Tesla Aktie Prognose Tesla: Erwartungen verfehlt, aber Hoffnung auf Robotaxis steigt

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Keine Aktie hat wohl derart stark vom Wahlsieg Trumps profitiert wie Tesla. Mit dem Breakout über die Marke von rund 275 USD zündete die Tesla-Aktie im November den Turbo und setzte in Folge zum Höhenflug an. Die beeindruckende Rallye endete dann Mitte Dezember, als sich die Kurse sehr weit von der 50-Tage-Linie entfernt hatten.

Eine Korrektur war überaus wahrscheinlich und dies hatte ich in meiner Analyse vom 12. Dezember erwähnt. In Folge ist diese dann auch wie nach Plan eingetreten.

Expertenmeinung: In den letzten Handelstagen haben sich die Kurse der 50-Tage-Linie genähert, diese jedoch nicht unterschritten. Die Bullen zeigten im gestrigen Handel Stärke und das Interesse an Tesla scheint langsam wieder zu steigen.

Sollte nun die eingezeichnete Widerstandslinie gebrochen werden, könnte die im vorigen Jahr gestartete Rallye einen neuen Schub erhalten. Die Bären wiederum wollen die Kurse unter dem besagten gleitenden Durchschnitt sehen. Ich stufe die Aussichten für die Aktie vorerst wieder von „neutral“ auf „bullisch“ hoch.

Aussicht: BULLISCH

Am 05.11, dem Tag der US-Wahl, lag die 2024er-Performance der Tesla-Aktie bei 1,2 Prozent. Am vergangenen Mittwoch, den 18.12., lag sie am Tageshoch bei 96,6 Prozent … seither ist sie um in der Spitze 14,5 Prozent gefallen. Dramatische Zahlen. Endet die Hausse damit?

Möglich ist es, begründbar wäre es allemal. Aber so ganz sicher sein kann man sich dessen nicht. Denn was die Tesla-Aktie hier zeigt, ist eine „Fahnenstange“ wie aus dem Lehrbuch: Ein exzessiver Anstieg mit zunehmender Dynamik, der längst den Kontakt zu den fundamentalen Daten verloren hat. Da geht es nur noch um blanke Gier, die, wenn eine solche Fahnenstange bricht, ohne Zwischenstation in Panik umschlägt.

Aber gerade weil die Trader, die die Aktie so weit treiben, extrem riskant agieren und damit für sie so viel auf dem Spiel steht, werden sie auch alles tun um zu verhindern, dass der steile Trend bricht. Das klappt zwar nie auf Dauer, aber solche Erkenntnisse erreichen die meisten Zocker nicht, sie agieren auf Stunden- oder gar Minutenbasis mit hohen Hebeln und bleiben in ihrem Mikrokosmos. Wenn diese Klientel jetzt noch zahlreich und entschlossen bzw. kapitalkräftig genug ist, ist das höchst alarmierende Chartbild der Aktie auf Tagesbasis schnell ausgebügelt. Wenn nicht, dann bricht sie, die Fahnenstange. Zunächst mal zum Chartbild:

Expertenmeinung: Was wir hier sehen, ist ein nicht ganz regelgerechter „Evening Star“ … für das Ende einer Fahnenstange wäre das ein Klassiker. Am Dienstag hatte sich mit einem neuen Rekordhoch eine Art „Hanging Man“ im Candlestick-Chart gebildet. Ein Warnsignal, dem dann am Mittwoch auch noch eine Eröffnung klar unter dem Vortages-Schlusskurs folgte. Zwar wurde versucht, die Gefahr „wegzukaufen“ und dabei sogar mit 488,54 US-Dollar ein neuer Verlaufsrekord erzielt, aber dieser Versuch wurde im Zuge des Selloffs nach der US-Notenbankentscheidung drastisch abgeschossen. Aus den drei Kerzen von Montag bis Mittwoch ergab sich damit dieser „Evening Star“.

Eine potenziell massiv bärische Formation, wenn sie durch Anschluss-Verkäufe bestätigt wird. Und die kamen. Und das nicht nur am Donnerstag, sondern auch am Freitag, als ein erneuter Versuch, die Sache zu drehen, mit einem Schlusskurs im Minus und nahe am Tagestief endete. Das Chartbild meldet also: Alarm. Und was ist mit dem Unterbau in Sachen Rahmenbedingungen?

Ein solcher, immenser Anstieg wäre in der Tat kein Problem, wenn er durch eine deutlich besser daherkommende fundamentale Lage unterfüttert würde. Wird er aber im Fall Tesla nicht. Gerade wurde gemeldet, dass Tesla in Europa massiv an Boden verliert. Seit Jahresbeginn sind die Verkäufe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14 Prozent gesunken, im November lag die Zahl der in der EU neu zugelassenen Teslas sogar 40 Prozent unter Vorjahresniveau. Und auch, wenn das Unternehmen bei den Zahlen des dritten Quartals über den Gewinnprognosen lag: In den vorherigen zwei Quartalen hatte man sie verfehlt. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis liegt auf Basis der durchschnittlichen 2024er-Gewinnschätzung der Analysten bei absurden 115, das durchschnittliche Kursziel der Experten bei 284 US-Dollar, am Freitag schloss die Aktie fast 50 Prozent darüber.

Da ist also nichts. Nichts außer der diffusen Erwartung, dass die Nähe von Tesla-Boss Musk zu Donald Trump ihm massive Vorteile bringen werde. Was zwar denkbar, eher sogar wahrscheinlich ist. Aber sich da dranzuhängen, indem man Tesla-Aktien kauft, ist ja nun nicht gerade schlau. Denn dass Musks steigender Reichtum irgendwie im Gewinn pro Aktie bei Tesla ankommt, ist nicht zu erwarten, auch nicht, dass Musk z. B. in Kürze beauftragt wird, einen „US-Volkswagen“ zu bauen.

Die Rallye wird also nicht einmal von einer guten „Phantasie“ getrieben, so gesehen: Ja, die Zocker könnten versuchen, die kritische Situation wegzukaufen und ja, es ist nicht einmal ausgeschlossen, dass das bisherige Rekordhoch dabei noch überboten wird. Aber diese Gegenwehr muss nicht kommen … und käme sie und trifft erneut auf massive Verkäufe, wäre das nur umso mehr ein Signal, hier auf keinen Fall mehr Long zu sein. Was jedoch nicht automatisch heißt, dass Short die richtige Seite ist. Bei Aktien, die dermaßen unberechenbar und stark schwanken, sollte man als vernünftiger Trader am besten nur amüsiert zuschauen, denn wie heißt es doch: Mit Geld spielt man nicht.

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Seit Anfang November habe ich die Aktie des Elektrofahrzeugherstellers mit bullischen Aussichten versehen. Ein Grund für den Beginn des Anstiegs in den letzten Wochen war vor allem der Wahlsieg Trumps, welcher Elon Musk mit ins Regierungsteam nehmen will. Die Tesla-Aktie reagierte darauf mit einer Kursexplosion von mehr als 40 %.

Nach einer mehrwöchigen Konsolidierung wurde vorige Woche der Widerstand bei rund 361 USD gebrochen. Dies führte erneut zu technischen Kaufsignalen, welche die Kurse abermals nach oben katapultierten. Die Bullen scheinen hier das Zepter fest in der Hand zu halten.      

Expertenmeinung: Bullischer geht kaum und mit dem gestrigen Handelstag hat die Tesla-Aktie zudem ein neues Allzeithoch erreicht. Die Hoffnung auf goldene Zeiten ist groß und Anleger kaufen auf breiter Front ein.

Dennoch sollten alle Neueinsteiger gewarnt sein, denn der Abstand der Kurse zur 50-Tage-Linie ist auf ein neues Hoch gestiegen. So überkauft war die Aktie in den letzten Monaten noch nie. Aus meiner Sicht eine klare Übertreibung, welche bald mit einer scharfen Korrektur enden dürfte. Vorerst aber könnten Gewinne noch mit engen Stopps laufen gelassen werden.

Aussicht: NEUTRAL

Man könnte meinen, Elon Musk habe die US-Wahl gewonnen, so, wie die Tesla-Aktie seither davonzieht. Aber irgendwie ist das ja auch so: Die Nähe zum Wahlsieger stellt die Chancen der Aktie in ein neues, bullisches Licht. Zumindest sehen das die Käufer so. Haben sie Recht?

Tesla-Chef Musk soll für Donald Trump so etwas wie ein Einsparungs- und Rationalisierungsbeauftragter werden. Das klingt nach einem Vollzeit-Job für einen, der wichtige Entscheidungen bei Tesla, X oder Space X ungern anderen überlässt. Aber gut, wer all das kann, kann das wohl auch noch. So sehen das zumindest diejenigen, die sicher sind: Als enger Berater des nächsten Präsidenten wir Elon Musk schon dafür sorgen, dass es mit Tesla aufwärts geht. Und kaufen schon mal vor.

Das hat die Tesla-Aktie jetzt in eine das Rekordhoch einschließende Widerstandszone getragen, die zwischen 384,29 und 414,50 US-Dollar wartet und aus der Zeit 2021/2022 stammt, als man sicher war, dass Verkaufszahlen, Margen und Gewinn bei Tesla wie auf Schienen immer weiter zulegen würden. Heute weiß man es besser, die Aktie war nicht umsonst Anfang 2023 bis knapp über 100 US-Dollar weggebrochen.

Jetzt strahlt sie wieder in altem Glanz, die bisherigen Rekorde in Schlagdistanz. Und ja, sie ist zwar markttechnisch überkauft, aber dieser Chart auf Wochenbasis zeigt: Sie war auch schon mal heißer gelaufen. Allerdings gibt es zu diesen überkauften Phasen 2020 und 2021 aktuell einen Unterschied:

Jetzt ist es die Erwartung, dass Musk da schon irgendwas kungeln wird, um seine Gewinne zu steigern, die die Käufer antreibt, damals war es echtes Wachstum. Und ob man damit richtig liegt, ob Tesla als Unternehmen eines Trump-Vertrauen auf einmal zu einem Füllhorn der Gewinne wird, ist zumindest etwas, das man hinterfragen müsste, denn:

Expertenmeinung: Trump ist ja eigentlich ein Gegner erneuerbarer Energien oder besser: Ein Freund der fossilen Energieträger, weil sie den USA kurzfristig mehr Wachstum bringen würden. Soweit man weiß, hat er nichts gegen Elektrofahrzeuge, solange sie seine Vorstellungen von Wirtschafts- und Energiepolitik nicht stören, aber:

Damit Tesla das an Gewinn einfährt, was die Käufer jetzt bereits vorweggenommen haben, müssten viel mehr Teslas zu viel höheren Gewinnmargen verkauft werden. Denn aktuell liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis auf Basis der Gewinne der vergangenen vier Quartale bei flotten 100. Bei „normalen“ Autokonzernen ist ein Kurs/Gewinn-Verhältnis unter zehn normal, oft liegt es sogar unter fünf. Und noch rührt sich da in Sachen Wachstumsdynamik herzlich wenig. Denn ja, Tesla hat die Prognosen im dritten Quartal übertroffen. Aber die des ersten und zweiten Quartals wurden verfehlt. Und man kann ja die US-Bürger, erst Recht nicht den Rest der Welt, nicht ab sofort dazu zwingen, Tesla zu fahren.

Und die Analysten? Die lassen sich von diesem „Trump/Musk/Tesla-Hype“ nicht irritieren. Von den 48 die Aktie beobachtenden Experten stufen 28 die Aktie mit „Halten“, „Untergewichten“ oder, in wenigen Fällen, sogar mit „Verkaufen“ ein. Es kann da nicht überraschen, dass die Aktie am durchschnittlichen Kursziel der Analysten mehr als ein klein wenig vorbei gelaufen ist. Das Konsens-Ziel liegt aktuell bei 250 US-Dollar – wo die Aktie notiert, sehen Sie ja.

Hier stehen also eher diffuse Erwartungen von irgendwelchen Wunderdingen als Ausfluss Musks derzeitiger Nähe zu Trump (die übrigens nicht von Dauer sein muss, denn eigentlich bieten die beiden Charaktere Sprengstoff, wenn sie sich zu lange auf der Pelle sitzen) gegen eine eher graue Perspektive in Sachen Umsatz. Marge und Gewinn. Eingepreist sind aber die Wunderdinge. Gut, letztlich geht das seit Wochen so, warum also nicht auch noch ein paar Wochen mehr, inklusive Anlauf und Sprung über das Rekordhoch. Aber immer dann, wenn eine Hausse auf reinen Emotionen basiert und seitens der Faktenlage in der Luft hängt, kann der Kurs jederzeit von dieser „Wolke Sieben“ fallen, auf der er jetzt schwebt.

Wäre ich hier investiert, würde ich nicht darauf wetten wollen, dass auf „sehr riskant“ ein „noch viel riskanter“ folgt und der Kurs noch höher steigt. Sondern aufkommende Gier niederringen, die Hälfte mit sattem Gewinn verkaufen und für den Rest einen Stop Loss knapp unter 3200 US-Dollar legen.

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Wieder einmal holt Elon Musk die Vergangenheit ein, denn er hat den Streit um ein 56 Milliarden Dollar schweres Vergütungspaket erneut verloren. Dies bestätigte gestern nach Börsenschluss eine Richterin.

Demnach wurde Elon Musk das massive Gehaltspaket zu Unrecht im Jahr 2018 gewährt. Dieser reagierte darauf prompt mit Tweets auf seiner Plattform X. Die Tesla-Aktie, welche im regulären Handel noch stark an Wert zulegen konnte, verlor im nachbörslichen Handel. Könnte dies die aktuelle Rallye gefährden?

Expertenmeinung: Vorerst sehen wir noch keinen wirklichen Schock. Aus technischer Sicht befindet sich die Tesla-Aktie nach wie vor in einem nach oben gerichteten Aufwärtstrend. Mit einer soliden Unterstützung bei 326.59 USD haben die Bullen das Zepter fest in der Hand.

Erst wenn dieser Support gebrochen werden würde, sollten sich Anleger ernsthaft Sorgen über eine mögliche Korrektur machen.

Aussicht: BULLISCH