lässt sich nicht verleugnen: Der DAX hat seit seinem crashartigen Tief am 7. April in der Spitze 19,2 Prozent zugelegt und dabei eine wichtige Chartmarke nach der anderen zurückerobert. Wie gewaltig Kurseinbruch und Gegenbewegung in diesem noch laufenden Monat ausfielen, sieht man gut im langfristigen Chart auf Monatsbasis. Der zudem zeigt, dass es gelang, das Ruder knapp oberhalb der oberen Begrenzung des 2009 etablierten, übergeordneten Aufwärtstrendkanals herumzureißen.

Das wirkt, als sei das per Mittwochs-Schlusskurs noch gut 1.500 Punkte oder knapp 6,9 Prozent entfernt liegende Rekordhoch bei 23.476 Punkten nur noch ein Katzensprung. Aber da könnte man sich täuschen.

Den aktuellen Kurs und Chart des DAX sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Ein Widerstand, der deutlich näher liegt, ist die Nackenlinien-Zone des im Februar und März ausgebildeten Topps bei 22.148 zu 22.226 Punkten. Das ist per se schon ein Widerstand, der, alleine aufgrund der immensen vorherigen Rallye, Gewinnmitnahmen und neue Aktivitäten des Bären-Lagers auslösen könnte. Aber knapp darüber wartet ein weiterer Punkt, der dieses „Brett“, als das man diesen Widerstand einordnen kann und an dem man sich als bullischer Trader in der Tat den Kopf stoßen könnte, verstärkt. Und zwar der Schlusskurs des 2. April bei 22.391 Zählern. Warum hat diese Marke Bedeutung?

Weil wir es da mit dem letzten Schlusskurs zu tun haben, bevor Donald Trump dann am Abend dieses Handelstages seinen „Tag der Befreiung“ ausrief und mit den bizarren Zöllen gegen das Gros der restlichen Länder dieser Welt die Aktienmärkte zu Boden schickte. Und das könnte sehr leicht, auch in einer Stimmung euphorischer Hoffnung, zu einer Bremse werden, denn:

Wollte man den DAX über diesen Punkt tragen, wäre das nur dann nachvollziehbar, wenn das, was ihn darunter drückte, vom Tisch ist, nämlich diese extremen Zölle. Doch das sind sie nicht, auch nicht für Deutschland bzw. die EU. Derzeit gilt Trumps „Basissatz“ von zehn Prozent. Und seine Frist von 90 Tagen läuft, ohne dass es wirklich konkrete Verhandlungen geben würde, um den Zoll-Hammer, der hinter diesen aktuellen zehn Prozent wartet, loszuwerden.

Weder ist die Planungssicherheit gegenüber den USA zuletzt wieder gestiegen, noch ist in Sachen Zölle etwas vorangegangen, desgleichen gilt für den Ukraine-Konflikt. Dass es sich hinziehen wird, bis Deutschland eine handlungsfähige, neue Regierung hat, ist da schon beinahe Nebensache. Und sollten einige im Bullen-Lager es nicht erkennen oder gezielt ausblenden, die Bären, die derzeit nicht geschlagen sind, sondern einfach abwarten, bis den Käufern Geld und/oder Mut ausgehen, wissen es zweifellos:

Die Folgen dieser unguten Entwicklungen werden sich in vielen Unternehmensbilanzen zum ersten Quartal noch nicht zeigen. Aber im weiteren Verlauf des Jahres wird man das sehen und damit ein weiteres Argument auftauchen, das dem DAX den Weg an und über sein jüngstes Hoch äußerst steinig machen würde.

Wer hier Long ist, sollte das nicht ohne „Fallschirm“ in Form konsequent nachgezogener Stop Loss-Absicherungen sein. Und jetzt erst, in die bereits derart stark gelaufene Rallye hinein, neu einzusteigen, das wäre zumindest reichlich verwegen!

Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
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