Data-Center-Geschäft verzeichnet Umsatzexplosion von 122 % und ist jetzt größer als alle anderen Bereiche zusammen. AMD stürzt trotzdem ab.
Schlechte Nachrichten aus dem Halbleiter-Sektor haben wir in letzter Zeit wenige gehört. AMD ist jedoch nachbörslich um über 8 % eingebrochen.
AMD bedarf keiner großartigen Vorstellung. Das Unternehmen dürfte jedem bekannt sein und hat sich in den letzten Jahren als einer der führenden Hersteller von Hochleistungsprozessoren und Grafikkarten etabliert und gilt mittlerweile als stärkster Konkurrent von Intel und Nvidia.
Im CPU-Geschäft hat man Intel nennenswerte Marktanteile abgenommen und im GPU-Segment hält man Nvidia auf Trab. AMD ist also in mehreren Schlüsselmärkten ein ernstzunehmender Player.
Mit der Übernahme von Xilinx im Jahr 2022 hat AMD sein Portfolio um programmierbare Chips ausgebaut, was sich im Nachhinein als Volltreffer herausgestellt hat, denn das bietet weitere Möglichkeiten in den Bereichen KI und maschinelles Lernen.
4 Geschäftsbereiche, die kaum unterschiedlicher laufen könnten
Das Unternehmen berichtet in vier Bereichen, deren Entwicklung zuletzt komplett unterschiedlich ausgefallen ist.
Das Data-Center-Segment verzeichnet seit einiger Zeit massive Wachstumsraten, das Client-Segment wächst ordentlich, im Bereich Embedded schrumpft das Geschäft und der Gaming-Bereich existiert bald nicht mehr, wenn die Umsätze weiter in dieser Größenordnung einbrechen.
Es wird natürlich nicht passieren, dass AMD keine Radeon-Grafikkarten mehr verkaufen wird, aber bei einem Umsatzeinbruch von 69 % beschreibt das die Lage trotzdem recht gut.
Eine genauere Beschreibung der vier Unternehmensfelder finden Sie in der letzten Analyse zu AMD.
Diese Effekte überlagern einander, und daher muss man sich die oberflächlich gemeldeten Daten von AMD immer etwas genauer anschauen.
Unterm Strich konnte das Unternehmen in der jüngeren Vergangenheit außerordentliche Erfolge feiern, obwohl immer wieder einzelne Segmente schwächelten.
In den letzten fünf Jahren konnte AMD den Umsatz von 9,76 auf 22,68 Mrd. USD mehr als verdoppeln. Im Zuge der Übernahme von Xilinx erhöhte sich die Zahl der Aktien jedoch massiv, wodurch sich der Umsatz je Aktie nicht ganz so stark entwickelte und von 8,25 auf 14,05 USD stieg.
Der Gewinn entwickelte sich hingegen stark überproportional und kletterte von 0,64 auf 2,65 USD je Aktie.
Data Center überflügelt alle anderen Geschäftsbereiche: Umsatz +122 %
Im laufenden Geschäftsjahr hat sich die gute Entwicklung fortgesetzt, vor allem dank des Data-Center-Geschäfts.
Im dritten Quartal konnte der Umsatz in diesem Bereich um 122 % auf 3,5 Mrd. USD gesteigert werden, vor allem dank der neuen AMD Instinct GPU und AMD EPYC CPU.
Inzwischen erzielt AMD in diesem Segment mehr Umsatz als in den drei anderen Geschäftsbereichen zusammen.
EPYC CPU ist eine Hochleistungsprozessorfamilie, die speziell für den Einsatz in Servern und Rechenzentren entwickelt wurde.
Instinct GPU ist eine Hochleistungs-GPU-Reihe, die vor allem für maschinelles Lernen, künstliche Intelligenz und wissenschaftliche Berechnungen eingesetzt wird.
Der Geschäftsbericht Client verzeichnete einen Umsatzsprung um 29 % auf 1,9 Mrd. USD, vor allem dank einer starken Nachfrage nach Zen-5-Ryzen-Prozessoren.
Soweit die guten Nachrichten, ab jetzt wird es aber holprig. Das Embedded Segment verzeichnete einen um 25 % auf 927 Mio. USD rückläufigen Umsatz.
Das Gaming-Segment verzeichnete sogar ein Minus von 69 % auf 462 Mio. USD.
Erwartungen übertroffen: Gewinnsprung um 31 %
In Summe konnte man den Umsatz um 18 % auf 6,82 Mrd. USD steigern, das Bruttoergebnis kletterte sogar um 23 % auf 3,66 Mrd. USD.
Die operative Marge verbesserte sich von 22 auf 25 % und das Nettoergebnis von 1,13 auf 1,50 Mrd. USD.
Das entspricht einem Gewinnsprung um 31 % von 0,70 auf 0,92 USD je Aktie. AMD hat durchweg die Erwartungen übertroffen.
Die Prognose für den Umsatz mit KI-Chips in diesem Jahr hat man von 4,5 auf über 5,0 Mrd. USD erhöht. Im kommenden Jahr soll es deutlich mehr werden.
AMD-Chefin Su geht davon aus, dass der Markt für KI-Beschleuniger in den kommenden Jahren um 60 % p. a. wachsen wird.
Für das vierte Quartal stellt man ein Umsatzwachstum um 22 % auf 7,5 Mrd. USD in Aussicht, plus minus 300 Mio. USD. Die Bruttomarge soll bei 54 % liegen.
Das Bruttoergebnis dürfte im vierten Quartal also etwa 10 % höher ausfallen als im gerade abgeschlossenen Quartal, der Gewinn dürfte noch stärker zulegen.
Daher dürften die derzeitigen Konsensschätzungen zu niedrig sein, denn bisher wird für 2024 ein Ergebnis von 3,36 USD je Aktie erwartet.
Wie realistisch sind die Prognosen?
AMD hat in den ersten neun Monaten bereits einen Gewinn von 2,64 USD je Aktie erzielt.
Sollte das Unternehmen im Schlussquartal so viel verdienen wie im letzten Quartal, läge der Jahresgewinn bei 3,56 USD je Aktie. AMD stellt für Q4 aber 10 % mehr Umsatz als in Q3 in Aussicht, bei gleichbleibender Bruttomarge. Darüber hinaus ist anzunehmen, dass die operativen Kosten in geringerem Umfang steigen. Das war auch in den letzten Quartalen der Fall.
AMD dürfte im Schlussquartal über 1,00 USD je Aktie verdienen. Somit läge das Jahresergebnis mindestens bei 3,64 USD je Aktie und somit weit über den Konsensschätzungen.
Man kann vortrefflich darüber streiten, dass die Aktie dennoch überbewertet ist. Nachbörslich ist die Aktie zwar um 8 % auf 152,95 USD abgestürzt, doch auf diesem Kurslevel liegt die forward P/E trotzdem noch bei 42,0 – 45,5. Je nachdem, welchen Gewinn man unterstellt.
Auf der anderen Seite ist das Jahr bald zu Ende und 2025 soll das Ergebnis von AMD um mehr als 50 % steigen. Dadurch würde die P/E auf 28,6 sinken oder der Kurs steigt.
In den letzten fünf Jahren lag die P/E von AMD durchschnittlich bei 54, die Spanne reicht jedoch von 18 bis 82.
AMD ist nachbörslich um 8 % auf 152,95 USD abgestürzt und notiert nahe der Unterstützungszone bei 148 – 150 USD.
Wird der Support jetzt durchbrochen, muss mit einer Ausdehnung der Korrektur in Richtung 130 USD gerechnet werden. Auf diesem Niveau verläuft auch der mehrjährige Aufwärtstrend.
Solange die Unterstützung bei 148 – 150 USD nicht durchbrochen wird, ist eine ganze Reihe von Szenarien denkbar, von einer Seitwärtsphase und Bodenbildung bis hin zu einer schnellen Kehrtwende zur Oberseite.
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