Börse aktuell

Hier erfahren Sie, was an der Börse aktuell geschieht. Unser Börsenexperte Ronald Gehrt beobachtet täglich das aktuelle Börsengeschehen und fasst die neuesten Börsendaten und Börsenberichte wöchentlich für Sie zusammen. Mit Börse aktuell bringen wir die wichtigsten Börsennachrichten auf den Punkt und kommentieren, was momentan an der Börse los ist.

Börse: Aktuelle Nachrichten der Woche

Neues von der Börse: Unsere aktuellen Börsennachrichten informieren Sie jede Woche über die derzeitige Börsenentwicklung. Was beschäftigt die Börse? Was steht diese Woche an? Diktieren Bullen oder Bären die Märkte? Sollten Sie Ihre Investitionen erhöhen oder lieber Gewinne mitnehmen? Wir geben Ihnen die Antworten auf diese Fragen, wagen einen Ausblick auf die kommende Börsenwoche und bewerten anstehende Ereignisse, die Auswirkungen auf den Börsenverlauf haben könnten.


Börse aktuell vom 03.-09.02.2025

Draußen die Welt, drinnen mein Geld – oder: Wer bremst, verliert … am Ende nicht.

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DAX
ISIN: DE0008469008
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Jetzt sind sie also da, die US-Einfuhrzölle. Noch nicht für Europa, aber Donald Trump deutete am Wochenende an, dass auch da etwas kommen wird. Man musste damit rechnen, aber so, wie sich der Aktienmarkt bis zum Monatsende des Januars präsentierte, taten viele genau das nicht. Wie kommt es, dass scheinbar so viele nicht mehr auf die Rahmenbedingungen reagieren? Und wie lange geht das gut?

Mit +9,15 Prozent gehört der Januar 2025 beim DAX zwar nicht zu den absoluten Rekordmonaten, aber ungewöhnlich stark ist diese Performance dennoch, wie der unten folgende Chart auf Monatsbasis zeigt, der die Veränderungen, der besseren Vergleichbarkeit wegen, logarithmisch abbildet. Wie ungewöhnlich der Januar war, zeigt sich auch, wenn man mal die 20 stärksten Monate des DAX seit 1960 (vor 1988 zurückgerechnet) hernimmt: Platz 20 hat 11,62 Prozent erreicht … und da blickt man auf 65 Jahre. Da müsste man sich eigentlich sagen: Für einen derart sportlichen Anstieg braucht es gute Argumente. Gibt es die nicht, dann: „take the money and run!“

Zumal die besonders starken Monate der hier gezeigten, letzten zehn Jahre immer entweder auf eine starke Abwärtsbewegung folgten oder es, wie nach der US-Wahl 2016 oder der Hoffnung auf ein baldiges Corona-Ende Ende 2020 Argumente gab, die eine Rallye verständlich machten. Sicher, in den beiden letztgenannten Fällen bauten die Bullen zwar auf Sand. Aber derzeit hat man den Eindruck, dass sie nicht einmal diesen Sand haben.

Börse aktuell: Entwicklung DAX von 2015 bis 2025 - logarithmische Skalierung | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX von 2015 bis 2025 – logarithmische Skalierung | Quelle: marketmaker pp4

Ein Aktienindex der steigt, weil er eben steigt, ein Selbstläufer also? Das kommt vor, wenngleich nicht unbedingt oft. Wichtig ist da vor allem zu verstehen, was dahinterstecken könnte, um nicht völlig aus allen Wolken zu fallen, wenn dieses scheinbare „Perpetuum Mobile“ in sich zusammenfällt, sondern vorbereitet zu sein.

Draußen die Welt, drinnen mein Geld: Die Geburt eines „Perpetuum Mobile“

Wenn es darum geht herauszufinden, warum Anleger dies tun oder jenes lassen, landen wir am Ende immer im Bereich von „Behavioural Finance“, sprich der Börsenpsychologie. Und immer wieder bei der eigentlich altbekannten Tatsache, dass viele dazu neigen, sich selbst nicht mitten im Denken und Handeln der Masse zu sehen, sondern sich daneben einordnen, als wären sie Beobachter und anders als die anderen.

Tut man das, ist man nicht weit von dem Schritt entfernt zu glauben, dass man selbst alles im Griff hat, während die „blöde Masse“ keine Ahnung hat. Einfach, weil man selbst gerade erfolgreich ist. Aber hebt man sich selbst auf dieses Podest, stellt man sich eine entscheidende Frage nicht mehr: Warum läuft es bei mir gerade so gut? Habe ich wirklich alles richtig gemacht oder habe ich vielleicht nur … Glück?

Wer die Realität aussperrt, insbesondere Informationen, die für die eigene Selbsteinschätzung ein Risiko sein könnten … z.B. negative Bilanzen und Konjunkturdaten, während man selbst bis zur Halskrause Long ist … koppelt sich selbst, meist höchst zufrieden damit, von relevanten Informationen ab. Man ist dann also nicht in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit, weil man um die Risiken des eigenen Handelns weiß, sondern wegen des Abkoppelns des steigenden Depotwerts von den Fakten „da draußen“ ebenso leichtsinnig wie ahnungslos. Und wenn Sie mal Ihre eigenen Gedanken im Spiegel betrachten:

Passiert es Ihnen denn nicht auch bisweilen, dass Sie eine Position halten, die gut läuft und dann unerwünschte Nachrichten einfach ignorieren? Wer versteht, dass man als Anleger ein Teil der Masse ist und somit die meisten anderen genau dasselbe denken und tun wie Sie und ich, weiß:

Wenn ich nur noch auf die immer weiter steigenden Kurse starre, tun andere das auch. Tun das ungewöhnlich viele, steigen die Kurse, weil diese Anleger aus dem Anstieg z.B. des DAX ableiten, das Richtige zu tun, deswegen weiter kaufen, dadurch der DAX erneut steigt und so fort. Das Perpetuum Mobile, unter Ausschluss der Rahmenbedingungen, ist geboren und wirkt unzerstörbar. Denn wenn von außen kein Stock in die Speichen gelangen kann, wie sollte das Rad aufhören, sich immer weiter zu drehen?

Börse aktuell: Entwicklung DAX und Nasdaq 100 im Januar 2025 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX und Nasdaq 100 im Januar 2025 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4

Den anderen wird es schlechter gehen … aber mir doch nicht!

Dass dieser ungewöhnlich starke Anstieg des DAX, der zuletzt zudem ohne den Begleitschutz der US-Indizes lief, mit dieser Neigung zusammenhängt, sich von einer risikobehafteten Realität zu lösen,  deutet auch das Ergebnis einer Umfrage an, die Forsa im November 2024 für Union Investment durchgeführt hatte und bei der Anleger nach ihrer Einschätzung der konjunkturellen Perspektiven sowie nach ihren eigenen Erwartungen und Plänen gefragt wurden.

Laut dieser Umfrage rechnen 59 Prozent der befragten Anleger für dieses Jahr mit einer weiteren Verschlechterung der deutschen Wirtschaftslage, 31 Prozent erwarten, dass wir auf dem schwachen, jetzt erreichten Niveau verbleiben, nur sieben Prozent glauben, dass wir eine Verbesserung sehen (was zu 100 Prozent fehlt, sind „weiß nicht“-Angaben). Und jetzt wird es interessant:

Auf die Frage hin, wie die Anleger die Entwicklung ihrer persönlichen finanziellen Situation im Jahr 2025 sehen, rechnen 53 Prozent damit, dass diese stabil bleiben wird, 30 Prozent geht davon aus, dass sie sich verbessern wird und nur 16 Prozent fürchten Einbußen beim Vermögen. Wirtschaft abwärts, eigenes Vermögen aufwärts – wie geht das zusammen?

Angesichts dieser Ergebnisse muss es einen nicht unerheblichen Anteil unter den Befragten geben, der zugleich mit einer weiteren Talfahrt der Konjunktur und einem Anstieg des eigenen Geldvermögens rechnet. Und da darf man eben schon vermuten, dass wir hier diese vorbeschriebene Abkopplung des eigenen finanziellen Fortkommens von den äußeren Bedingungen sehen, zumal 64 Prozent der Befragten Investmentfonds besaßen. Das heißt:

Man geht davon aus, dass man in Sachen Krise außen vor ist. Und je länger ein Phänomen wie das eines DAX fortbesteht, der sich von den sonst wegweisenden Rahmenbedingungen nach oben löst, desto mehr Anleger werden so denken … und handeln.

Würde daraus wirklich ein unzerstörbares Perpetuum Mobile, wäre das ja kein Problem. Unzerstörbar ist es aber nicht. Nicht in früheren Fällen, in denen wir dieses Phänomen „draußen die Welt, drinnen mein Geld“ erlebt haben und heute ebenso wenig.

Börse aktuell: Entwicklung DAX von 1987 bis 2025 - logarithmische Skalierung | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX von 1987 bis 2025 – logarithmische Skalierung | Quelle: marketmaker pp4

Wer bremst, verliert nicht, sondern kommt heil ins Ziel

Ein Nebeneffekt dieser Abkoppelung war früher und ist auch heute, dass immer mehr Wirkung und Ursache verwechseln. Sie glauben, dass weiter steigende Kurse ein Beweis seien, dass bestimmte Risiken entweder nicht relevant oder bereits eingepreist seien. Wie z.B. den Rücksetzer in Sachen KI-Phantasie vor einer Woche, der beim DAX einfach „weggekauft“ wirkt, ebenso wie das Thema der US-Einfuhrzölle. Man sieht nicht mehr, dass die steigenden Kurse nur der Effekt des eigenen Ignorierens der Risiken sind. Auch und gerade, weil so viele dazu neigen, sich neben, statt in der Masse zu sehen und daher denken, dass sie alleine es sind, die sich von steigenden Kursen zu immer weiteren Käufen animieren lassen, während die Masse den Fakten folgt.

Aber war es wirklich die Einordnung des „DeepSeek“-Schocks als unproblematisch, der den DAX kurz darauf auf die nächsten Rekorde zog … oder war es die Sogwirkung des Ultimos eines besonders starken Monats, verbunden mit immer weiter zunehmender Gier? Liegt man wirklich richtig damit, wenn man unterstellt, dass die jetzt zum 1.2. verhängten US-Einfuhrzölle die Hausse nicht bremsen können, weil Trump die ja schon lange avisiert hatte und weder DAX noch Dow deswegen abgedreht hatten?

Wem es gelingt, die Gier im Zaum zu halten, sich zurückzunehmen und das „Große Ganze“ im Blick zu behalten statt nur den Saldo des eigenen Depotbestands, würde realisieren, dass das Ignorieren von Gefahren eine Gefahr noch nie vertrieben hat. Das ist, als würde jemand „Vorsicht“ rufen, weil sie gerade auf immer dünneres Eis marschieren und Sie daraufhin unterstellen, dass da ein Spinner ruft. Nur, weil ihre nächsten beiden Schritte immer noch scheinbar festes Eis sehen und Sie daraus ableiten, dass auch der dritte und vierte Schritt kein Risiko birgt … und die anderen eben keine Ahnung haben.

An der Börse ab und an zu bremsen, wenn das Tempo irrwitzig wird, ist nicht dasselbe, wie mit dauernd angezogener Handbremse unterwegs zu sein. Auf einer langen Geraden ist Vollgas kein Problem, wenn man seinen Boliden beherrscht bzw. sich in Sachen Börse mit der Materie auskennt. Aber wenn die Strecke kurvig und unübersichtlich wird wie jetzt, zeichnet die guten Fahrer aus, im rechten Moment vorsichtig zu sein. Augen zu und durch, weil es doch bisher auch gut ging, das hingegen wäre, gerade jetzt, nicht zu empfehlen!

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Quelle:
Anlegerbarometer 1. Quartal 2025, Union Investment, vom 29.01.2025; https://unternehmen.union-investment.de/dam/jcr:7141856a-ac7f-4815-9152-1ee793da8ead/20250129_Presse-Info_Anlegerbarometer%20Q1-2025_final.pdf

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Börse aktuell: DAX, Dow Jones und Co.

Die heutigen Top-News und Börsenmeldungen zum DAX und der Börse USA mit dem Dow Jones, dem Nasdaq und dem S&P 500 als weltweit einflussreiche Indizes bilden einen Schwerpunkt unserer aktuellen Berichterstattung von der Börse. Auch gute Aktien, die momentan sehr stark im Fokus der Anleger stehen und steigende Börsenkurse prophezeien, werden wir Ihnen hier vorstellen. So bekommen Sie einen umfassenden Börsenausblick und können Ihre eigenen Börsenprognosen verifizieren oder falsifizieren.

Börse: Aktuelle Entwicklung und Trends

Die aktuelle Entwicklung und der aktuelle Trend an der Börse werden maßgeblich von Wirtschaftsnachrichten, Konjunkturdaten und Neuigkeiten von börsennotierten Unternehmen bestimmt. Diese wirken sich nicht nur auf Aktienkurse aus, sondern auch auf andere Assetklassen wie börsengehandelte Fonds, Optionen und Futures. Des Weiteren werden durch Börsennachrichten auch die Anleihemärkte und Rohstoffmärkte in Bewegung versetzt. Daher haben wir auch die Zinsen, den Ölpreis und Goldpreis immer im Blick.

Börse: Aktuelle Tipps zum Marktgeschehen

Neben Börsennews bekommen Sie auch hilfreiche Tipps, um das gegenwärtige Marktgeschehen besser zu interpretieren. Der Börsenmarkt setzt sich aus vielen verschiedenen Märkten zusammen. Jedes Land, jede Branche und jedes Finanzprodukt wird von individuellen Faktoren beeinflusst, sodass es schwierig ist, alle Märkte mit ihren jetzigen Chancen und Risiken zu verfolgen und zu analysieren. Mit Börse aktuell liefert Ihnen unser Börsenprofi die Börseninformationen, die wirklich wichtig sind, und zugleich eine kompakte Börsenvorschau der Woche.

Börse aktuell: Die letzten Nachrichten

Wer das Märchen „des Kaisers neue Kleider“ kennt, könnte bemerkenswerte Parallelen mit der Hausse an der Börse aktuell entdecken. Und zwar vor allem mit der des DAX, denn nirgendwo sonst ist der Kursanstieg so „nackt“ wie hier. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied zum Märchen. Und der spielt den Bullen in die Karten. 

Wie in der vergangenen Woche ein von mir sehr geschätzter Finanzmarktanalyst schrieb, ist an den europäischen Aktienmärkten ein Aufschwung eingepreist, den es gar nicht gibt … und der Stand hier und heute vorerst auch nicht zu erwarten wäre. Das trifft es sehr gut, wobei man meines Erachtens differenzieren müsste. Denn Frankreich läuft wegen der instabil gewordenen politischen Lage eigentlich seit einiger Zeit mies. Und in Spanien, wo der Leitindex IBEX im Jahr 2024 zumindest bis November genauso stark lief wie der DAX, bevor letzterer ihn überholte, ist ja auch ordentliches Wirtschaftswachstum zu sehen. Aber beim DAX sucht man nach rationalen Argumenten vergebens.

Was steigt, steigt weiter … auch die internationalen Großanleger machen mit

Man könnte es so sehen, dass zwar die Verbraucher mehrheitlich auffallend pessimistisch sind, mehr Inflation in nächster Zeit erwarten als die EZB und eine schrumpfende Wirtschaft erwarten statt des von der EZB in ihrer Glaskugel ausgemachten, mäßigen Wachstums – die Anleger aber eben nicht. Was deswegen möglich ist, weil Anleger gemeinhin den vermögenderen Teil der Verbraucher stellen und daher von den Problemen, mit denen mehr und mehr Menschen konfrontiert sind, nichts mitbekommen … oder nichts mitbekommen wollen. Zumal ein steigendes Vermögen im Depot in der subjektiven Wahrnehmung fast immer schwerer wiegt als die Fakten vor den Toren der Börsen. Aber es müssen ja auch gar nicht die heimischen Anleger sein, die den DAX stur immer höher treiben.

Börse aktuell: Entwicklung DAX im Vergleich zu anderen europäischen Indizes von 2023 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX im Vergleich zu anderen europäischen Indizes von 2023 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4

Laut der regelmäßigen Umfrage der Bank of America unter Fondsmanagern ist der Anteil an europäischen Aktien in deren Portfolios im Januar so stark angestiegen wie zuletzt im Februar 2015. Während man zuletzt … was die Aktivitäten der zweiten Dezemberhälfte mit einschließt, bei US-Aktien ein wenig den Gang herausnahm, schaltete man in Sachen Europa einen Gang hoch, so dass man Europa sogar im langfristigen Vergleich leicht übergewichtet hat, was lange nicht mehr der Fall war. Das ist aber nur dann nachvollziehbar, wenn diejenigen unter diesen international ausgerichteten Fondsmanagern, die Europa zuletzt deutlich präferierten, glauben, dass die Eurozone Aufholpotenzial hätte. Was sie aber nur haben würde, wenn das Wachstum wieder in Fahrt kommt.

Damit wären nicht nur die Privatanleger, sondern auch diese institutionellen Investoren auf einem Pfad unterwegs, den es zumindest noch gar nicht gibt. Und auch, wenn man fürchten mag, dass die US-Notenbank die Leitzinsen erst einmal noch relativ hoch lassen wird: Wenn die EZB den Leitzins schneller senkt, dann ja nur, wenn die Preise tatsächlich kaum weiter zulegen. Und das passiert ganz sicher nicht in einem Umfeld starken Wachstums, denn die Erfahrung lehrt uns ja, dass den Unternehmen ihr Hemd immer näher ist als die Hose anderer, so dass man sofort die Preise zur Steigerung der eigenen Margen anheben würde, wenn man es kann. Und das kann man nur in einem guten Konsumumfeld, was wir in der Eurozone nicht und in Deutschland erst recht nicht haben.

Warum also der DAX? Warum läuft der an der Börse aktuell so deutlich besser als andere Eurozone-Indizes und als der Euro Stoxx 50 als europäischer Leitindex? Sicher, man könnte denken: Der Wirtschaftsraum innerhalb der Eurozone, der jetzt am schlechtesten dasteht, hat auch das meiste Aufholpotenzial. Aber das Argument würde ja nur ziehen, wenn der DAX vorher weit gefallen und die in ihm gelisteten Aktien damit von der Bewertung her billig wären. Doch beides tritt nicht zu. Der DAX notiert auf Rekordhoch und die Bewertung ist (außerhalb der verzerrenden Phasen kräftigerer Rezessionen, in denen die Unternehmensgewinne schneller fallen als die Kurse und das Kurs-/Gewinn-Verhältnis deshalb nach oben schießt) so teuer wie zuletzt Anfang 2015.

DAX-Hausse ohne Unterbau: Fast jeder sieht es, aber keiner will es wahrhaben

Da kommt der Vergleich zu Hans Christian Andersens Märchen von des Kaisers neuen Kleidern ins Spiel. Wer es nicht oder nicht mehr kennt, hier im Schnelldurchlauf: An den Hof eines Kaisers, der viel Wert auf sein Äußeres legt, kommen zwei Schneider, die behaupten, ihm einzigartige, feinste Kleider fertigen zu können, die für Menschen, die dumm oder unfähig seien, unsichtbar wären. Der Kaiser findet es genial, bestellt die Kleidung und trägt sie bei einem Festumzug. Anders formuliert: Er steht nackt in der Menge, denn natürlich war die Nummer der beiden Schneider ein Betrug. Das geniale bei diesem Betrug ist:

Der Kaiser selbst sieht die Kleider natürlich auch nicht, weil sie nun einmal gar nicht da sind, glaubt aber, das läge daran, dass er entweder dumm, unfähig oder beides sei. Daher ist es ihm unmöglich, den Mund aufzumachen. Soll ja keiner wissen. Und obwohl alle diese „Besonderheit“ der Kleidung sehen, sagt auch sonst niemand etwas, aus Angst, von den anderen als Idiot dazustehen, denn jeder fürchtet, alle können diese so feinen Kleider sehen, nur sie selbst eben nicht. Doch auf einmal ruft ein Kind „seht nur, der Kaiser ist ja ganz nackt“. Dadurch bricht der Bann, zumal der Vater des Kindes das als „Stimme der Unschuld“ einordnet (oder auch „Kindermund tut Wahrheit kund“). Auf einmal sehen alle, was sie vorher nicht zu sehen wagten und rufen es offen heraus.

Börse aktuell: Entwicklung DAX im Vergleich zu anderen weltweiten Indizes von 2023 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX im Vergleich zu anderen weltweiten Indizes von 2023 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4

Das ähnelt dieser DAX-Hausse durchaus. Zum einen will da keiner nebendran stehen und damit zugeben müsste, dass er/sie die Gelegenheit nicht erkannt hat. Zum anderen will niemand sich den Teppich selbst unter den Füßen wegziehen, indem er/sie als Fondsmanager konstatiert, dass der DAX wegen der Schwäche der deutschen Wirtschaft und der längst weit über dem Normalen liegenden Bewertung genau der falsche Index für eine Dauer-Rallye ist. Also tun alle so, als sei das, was sie da machen, normal, folgerichtig und überaus gewitzt. Es wäre ja nun nicht das erste Mal, dass es so läuft … bis das Kind, das unbedarft einfach die Wahrheit sieht und verkündet, ins Spiel kommen würde. Aber!

Es gibt einen Haken bei der Sache

Genau diese Sache mit dem Kind, das den Schwindel mit des Kaisers neuen Kleidern entlarvt, ist der Haken an der ganzen Sache. Denn es wäre weitaus logischer gewesen, wenn das Volk, das so tut, als sähe es etwas, was nicht da ist, einfach behauptet, dass dieses Kind halt dumm ist … genau das war ja der geniale Trick der beiden Schneider; so konnte man sicherstellen, dass die Sache nicht auffliegt, bevor sie weit genug weg sind. Und nicht anders wäre es hier: Man beachtet diejenigen, die auf die Achillesfersen dieser Nonstop-Käufe hinweisen einfach nicht, tut sie als Schwarzmaler ab (was leicht ist, man muss nur die Argumente, die vorgebracht werden, ignorieren) oder, weil der DAX ja bislang schließlich steigt und das Mahnen zur Vorsicht somit falsch scheint, als dumm.

Da ein starker Trend in Kombination mit der üblicherweise in solchen Phasen dominanten Gier und dem weit verbreiteten Fehlen von Fachwissen und Erfahrung schnöde Fakten an die Wand drückt, könnte man theoretisch also noch lange einem DAX zujubeln, der bezogen auf bullische Fakten eigentlich „nackt“ ist.

Das wäre nie möglich, wenn es ohne gute Argumente abwärts ginge, aber aufwärts funktioniert so etwas oft sehr lange, weil man sich da der schweigenden Zustimmung der nahezu durch die Bank immer nur auf steigende Kurse setzenden Masse sicher sein kann: Wem‘s gut reinläuft, was da passiert, der meckert nicht!

Anfang 2015 … da war doch was?

Aber noch einmal zurück zu dieser Umfrage der Bank of America. Dort wurde ja darauf hingewiesen, dass der Anstieg des Anteils europäischer Aktien zuletzt so intensiv war wie zuletzt im Februar 2015. Auch damals hing man einer Erwartung nach, die auf wackligen Füßen stand. Und sich dann auch nicht erfüllte.

Börse aktuell: Entwicklung DAX von 2014 bis 2016 - Erwartungen erfüllten sich nicht | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
aktuell:Entwicklung DAX von 2014 bis 2016 – Erwartungen erfüllten sich nicht | Quelle: marketmaker pp4

Im Herbst 2014 deutete die EZB an, dass man bald beginnen werde, den allgemeinen Zinslevel durch verstärkte Käufe am Anleihemarkt noch weiter zu drücken. Die Erwartung ging um, dass dies das bis dahin in den Seilen hängende Wachstum jetzt aber endlich so richtig in Schwung bringen werde. Heute denkt man (oder will es glauben), dass das Wachstum der Eurozone irgendwie, einfach so, in Kürze durchstarten wird. Trotz teurer Kredite, trotz Zoll-Risiken, trotz Standortnachteilen und, und, und. Da waren ja die damaligen Argumente noch besser. Und schon die erwiesen sich als Luftschloss, die Hausse fiel in sich zusammen, Anfang 2016 war alles wieder dahin. Und auch damals waren die internationalen Fondsmanager voll dabei (wie oben geschrieben, die Käufe im Bereich Europa waren zuletzt so hoch wie im Februar 2015!) und lagen schief.

Dass es heute anders läuft, davon gehen viele einfach deswegen aus, weil ihnen die Hausse in den Kram passt und dieser Spruch am Ende einer überzogenen Hausse immer kommt, wenn man Vergleiche mit der Vergangenheit herstellt: „Aber das kann man doch mit damals nicht vergleichen, diesmal ist es anders“. Fein. Aber wie anders? Die Argumente fallen da schwer.

Der DAX „überschießt“ gerade, das macht die Sache noch brenzliger

Vor allem, weil es da ja noch einen chart- und markttechnischen Aspekt gibt. Charttechnische Analysten, die mit Kurszielen arbeiten, stehen gerade ein wenig neben sich, denn der DAX ist über so ziemlich alle regulären Kursziele hinausgeschossen. Wir sehen im folgenden Chart, dass er letzte Woche die supermassive Widerstandszone zwischen 20.800 und 21.000 überrollt hat, wo sich die oberen Begrenzungslinien von gleich drei Trendkanälen zu einem Kreuzwiderstand ballen. Und überkauft ist er auch, siehe der mit eingeblendete RSI. Was bedeutet das?

Börse aktuell: Entwicklung DAX von von 2020 bis 2025 inklusive RSI | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX von von 2020 bis 2025 inklusive RSI | Quelle: marketmaker pp4

Das bedeutet, dass jetzt eine Extremphase eingesetzt hat. Die die Anleger, denen es am nötigen Grundwissen mangelt, gar nicht bemerken und die möglichweise jetzt nur noch fanatischer immer weiter einsteigen, zumindest wäre das genau das Verhalten, was man in früheren, vergleichbaren Phasen beobachten konnte. Es ist aber auch die Phase, in der die erfahreneren Akteure, z.B. auch Hedgefonds, anfangen, in die Käufe der Arglosen hinein massiv Positionen abzubauen und/oder Shortpositionen aufzubauen.

Das macht die Sache noch kippliger als zuvor. Bislang waren es nur die fehlenden Argumente auf fundamentaler Ebene, die ein Risiko darstellten. Jetzt kommt die Gefahr hinzu, dass es an jedem Tag zu zu wenigen Kauforders bei zugleich zu vielen Verkaufsorders kommen kann und die Kurse quasi unabsichtlich in ein Loch fallen, weil der DAX nach Gewinnmitnahmen schreit. Es muss nie. Es kann jederzeit.

Damit haben wir jetzt einen Punkt, an dem nicht Analysten oder Marktstrategen, sondern die Kurse selbst rufen könnten „schaut nur, die Hausse ist ja ganz nackt“. Und wenn das laut genug gerufen wird, glauben es auch diejenigen, die bis dahin so tun konnten als sei jeder, der zur Vorsicht mahnt, dumm, weil er die schönen Kleider der Hausse nicht zu sehen vermag.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

So manches Statement vermittelt den Eindruck, heute würde in den USA ein völlig Unbekannter seinen Amtseid als Präsident ablegen. Und auch am Aktienmarkt wirkt es, als hätten viele vergessen, dass man jetzt wieder mit der „Trump-Börse“ der Jahre 2017 bis 2020 einschließlich rechnen sollte. Was soviel heißt wie: Mehr Volatilität, weniger Berechenbarkeit, mehr Überraschungen aller Art. Ich meine, man täte gut daran, sich darauf schon einmal einzustellen.

Damals war es „Twitter“, heute eben „X“, der Name spielt keine Rolle. Es bleibt das Instrument, auf dem Donald Trump damals spielte und zweifellos auch jetzt spielen wird, immerhin nutzte er „X“ auch in den vergangenen Jahren als Sprachrohr. Für einen US-Präsidenten natürlich unüblich, aber Donald Trump ist ja auch kein Präsident wie jeder andere. Nicht zuletzt deswegen hat er die Wahl ja gewonnen. Ob das der US- und der Weltwirtschaft und dem Aktienmarkt dies- und jenseits des Atlantiks indes guttun wird, ist eine andere Frage. Eine, die sich – vielleicht – schon in den kommenden Tagen beantworten wird, denn er hatte ja avisiert, die wichtigsten Maßnahmen bereits in den ersten Tagen zu treffen. Unter anderem in Sachen Zölle.

Entscheidungen unter Unsicherheit sind normal. Aber jetzt werden sie vermutlich zahlreicher.

Aber wird er das auch tun? Und wenn ja, wenn trifft es dann wie hart? Nichts davon ist sicher abschätzbar. Und wir sollten einkalkulieren, dass Mr. Trump seine Entscheidungen online mitteilen wird. Und das wie damals bisweilen eben auch zu Zeiten, in denen nicht nur die ersten US-Anleger im Bett liegen, sondern die in Europa mal sowieso. Was heißt:

Börse aktuell: Entwicklung S&P 500 von 2017 bis 2019 - Erste Amtszeit Trump | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung S&P 500 von 2017 bis 2019 – Erste Amtszeit Trump | Quelle: marketmaker pp4

Die Wahrscheinlichkeit großer Kurslücken zum Handelsstart in Europa nimmt an der Börse aktuell drastisch zu. Und zwar in beide Richtungen. Und das ist definitiv kein Segen. Denn das läuft ja letztlich ab wie z.B. eine überraschende Zinssenkung, wichtige Konjunkturdaten oder bedeutende Unternehmensbilanzen von Mega-Caps wie Nvidia & Co: Man hat keine Zeit, sich die Sache in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen. Die Kurse stehen von einer Sekunde auf die andere weit höher oder tiefer, weil irgendwelche Nano-Trading-Handelssysteme verzugslos reagieren. Schneller, als unsereins „hoppla“ sagen kann.

Damit landet man wieder öfter in einer sogenannten „take it or leave ist“-Situation. D.h. man muss umgehend entscheiden, ob man einen auf einmal viel größeren Verlust realisiert oder zu viel höheren Kursen einsteigt als bislang geplant. Man muss entscheiden, ob man, sofern man bereits engagiert ist und der Kurssprung in die für die eigene Position richtige Richtung lief, aussteigt, einfach dabeibleibt oder zukauft. Und das auf Basis einer Marktreaktion auf Entscheidungen oder sogar nur Meinungsäußerungen des US-Präsidenten, die schwierig richtig einzuordnen sind. Ist die Reaktion berechtigt? Ist sie sogar unter- oder im Gegenteil übertrieben? 

Man muss an der Börse zwar grundsätzlich Entscheidungen unter Unsicherheit treffen. Aber in einer Phase, in der kurze Posts auf „X“ ganze Märkte in Wallung bringen können, wird das noch einmal kniffliger. Und bei zunehmender Volatilität scheint dann auch noch Schnelligkeit zwingend zu sein, wo genaues Abwägen angebracht wäre, weil einem die Kurse womöglich sonst davonlaufen könnten.

DAX, Euro Stoxx 50 & Co. versus Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq: Anschnallen!

Dass Entscheidungen zahlreicher und zwingender sowie das Trading in unmittelbar nächster Zeit schneller, volatiler und damit deutlich anspruchsvoller werden dürften, gilt vor allem für die Aktienindizes der Eurozone. Denn wie der folgende Chart zeigt, ist es der DAX, der, neben anderen Indizes aus dem Euroraum, den US-Märkten davongelaufen ist. Während der Dow Jones den Anstieg, der als Reaktion auf die US-Wahl Anfang November entstanden war, zeitweise komplett abverkauft hatte, lief der DAX an der Börse aktuell immer höher. Und damit in genau die Richtung, in der das dünne Eis wartet, denn:

Börse aktuell: Entwicklung DAX und Dow Jones nach der US-Wahl 2024 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX und Dow Jones nach der US-Wahl 2024 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4

Es ist die Eurozone, die wirtschaftlich schwächer dasteht. Es mag wohl sein, dass das Zinssenkungs-Potenzial hier höher ist als in den USA, aber das liegt ja an der konjunkturell weit besser dastehenden US-Wirtschaft und ist so für den Aktienmarkt kein unmittelbarer Pluspunkt. Und jetzt kommt eben auch noch Donald Trumps Wirtschaftspolitik hinzu. Grundsätzlich versuchten alle vorherigen US-Regierungen genauso, für die USA eine bessere wirtschaftliche Position zu erreichen, aber Trump geht da eben viel radikaler vor.

Nicht nur China, auch die Eurozone muss sich warm anziehen. Und das ist ein potenziell bärischer Aspekt, der angesichts dieser Schere zwischen vorsichtiger werdenden US-Börsen, wo man Vorsicht angesichts der Hoffnungen auf schnelle Effekte der „Trumponomics“ nicht zwingend erwarten würde und auf neue Mehrjahres-Hochs (Euro Stoxx 50) oder gar Allzeithochs (DAX) laufenden Euro-Indizes besonders dort ein bedeutendes Risiko darstellt.

Wie man sich auf dieses veränderte Kursverhalten einstellen könnte

Heute ist an den US-Börsen ein Feiertag, aber morgen dürften die US-Märkte bereits auf eine ganze Vielzahl von Entscheidungen reagieren, die man hier und jetzt im Detail noch nicht kennt. Das wird unseren Aktienmarkt nicht kalt lassen. Da ist ein Konzept gefragt, mit dem man dieser alten und neuen „Trump-Börse“ sinnvoll begegnen kann. Also, wie könnte man mit dieser wahrscheinlich schon jetzt deutlich steigenden Schwankungsintensität umgehen?

Börse aktuell: Entwicklung DAX und Dow Jones von 2017 bis 2019 im Vergleich - Erst Amtszeit Trump | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX und Dow Jones von 2017 bis 2019 im Vergleich – Erst Amtszeit Trump | Quelle: marketmaker pp4

Aus meiner Sicht wäre es am wichtigsten, sich nicht in die Zwangslage zu bringen, auf Überraschungen reagieren zu müssen, weil die eigene Positionierung zu riskant und/oder zu groß ist, um unerwartete, große Sprünge auszuhalten. Denn nur, wer nicht in eine „friss oder stirb“-Lage kommt, kann es sich leisten, in aller Ruhe abzuschätzen, ob der soeben entstandene Kurssprung die Basis eines größeren Trends werden kann oder vermutlich nach der ersten Hektik in sich zusammenfällt. Die Chance, unter Unsicherheit richtig zu entscheiden, steht und fällt mit dem „Luxus“, sich Nachdenken leisten zu können, wo andere durch das zu hohe Risiko ihrer Depots von den Kursen vor sich hergetrieben werden.

Das Risiko in volatilen Phasen herunterzufahren, ist daher erste Trader-Pflicht. Mit niedrigeren Hebeln und/oder kleineren Positionen zu arbeiten ist da ratsam. Das führt zu einer höheren Kapitalreserve, die es Ihnen ermöglicht, auf unverhoffte Chancen zu reagieren, statt sie mangels „Masse“ an sich vorbeiziehen zu sehen. Und streuen Sie Ihre Positionierung. Auf ein oder nur wenige Pferde zu setzen, ist ohnehin nie besonders ratsam, aber wenn die Märkte eine Achterbahnfahrt erwarten lassen, gilt das ganz besonders. Wir sehen spannenden Zeiten entgehen, in denen diejenigen die besten Karten haben, die sich darauf einstellen konnten!

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Kein Indikator, kein charttechnisches Signal, keine Sentiment-Indikation kommt ohne Fehlsignale aus. Das liegt in der Natur der Börse, schließlich können unerwartete Ereignisse jederzeit alles auf den Kopf stellen … und keine Indikation kann wahrsagen. Aber es gibt einige Indikatoren, die sich zuverlässiger zeigen als andere. Der RSI-Indikator gehört zu dieser relativ überschaubaren Gruppe. Und an der Börse aktuell würde ich ihn engmaschig im Auge behalten.

Seit etwa siebzig Jahren existieren markttechnische Indikatoren. Kaum war die Charttechnik geboren, begannen die ersten Trader, das, was die Kurse tun, durch mathematische Formeln abzuleiten und grafisch umzusetzen, damit man über die damals ebenfalls noch in den Kinderschuhen steckende Charttechnik hinaus vielleicht doch eine Chance hätte, ein klein wenig in die Zukunft zu schauen.

Rein von der Logik her ein unsinniger Gedanke, denn dass etwas, was war, aufzeigt, was kommt, haut an der Börse eben nicht hin. Ja, es gibt immer wieder ähnliche Muster, aber ganz gleich sind das Hier und Heute und egal welche Phase in der Vergangenheit eben nie. Aber zweimal um die Ecke gedacht wird in gewissen Fällen dann doch noch ein Schuh daraus, denn:

Indikatoren gibt es viele … aber nur die, die auch beachtet werden, können funktionieren

Gerade weil den meisten aktiv agierenden Marktteilnehmern bewusst ist, dass man das, was kommt, schlichtweg nie sicher vorhersagen kann, suchen und nutzen sie „Krücken“, mit denen sie glauben, den Weg des Unbekannten ein wenig sicherer gehen zu können. Und darin liegt die Chance dafür, dass ein Indikator Signale abliefert, die funktionieren:

Wenn genug Akteure einem entstandenen Signal folgen, wird aus einer rein mathematischen Ableitung des Kursbildes so etwas wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Und da gehört der RSI zu den führenden Indikatoren, einfach deswegen, weil sehr viele ihn nutzen und er auch Teil der Tool-Box von so manchem Handelsprogramm ist.

Börse aktuell: Entwicklung DAX von 1999 bis 2025 - Der RSI und Extremzonen | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX von 1999 bis 2025 – Der RSI und Extremzonen | Quelle: marketmaker pp4

Indikatoren kann sich jeder selbst zusammen basteln, keine Frage, aber eigentlich kann man sich diese Zeit sparen. Ich selbst habe jahrelang an komplexen Handelssystemen gearbeitet, um am Ende zu erkennen: „keep it simple, stupid“ ist immer der bessere Weg. Danach wanderten all die scheinbar genialen und am Ende dann doch nutzlosen Indikatoren aus dem Eigenbau in den Papierkorb, weil ein Indikator eben wegen dieses vorgenannten Aspekts nur dann funktioniert, wenn genug Anleger ihn beachten und seinen Signalen folgen. Und das sind die Standard-Werkzeuge wie MACD, Stochastik-Oszillator, gleitende Durchschnitte oder eben der RSI. Der was genau sein soll?

RSI, Barometer der inneren Stärke

Der RSI misst nicht, wie man das vom Namen her vermuten würde, wie relativ stark oder schwach sich ein Kurs im Verhältnis zu anderen Kursen darstellt, z.B. ob eine Aktie im Vergleich zu dem Index, in dem sie notiert ist, besser oder schlechter läuft. Das ließe sich ja leicht messen, indem man die Kursverläufe neben- oder übereinander hält. Nein, der RSI misst die „innere“ Stärke eines Kurses. Oder anders formuliert: Er misst, ob eine Kursbewegung überzogen ist und wenn ja, ab welchem Punkt die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich eine Übertreibung umkehrt. Die Berechnung des von Welles Wilder geschaffenen RSI-Indikators funktioniert folgendermaßen:

Der Indikator berechnet den durchschnittlichen Kurs eines Kursverlaufs zunächst für diejenigen Tage eines bestimmten Zeitraums (i.d.R. 14 Tage), an denen der Wert gestiegen ist. Für den Berechnungszeitraum sollten Sie immer den Standardwert von 14 Handelstagen nutzen, denn verändern Sie den Zeitraster, erhalten Sie Signale, die außer Ihnen niemand sieht … und dann wird der Indikator nutzlos, weil niemand den nur für Sie sichtbaren Signalen folgen könnte.

Diesem Durchschnittskurs der Tage mit einem Kursanstieg wird dann der Durchschnitt der Schlusskurse gegenübergestellt, an denen der Wert in den letzten 14 Handelstagen im Minus geschlossen hatte, indem man ihn durch den Durchschnitt der Aufwärts-Schlusskurse dividiert. Das bildet die Relative Stärke. Zum Relative Stärke Index (RSI) wird dieser Wert, indem man ihn indiziert: RSI = 100 – (100 ./. (1+RS)).

Heraus kommt ein Indikator, der in einer Skala zwischen 0 und 100 schwanken kann. Werte über 70 bedeuten ein überkauftes Niveau, Werte unter 30 ein überverkauftes Niveau. Das sind die beiden Extremzonen, aus denen heraus Signale generiert werden, die eine Trendwende im Kurs indizieren.

Börse aktuell: Entwicklung DAX von 2018 bis 2025 - Der RSI und Extremzonen | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX von 2018 bis 2025 – Der RSI und Extremzonen | Quelle: marketmaker pp4

Der RSI wird von der Logik unterstützt

Dass egal welcher Indikator niemals immer richtig liegt, basiert darauf, dass Gier und Angst immer stärker sind als der Verstand. Das gilt für alle Lebenslagen, aber wenn es um Geld geht, ganz besonders … vor allem, wenn man mit hohen Hebeln spekuliert. Hinzu kommt, dass solche Indikatoren wie der RSI zwar vielen bekannt sind, ebenso wie die Chart- und die Sentimentechnik mit ihren Tools. Aber eben keineswegs allen. Diejenigen, denen es an jeglichem Basiswissen in Sachen Börse fehlt, die aber in wachsender Zahl trotzdem kräftig Aktien kaufen, können ein noch so augenfälliges und dramatisches Signal alleine deswegen egalisieren, weil sie es gar nicht sehen.

Dass der RSI, wie im vorstehenden Chart zu sehen, im Frühjahr 2024 auf Wochenbasis ein sogar durch eine negative Divergenz verstärktes, bärisches Signal generierte und der DAX trotzdem nicht nach unten abdrehte, ist ein typisches Beispiel dafür … aber es ist kein Argument, solche Indikatoren als nutzlos einzuordnen und stattdessen einfach aus dem Bauch heraus zu agieren. Denn der Anteil an tauglichen Signalen ist beim RSI recht hoch. Und nutzt man ihn als ein Werkzeug von mehreren für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen, ist er sehr wertvoll. Zumal er letztlich ja von der Logik getragen wird.

Denn ein in eine der beiden Extremzonen gelaufener RSI zeigt, dass die Kurse in relativ kurzer Zeit viel stärker gestiegen oder gefallen sind als normalerweise üblich. Das heißt, dass damit auch die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass dem Markt die Käufer bzw., wenn der RSI um oder sogar unter 30 Prozent liegt, die Verkäufer ausgehen. Das kann also oft funktionieren … und tut es, wie die Charts zeigen, auch. Aber ich bin eher skeptisch, ob man ihn stur so nutzen sollte, wie sich der Erfinder Welles Wilder das vorgestellt hat.

Wie ich selbst der RSI nutze

Denn das Basis-Regelwerk sagt aus, dass ein Short-Signal entsteht, wenn der RSI aus der überkauften Zone wieder in die „Normalzone“, also unter 70, zurückfällt und umgekehrt ein Kaufsignal, wenn er aus der Zone unter 30 wieder über 30 steigt. Das funktioniert zwar oft, aber nicht oft genug. Ich will daher hier einmal darlegen, wie ich den Indikator über diese Basis-Signalregeln hinaus nutze.

Börse aktuell: Entwicklung DAX von 2023 bis 2025 - Der RSI und Extremzonen | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX von 2023 bis 2025 – Der RSI und Extremzonen | Quelle: marketmaker pp4

Ein Aspekt sind Divergenzen. Für mich sind sie kein entscheidendes Signal, aber das steigert auf jeden Fall die Zahl der Blicke, die ich auf den Indikator werfe. Divergenzen sind Abweichungen zwischen Basiswert und Indikator, wie im vorstehenden Chart gezeigt. Macht z.B. der DAX ein neues Tief, der RSI aber nicht – so, wie im Herbst 2023 der Fall – deutet das eine nachlassende Kraft der Abwärtsbewegung an und kann, wenn die Extremzone nahe oder erreicht ist, auf eine baldige Aufwärtswende hindeuten, für die Oberseite gilt das vice versa.

Divergenzen sind aber meiner Ansicht nach nur dann relevant, wenn zumindest eines der zwei Tiefs der Divergenz eine Extremzone berührt hat oder ihr, wie oben im Beispiel Herbst 2023, sehr nahe gekommen ist. Werte um 68 auf der Ober- und 32 auf der Unterseite beziehe ich bereits in die Extremzonen mit ein.

Darüber hinaus ist der RSI ein Indikator, bei dem ich anfange, Positionen in Trendrichtung sukzessiv abzubauen, wenn eine Extremzone nahe oder schon erreicht ist. Wenn dann noch andere Indikationen, wie z.B. der Bruch eines wichtigen, gleitenden Durchschnitts, einer Trendlinie oder eine Umkehrformation hinzukommen, bin ich meistens schon ohne Position und kann mich sukzessiv mit kleinen Trades in die Gegenrichtung „einkaufen“.

Börse aktuell: Entwicklung Nasdaq 100 von 2020 bis 2025 - Der RSI und Extremzonen | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Nasdaq 100 von 2020 bis 2025 – Der RSI und Extremzonen | Quelle: marketmaker pp4

Zuletzt würde ich empfehlen, sich den RSI in mehreren Zeitrastern anzusehen. Er funktioniert auch oft bei ganz kurzen Zeitrastern wie der 15- oder 60-Minuten-Basis gut. Aber vor allem meine ich damit die Tages-, Wochen- und Monatsbasis. Kommt es da dann zu dem seltenen Phänomen, dass der RSI auf allen drei Zeitebenen in etwa zeitgleich in der oberen oder unteren Extremzone rangiert, wie wir das im vorstehenden Chart beim Nasdaq 100 Ende 2021 sehen, ist ein starkes Signal im Anmarsch, das man besser nicht übersehen und erst recht nicht ignorieren sollte.

Versuchen Sie sich einmal an diesem RSI … ich denke, er wird Ihnen ordentliche Dienste leisten können, sofern Sie nicht erwarten, dass hier jedes Signal zu einem Treffer wird. Ein Wunder-Tool, dass so etwas könnte, wird es nie geben können.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Eine weit verbreitete Faustregel ist, dass die Trendrichtung der ersten zehn Tage eines neuen Jahres die Richtung eines Index für das gesamte Jahr vorwegnimmt. Was indes bei genauem Hinsehen nur selten zutrifft. Aber damit die Jahreswende als potenziellen Wegweiser abzuhaken, wäre voreilig, denn bei Einzelwerten sieht das schon anders aus. Da lohnt es, jetzt genauer hinzusehen.

Neues Jahr, neuer Trend … eigentlich steht hinter diesem Gedanken ja nicht gerade allzu viel Logik. Schließlich dreht sich die Welt am 1. Januar genauso schnell und in die gleiche Richtung wie am 31. Dezember. Warum sollte es also in Sachen Börsentrend ausgerechnet dann öfter als unter dem Jahr zu wegweisenden Veränderungen kommen? Aber dafür gibt es durchaus ein paar Argumente.

Menschen unterteilen ihr Leben sehr oft in subjektive Abschnitte

Da wir Menschen dazu neigen, unser Leben gerne in Abschnitte einzuteilen und Jahreswechsel daher gerne hergenommen werden, um sich umzuschauen, zurück- und vorauszublicken und sich ggf. neu zu orientieren, findet sich eine solche Tendenz auch an den Börsen wieder. Man sieht sich die Performance des abgelaufenen Jahres an und neigt dazu, um das neue Jahr herum Entscheidungen zu treffen. Mehr kaufen? Dranbleiben? Gewinne mitnehmen? Aussteigen? Oder jetzt an der Börse aktuell gar die Seiten wechseln?

Börse aktuell: Entwicklung DAX und Top und Flop Einzelaktien im Vergleich von 2024 bis 2025| Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX und Top und Flop Einzelaktien im Vergleich von 2024 bis 2025| Quelle: marketmaker pp4

Und das gilt nicht nur für das Depot an sich, sondern auch für die Einzelwerte darin. Ist diese oder jene Aktie da noch richtig? Gibt es etwas Spannendes, gegen das ich eine für den Verkauf interessante Aktie eintauschen könnte?

Die institutionellen Investoren orientieren sich an kalendarischen Ankerpunkten

Da man weiß, dass diese kalendarischen Ankerpunkte, nicht nur Jahreswenden, sondern auch Quartals- und bisweilen sogar Monatswenden, für Anleger oft Ausgangspunkte für Entscheidungen darstellen, neigen auch institutionelle Investoren wie Fonds, Hedgefonds oder Pensionskassen dazu, nicht nur zu solchen Stichtagen ihre werbewirksame Perfomance durch gezieltes Zukaufen von Gewinnern und Abstoßen von Verlierern zu optimieren (das sogenannte Window Dressing). Sie strukturieren oft auch die Ausrichtung ihrer Portfolios neu, gewichten dabei bestimmte Branchen höher, andere niedriger als zuvor, entsprechend den Perspektiven, die sich aus Sicht der Profis angesichts der Performance und der dadurch entstandenen, entweder eher zu hohen oder zu günstigen Bewertung einzelner Branchen und Einzeltitel ergeben.

Börse aktuell: Entwicklung Dow Jones und Top und Flop Einzelaktien im Vergleich von 2024 bis 2025| Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Dow Jones und Top und Flop Einzelaktien im Vergleich von 2024 bis 2025| Quelle: marketmaker pp4

Dass man die Gewichtung einzelner Branchen selten mitten in einem Quartal drastisch verändert, liegt auch daran, dass auch und gerade große Adressen konsequent Trends folgen. Handelsprogramme sind zur „Bewirtschaftung“ oft immens umfangreicher Portfolios unerlässlich … und die kaufen weiter, solange es aufwärts geht und bleiben weg, solange ein Trend nach unten weist.

Damit sind Jahreswenden in der Tat interessante Punkte, an denen man als Anleger einen genauen Blick auf einzelne Branchen und Aktien werfen sollte. Denn so manche Aktie, die im Vorjahr drastisch zugelegt hat, könnte da nach unten abdrehen, so mancher Verlierer in einen Aufwärtstrend einschwenken, je nachdem, ob genug institutionelle Investoren ihre Portfolios entsprechend umbauen. Unsere Charts zeigen, dass solche Wendemarken deswegen oft nahe an einer Jahreswende liegen. Aber Vorsicht:

Börse aktuell: Entwicklung Apple, Amazon und Boeing im Vergleich von 2020 bis 2024 mit Trendwenden| Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Apple, Amazon und Boeing im Vergleich von 2020 bis 2024 mit Trendwenden| Quelle: marketmaker pp4

Man sollte nicht einfach unterstellen, dass, was 2024 fiel, 2025 steigen müsste und die Gewinner 2024 jetzt zwingend „oben“ wären und abdrehen werden. Das kommt eben darauf an, wie die Entscheider bei diesen großen Adressen die Lage der einzelnen Unternehmen einschätzen. Und das gilt nicht nur für Branchen an sich, sondern auch für die Unternehmen innerhalb einer Branche, dazu als Beispiel weiter unten ein Blick auf die Entwicklung der ganz großen Luxusgüter-Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren.

Börse aktuell: Entwicklung Siemens Energy, Sartorius und Zalando im Vergleich von 2020 bis 2024 mit Trendwenden| Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Siemens Energy, Sartorius und Zalando im Vergleich von 2020 bis 2024 mit Trendwenden| Quelle: marketmaker pp4

Der Trend des Gesamtmarkts hängt vor allem vom Mittelzufluss und Mittelabfluss ab

Aber warum läge man angesichts dieser Aspekte so verkehrt, wenn man auch in Bezug auf den Gesamtmarkt mit einem Richtungswechsel zur Jahreswende rechnen würde? Weil die Gewichtung von Portfolios und deren Volumen zwei völlig unterschiedliche Dinge sind. Fonds oder Hedgefonds und auch Themen-ETFs können innerhalb ihrer Portfolios die Struktur verändern. Aber sie können nicht einfach die Hälfte des Kapitals in Cash verwandeln bzw. haben nie riesige Barreserven, die sie zum Start in ein neues, von ihnen als potenziell bullisch angesehenes Jahr investieren könnten.

Man fährt da immer mit einer hohen Investitionsquote, denn nur so ist man imstande, in Sachen Performance mit dem Gesamtmarkt mitzuhalten bzw. ihn im Idealfall zu schlagen. Daher ist die Richtung des Gesamtmarkts entscheidend vom investierten Geldvolumen abhängig und damit von den passiven Anlegern, die insgesamt den Anteil der „Stock Picker“ ja drastisch überwiegen. Erst, wenn diese passiven Sparer weniger frisches Geld in ihre Fonds und ETFs investieren oder sogar Geld abziehen, würde auch der Gesamtmarkt einen nachhaltigen Richtungswechsel vornehmen.

Börse aktuell: Entwicklung Luxusaktien und Euro Stoxx 50 im Vergleich von 2020 bis 2024 mit Trendwenden von Branchen| Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Luxusaktien und Euro Stoxx 50 im Vergleich von 2020 bis 2024 mit Trendwenden von Branchen| Quelle: marketmaker pp4

Trendwechsel bei DAX & Dow zur Jahreswende? Das ist eher selten … aber nicht unmöglich!

Auch das kann natürlich, wenn sich viele zur Jahreswende Gedanken darüber machen, wie sie in Sachen Börse weiter vorgehen wollen, nahe an einem Jahreswechsel der Fall sein. Aber öfter beobachtet man Richtungswechsel erst Richtung März oder im Herbst, zwischen Ende September und Ende Oktober, wenn in ersterem Fall große Erwartungen zu kleinen werden oder man im zweiten Fall neue Hoffnung in das kommende Jahr setzt und schon mal vorkauft.

Was aber nicht bedeutet, dass ein Richtungswechsel genau an einer Jahreswende nie auftreten würde, denken wir nur an den Beginn des Jahres 2008, der einen sehr drastischen Schwenk nach unten brachte. Auch können Hedgefonds, deren Ausrichtung ja flexibel ist, eine solche Wende jederzeit und damit auch zum Jahreswechsel gezielt „anstoßen“. Aber grundsätzlich sind es eben vor allem Einzelwerte, die in Sachen Trendwechsel jetzt interessant sind … da in nächster Zeit ein Auge drauf zu haben, kann also nicht schaden!

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Nicht nur der Schnitt der Expertenprognosen lag 2024 für die wichtigsten Märkte daneben, bisweilen war nicht einmal der extremste Wert, der von einem Analysten geschätzt wurde, in der Nähe des Levels, auf dem man jetzt, zum Jahresultimo, gelandet ist. Sind Prognosen also sinnlos? Nein, sie sind durchaus nützlich … wenn man sie richtig einsetzt.

Ende November 2023 lag der Schnitt der Kursziele für den marktbreiten S&P 500-Index für das jetzt erreichte Jahresende 2024 bei 4.900 Punkten. Zu diesem Zeitpunkt notierte der Index etwa bei 4.600 Zählern. Am Freitagabend schloss er bei 5.971 Punkten. Statt einer eher dünnen Performance, die die Experten erwartet hatten, kam es also zu einer sehr guten.

Börse aktuell: Entwicklung S&P 500 im Jahr 2024 und durchschnittliches Kursziel für 2024 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung S&P 500 im Jahr 2024 und durchschnittliches Kursziel für 2024 | Quelle: marketmaker pp4

Noch extremer fiel die Diskrepanz beim DAX aus. Im Schnitt lag das Ende 2023 bestehende 2024er-Kursziel von 26 Banken und Investmenthäusern bei 17.200 Punkten. Beendet hatte der DAX das Jahr 2023 bei 16.752 Zählern, auch hier war die Erwartung in Sachen Kursgewinne also verhalten … und damit lag man dramatisch daneben. Selbst das höchste der damals vergebenen Kursziele lag mit 18.600 Zählern ein gutes Stück zu tief.

Börse aktuell: Entwicklung DAX im Jahr 2024 und durchschnittliches Kursziel für 2024 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX im Jahr 2024 und durchschnittliches Kursziel für 2024 | Quelle: marketmaker pp4

Gold: Man sah nicht viel Spielraum für das Edelmetall, immerhin wirkte die 2.000 US-Dollar-Marke schon als luftige Höhe, nachdem der Kurs nach einer durchschnittlichen Prognose von 1.860 US-Dollar für das Jahresende 2023 mit 2.065 US-Dollar deutlich höher als gedacht aus dem Jahr gegangen war. Daher war man eher verhalten, sah nur noch moderaten Aufwärtsspielraum. Die Konsens-Prognose für das Jahresende 2024 lag bei 2.110 US-Dollar, die Spanne der Ziele lag zwischen 1.950 und 2.250 US-Dollar. Schlusskurs am Freitag: 2.616 US-Dollar.

Börse aktuell: Entwicklung Gold von 2020 bis 2025 und durchschnittliche jährliche Kursziele | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Gold von 2020 bis 2025 und durchschnittliche jährliche Kursziele | Quelle: marketmaker pp4

Und bei Rohöl? Da hatten die Schätzungen zu hoch gelegen … für die Verbraucher zum Glück. Brent Crude Oil beendete das Vorjahr mit knapp 79 US-Dollar, im Schnitt sahen die Experten den Ölpreis bis zum jetzigen Jahresende auf knapp 87 US-Dollar steigen. Am Freitag ging Brent Crude mit 73,43 US-Dollar aus dem Handel.

Börse aktuell: Entwicklung Rohöl im Jahr 2024 und durchschnittliches Kursziel für 2024 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Rohöl im Jahr 2024 und durchschnittliches Kursziel für 2024 | Quelle: marketmaker pp4

Jahresziel-Prognosen als irreführender Wegweiser?

Zusammengefasst lagen die durchschnittlichen Prognosen bei all diesen wichtigen Märkten nicht nur ein bisschen, sondern drastisch daneben. Hätte man anhand dieser Prognosen einen Trade initiiert, hätte man zwar in Sachen Aktienindizes und Gold womöglich mehr verdient als gedacht. Aber nur, wenn man nicht mit diesen Prognosen im Hinterkopf und den mehrmals im Jahr überkauften Kursen nervös geworden wäre und lieber den Gewinn mitgenommen hätte. Immerhin hätte man sich denken müssen, dass die Kurse da überziehen und jederzeit wegbrechen können. Was sie indes nicht taten.

Wenn man bedenkt, dass Prognosen öfter daneben als richtig liegen … denken wir da nur an die großen Baissen einiger Aktien im endenden Jahr, die es laut den Kurszielen der Analysten nicht hätte geben dürfen, so z.B. bei SMA Solar, Aixtron, Porsche AG, Bayer, Siltronic, Carl Zeiss, Sartorius und vielen mehr, könnte man diese Prognosen an sich als sinnlos ansehen.

Mehr noch, sie sind ja, wenn man ihren reinen Zahlenwerten folgt, sogar irreführend. Auch im Fall steigender Kurse. Denn dass man seitens der Analysten bei Aktien wie Rheinmetall, Siemens Energy oder SAP im Jahresverlauf immer wieder die Kursziele anheben musste, um nicht völlig daneben zu liegen, enthebt eine Prognose, die man am Ende eines Jahres für das Ende des nächsten abgibt, ihrem Sinn. Und ja, wenn man sich nur auf die prognostizierten Zielkurse reduziert, können solche Prognosen mehr schaden als nutzen. Aber betrachten wir sie einfach mal in einem anderen Licht:

Das „Warum“ bei der Vergabe eines Kursziels ist wichtiger als die reine Zahl!

Als die Analysten ihre Kursziele Ende 2023 abgaben, taten sie dies unter bestimmten Annahmen in Bezug auf die Rahmenbedingungen. Bezogen auf DAX und S&P 500 sah man zwar sinkende Leitzinsen als positives Element. Man sah aber auch bremsende Faktoren wie ein vermutlich dünnes Wachstum und eine eher hartnäckige Teuerung, die 2024 über der Zielzone der Notenbanken bleibt. Und man erwartete vorsichtige Verbraucher.

Was die USA angeht, hatte man den Kauftrieb der Verbraucher offensichtlich unterschätzt, die auch bei teuren Krediten nahezu ungebremst weiter konsumierten wie vor der Inflationsphase. In Europa lag man mit diesen Vermutungen aber absolut richtig. Nur die Kurse, die taten nicht, was sie rein logisch betrachtet in diesem Umfeld hätten tun müssen, nämlich bestenfalls im Geländegang nach oben kriechen. Wobei:

Eigentlich lief auch das so wie gedacht, wenn man sich den europäischen Leitindex Euro Stoxx 50 oder den MDAX ansieht. Wie die nachstehende Abbildung zeigt, ist es ja nur der DAX, der so völlig entgegen den Erwartungen stieg und ein weit über dem langjährigen Schnitt liegendes Plus erzielte. Und in dieser Hinsicht sind die Prognosen sehr wohl zu etwas zu gebrauchen:

Börse aktuell: Entwicklung Euro Stoxx 50 im Jahr 2024 und durchschnittliches Kursziel für 2024 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Euro Stoxx 50 im Jahr 2024 und durchschnittliches Kursziel für 2024 | Quelle: marketmaker pp4

Sie halten dazu an, die Entwicklungen der Kurse mit den Rahmenbedingungen abzugleichen und dadurch umgehend zu erkennen, wenn etwas nicht läuft, wie es normalerweise sollte. Denn immer, wenn es dazu kommt, entsteht ein Risiko. Was beim DAX hieße: Ein enormer Rückschlag, der den Index auf eine normale Bewertung zurückführt, könnte an der Börse aktuell jederzeit kommen, während die Fallhöhe bei Euro Stoxx 50 oder MDAX viel geringer wäre.

Wenn man also nicht einfach nur das Kursziel einer Prognose ansieht, sondern sich anschaut, warum der betreffende Experte dieses Ziel ausgegeben hat, bekommt man einen Einblick in die Lage, die zum Zeitpunkt der Prognose vorlag. Man kann die Erwartungen des Analysten in Bezug auf die kommende Entwicklung der Rahmenbedingungen mit dem abgleichen, was wirklich passiert und hat damit immer ein Bein auf dem Boden der Fakten.

Prognosen sind nützlich … aber nur für diejenigen, die sich die Zeit nehmen, genau hinzuschauen!

Dass diese Prognosen im Jahresverlauf dann andauernd revidiert werden bzw. werden müssen, belegt zwar, dass die Vergabe konkreter Kursziele eigentlich Unsinn ist, denn jede Revision ist ein Beweis dafür, dass man den Prognosen an sich nicht folgen sollte. Aber letzten Endes sind auch dann Begründungen zu finden. Begründungen, die das Kursziel den Veränderungen im Umfeld angleichen, die man nicht hatte vorhersehen können. Denken wir nur daran, wie wichtig für die US-Wirtschaft war, wer Anfang November die Wahl gewinnen würde. Oder wer im Februar 2025 dann bei uns die Regierung stellen wird. Wie wollte man das prognostizieren? Aber wie gesagt:

Geht man von den reinen Zahlen weg und schaut auf die Grundlagen und Annahmen, deren Ergebnis die Prognose war, wird die Sache nützlich. Da das aber auch viel mehr Aufwand bedeutet, ist es schon so:

Prognosen richten mehr Schaden als Nutzen an. Was aber weniger die Schuld derer ist, die sie abgeben, immerhin wollen die Marktteilnehmer solche Prognosen haben. Es ist vor allem die Schuld derer, die die dazu gehörige „Bedienungsanleitung“ nicht lesen. Die zu ignorieren ja, wie die Erfahrung lehrt, immer eine schlechte Idee ist.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche und einen guten Rutsch ins Jahr 2025!

Ihr

Ronald Gehrt